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Ein Stein der Erinnerung

Mit Kriegerdenkmälern sind Städte und Dörfer recht gut bestückt. Gedenksteine für Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation muss man auf brandenburgischen Landkarten aber eher suchen.
An dieser Stelle soll der Stein seinen würdigen Platz bekommen. Für Friedhelm Deckert, Monika Mietsch, Rainer Pisk und Heinz Welisch eine echte Herzenssache. Foto: wit

An dieser Stelle soll der Stein seinen würdigen Platz bekommen. Für Friedhelm Deckert, Monika Mietsch, Rainer Pisk und Heinz Welisch eine echte Herzenssache. Foto: wit

Die Liste der aufgestellten Erinnerungssteine für Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ist sogar noch kürzer als vermutet. Gerade mal zwei Handvoll findet man zwischen Oder und Elbe. Eigentlich verwunderlich, verließen doch nach Ende des zweiten Weltkrieges geschätzte 14 Millionen Deutsche unfreiwillig ihre Heimatschollen in Ostpreußen, Pommern, Schlesien oder dem Sudetenland in Richtung Westen. Erste Fluchtstationen waren Auffanglager und der Zufall entschied letztlich darüber, ob die weitere »Reise« auf dem Gebiet der späteren Bundesrepublik oder dem der späteren DDR enden würde.

Nirgends willkommen

Genaue Zahlen können Historiker zwar bis heute nicht liefern, aber etwa 4,1 Millionen sollen auf das Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone verteilt worden sein. Etwa 700 000 zogen mit ihren letzten Habseligkeiten auch durch das heutige Bundesland Brandenburg und wurden hier als so genannte »Umsiedler« heimisch. Klang scheinbar etwas wohlgefälliger als »Flüchtling«, wenngleich ihr Start in der neuen Heimat alles andere als vergnügungssteuerpflichtig war – willkommen waren sie hier nicht.

Wider dem Vergessen

Doch während die Vertriebenen im Westen in gut organsierten Vereinen über Flucht und Vertreibung reden durften, schlug man im Osten gern mit der »Revanchisten-Keule« zu, bevor auch nur der Keim einer Art Erinnerungskultur durch die sozialistische Scholle brechen konnte. Geschichte lässt sich zwar leicht verdrängen, aber vergessen ist sie deshalb auch nach 76 Jahren noch lange nicht. Zumindest nicht für die Falkenberger Rainer Pisk, dessen Familie aus dem Sudetenland stammt und für Friedhelm Deckert, selbst während des Krieges in Schlesien geboren. Beide sind davon beseelt, vor dem Bahnhofsvorplatz (Stirnseite Einheitshain) der Eisenbahnerstadt einen Gedenkstein aufzustellen, der auch an dieses unschöne Kapitel der deutschen Geschichte erinnern soll.

Unterstützer gesucht

Bahnhöfe spielten in der Zeit von Flucht und Vertreibung immer eine zentrale Rolle, auch der Falkenberger. Offenbar ein guter Standort, der auch die Zustimmung von Bürgermeister Stephan Bawey gefunden haben soll. »Die Steinmetzwerkstatt von Meister Seeliger wird den Stein anfertigen, aufstellen und auf eigene Kosten eine Sandsteinbank platzieren«, freut sich Friedhelm Deckert, der mit Monika Mietsch vom Kultur- und Tourismusverein und Heinz Welisch, Förderverein Eisenbahnmuseum, auf weitere Verbündete zählen darf. Rainer Pisk dazu: »Wir würden das Projekt gern so schnell wie möglich realisieren, was aber noch von der Finanzierung abhängt.« Die Sparkasse Elbe-Elster will sich schon mal daran beteiligen, der größere Restposten muss aber noch eingeworben werden. So hoffen die Initiatoren jetzt auf die Solidarität ihrer Landsleute und haben ein zweckgebundenes Spendenkonto eingerichtet: IBAN DE 34 1805 1000 3320 1130 88, Stichwort »Gedenkstein«.


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