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Das Dorf im Blaubeerwald

Auch wenn es den Ort nahe Klingmühl seit 1987 nicht mehr gibt – die Erinnerung an Bergheide fiel den Baggern nicht zum Opfer – ganz im Gegenteil.
Urenkel Bilal Reißhauer (16) durfte schon mal einen Blick in das »große Buch der Erinnerungen« seines Urgroßvaters Joachim Körner (85) werfen. Foto:wit

Urenkel Bilal Reißhauer (16) durfte schon mal einen Blick in das »große Buch der Erinnerungen« seines Urgroßvaters Joachim Körner (85) werfen. Foto:wit

Seit dem Sommer 2019 bastelt Joachim Körner (85) an einer bebilderten Chronik über sein  »verschwundenes Dorf«. Kurz vor »Corona« war der Heimatforscher damit fertig und wollte das 349-Seiten-Manuskript den ehemaligen Bergheidern und deren Nachkommen präsentieren. Probedruck mit Virus Allein das Virus mit dem sonnigen Namen machte ihm einen Strich durch die Rechnung. »Der Probedruck sollte in der Gasstätte von Klaus Umlauf ausgelegt werden, für Hinweise, Kritiken oder Ergänzungen. Was nun auf unbestimmte Zeit verschoben werden muss. Vielleicht sind uns die neuen Lockerungen diesbezüglich bald etwas behilflich«, hofft der Mann, der sich neben seinem Bruder Rolf (96) inzwischen
zu den ältesten Zeitzeugen von Gohra (Bergheide) zählen darf. »Die biologischen Uhren ticken nun mal, laufen niemals rückwärts und Erinnerungen sind flüchtig wie Edelgase«, wie er dem WochenKurier sagte. Und mit Erinnerungen ist die Fleißarbeit des Ex-Bergheiders, der seit seiner »Zwangsvertreibung« in Finsterwalde lebt, wahrlich gespickt. Zahlreiche Fotos und Textbeiträge machen das Dorf, was einst zwischen ausgedehnten Blaubeerwäldern lag und von kaiserlichen Journalisten schon 1903 als »Oase im südlichen Teil der Sandbüchse« bezeichnet wurde, wieder recht lebendig. Dokumente gesucht Dennoch würde sich der engagierte Ruheständler freuen, wenn er sein »Lebenswerk zwischen Buchdeckeln« noch etwas komplettieren könnte. »Die Familien der ehemaligen Bergheider leben
längst nicht mehr allein in Finsterwalde und Umgebung. Es ist daher nicht einfacher geworden,
an Zeitdokumente oder Fotos zu gelangen. Alles was ich in meiner Garage und in der Schrankwand
finden konnte, hat bereits Verwendung gefunden. Bergheide hat aber eine unendliche Geschichte,
die bereits um 1487 begann. Wer also zur Chronik noch etwas beitragen möchte, kann sich gern an
mich wenden. Die Fotos könnten durchaus noch Eingang finden im Erinnerungsbuch. Diesbezüglich
bin ich drucktechnisch noch recht flexibel«, meint Joachim Körner. Worüber sich sicher auch der
Sallgaster Heimatforscher Wolfgang Bauer freuen würde. Bisher trafen sich die ehemaligen Bewohner jenen Dorfes, dass das Pech hatte mit zu viel Braunkohle gesegnet zu sein, regelmäßig in der Gaststätte »Zur Erholung« um in Erinnerungen zu schwelgen.  Wann das wieder vollumfänglich möglich sein wird, lässt sich derzeit aber nicht mal unter den  Mikroskopen von Virologen verifizieren. Autorenkontakt: Wer sich schon jetzt über die Heimatchronik informieren will, Fotos oder Zeitdokumente beisteuern möchte, bitte eine Mail an: 21joachimkoerner@gmx.de


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