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Auch kurze Beine müssen an die Leine

Immer wenn Heike Müller (40) ihre neun Collies zum Spaziergang durch den Chransdorfer Wald ruft, wedeln sie voller Vorfreude mit den Schwänzen. Bei Frauchen hält sich diese Freude allerdings in Grenzen, denn die Hundehalterin, die auch eine eigene Hundeschule leitet, wird in letzter Zeit argwöhnisch beobachtet.
In Brandenburgs Wäldern gehören Hunde noch an die Leine - egal ob große oder kleine. Mischlingshündin Alina und ihr Frauchen Juliane fürchten aber weder böse Wölfe, noch die zahlreichen Monster-Windmühlen im oder am Chransdorfer Forst. Foto: sts

In Brandenburgs Wäldern gehören Hunde noch an die Leine - egal ob große oder kleine. Mischlingshündin Alina und ihr Frauchen Juliane fürchten aber weder böse Wölfe, noch die zahlreichen Monster-Windmühlen im oder am Chransdorfer Forst. Foto: sts

Nicht von den drei bis fünf Wölfen, die in „Chransdorf-Forest“ vor gut zwei Jahren von einer „versteckten Kamera“ geschossen wurden, eher von Zeitgenossen mit deutlich vorgetäuschter Obrigkeitsfurcht im Eigeninteresse, wie sie vermutet. Und so musste die diplomierte Verhaltensbiologin in letzter Zeit so manches Ordnungsknöllchen hinnehmen und zahlen. Allein weil es einem oder mehreren anonymen „Informanten“ nicht in den Kram passt, dass die Frau ihren Lieblingen hin und wieder ein wenig Freiheit ohne Leine schenken will. Ein teurer Spaß, der sie im Zweifel bis zu 20.000 Euro kosten könnte. Gesetz ist Gesetz und gilt auch für die kürzesten Beine, die im Wald etwas Spaß ohne Schnur und Strick suchen.  Doch weil Heike Müller die artgerechte Haltung von Hunden sehr am Herzen liegt, sucht sie nun Betroffene und Mitstreiter, die eine Petition zur Abschaffung der Leinenpflicht in Brandenburgs Wäldern / Änderung des Waldgesetzes Brandenburg nach § 15 Abs. 8 LWaldG unterstützen wollen. Die Frau will nicht „jammern“, wie sie dem WochenKurier ausdrücklich sagte, erwartet auch keinen Freibrief für Hundehalter, aber eine „vernünftige Richtlinie der allgemeinen Rücksichtnahme und Wohlverhaltenspflicht für alle Waldbesucher“. So wie es etwa im Waldgesetz für den Freistaat Sachsen (SächsWaldG), im § 11 Abs. 2 SächsWaldG verankert ist. „Viele Hundehalter wissen gar nicht, dass sie sich gesetzeswidrig verhalten, wenn der Hund mal ohne Leine läuft. Diejenigen, die es wissen, haben nicht selten böse Erfahrungen mit aggressiven Jägern oder streitsüchtigen Waldbesitzern gemacht. Zusätzlich leisten die Hundehalterverordnung sowie kommunale Vorschriften ebenfalls einen bösen Beitrag, um die Freilaufmöglichkeiten unserer Lieblinge im Land Brandenburg weitestgehend einzuschränken. Von artgerechter Haltung ist dieser ständige Leinenzwang weit entfernt“, wie sie sagt. Und als Verhaltensbiologin ist sie sich sicher: „Hunde brauchen freien Auslauf. Sie müssen ihrem Laufbedürfnis nachkommen können, die Umgebung erkunden und auch ungezwungen in Kontakt zu ihren Artgenossen treten. Verschiedenste Möglichkeiten, einen Hund vernünftig und artgerecht auszulasten, sind angeleint so gut wie unmöglich. Alle möchten gut erzogene, gut sozialisierte Hunde. Wenn wir das wirklich wollen, dürfen wir sie aber nicht ständig an zwei Meter Schnur an uns binden, da sind Aggressionen vorprogrammiert.“ Nicht verwunderlich, wenn sie den allgemeinen Leinenzwang zur Disposition stellt, zumal die meisten Bundesländer tatsächlich deutlich freundlichere Waldgesetze verabschiedet haben als Brandenburg. Was die Frau aber besonders auf die sprichwörtliche Palme bringt, ist ein Grundwiderspruch: „Der Leinenzwang im Waldgesetz Brandenburg widerspricht der im Tierschutzgesetz geforderten artgerechten Haltung von Tieren. Das Bestehen einander widersprechender Gesetze, zum einen das bundesweit geltende Tierschutzgesetz und das auf das Bundesland Brandenburg beschränkte Waldgesetz, bedeutet, dass der Hundebesitzer regelmäßig eine Entscheidung treffen muss, gegen welche Vorschrift er verstößt. Gesetzeswidrig handelt er mit Leine und ohne Leine in jedem Fall.“ Heike Müller vermutet hinter diesen Widersprüchen Lobbyisten, die sich aus Jagdpächtern und Waldbesitzern rekrutieren sollen. Mehr als einmal kam es diesbezüglich schon zu Konfrontationen. „Besonders von Jägern bekommt man dann zu hören, dass das Wild schon genug mit den Wölfen zu kämpfen hätte. Kämen dann noch die Hunde in den Wald, hätten sie gar keine Chancen mehr ihre Abschussquoten zu erfüllen.“ Der Link zur Petitionsgeschichte:

https://www.openpetition.de/petition/online/abschaffung-der-leinenpflicht-fuer-hunde-in-brandenburgs-waeldern-aenderung-des-waldgesetzes


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