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Boof-Verbot im Nationalpark

Bad Schandau. Müll und Lärm stören die Tierwelt. Das Übernachten soll naturverträglich eingedämmt werden. 

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Apps und social media führen heute jedermann zu früher verborgenen Orten.

Apps und social media führen heute jedermann zu früher verborgenen Orten.

Foto: Nationalparkverwaltung

Vom 1. Februar bis zum 15. Juni sind zum Schutz der Natur alle Boofen im Nationalpark Sächsische Schweiz gesperrt. Die neue Regelung zum jährlichen zeitweisen Verbot, im Nationalpark Sächsische Schweiz im Freien zu übernachten („Boofen“), ist am 20. Mai 2022 in Kraft getreten und gilt seitdem jährlich zunächst bis 2025. Die Nationalparkverwaltung erhofft sich  mit den Naturschutz-, Tourismus- und Bergsportverbänden eine Verringerung von Störungen durch nächtliche Anwesenheit von Besuchern während der für alle Tierarten wichtigen Brut- und Setzzeit.

 

Verbote könnten verlängert werden

Ob die jetzt vorliegende Lösung einer temporären Sperrung zum gewünschten Erfolg führt, soll während der Laufzeit der Regelung bis 2025 ausgewertet werden. Dazu werden in einer gemeinsamen Projektgruppe mit Vertretern der Bergsport- und Naturschutzverbände entsprechende Kriterien entwickelt. Außerdem sollen in dieser Projektgruppe mögliche längerfristige Regularien erarbeitet werden, die nach Ablauf der jetzt geltenden Regelung ab 2026 das Boofen dauerhaft auf ein naturverträgliches Maß bringen können.

Nach der neuen Regelung können einzelne Boofen auch über Mitte Juni hinaus gesperrt bleiben, wenn dies aus Gründen des Artenschutzes notwendig ist - z.B. wenn die Vogelbrutsaison witterungsbedingt länger andauert und somit auch nach diesem Zeitraum schutzbedürftig ist. Im Jahr 2022 war dies nicht notwendig. In konstruktiven Gesprächen hatten Vertreter der Bergsport- und Naturschutzverbände sowie des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz mit den Naturschutzbehörden die Lösung des Boof-Verbotes als Kompromiss erarbeitet, um das ausufernde und zeitweise unkontrollierbare Freiübernachten im Nationalpark einzudämmen.

 

Mehr Ranger kontrollieren

Die Nationalparkwacht wurde im letzten Jahr deutlich aufgestockt, um das auch zu kontrollieren. Das Übernachten in der Natur – egal ob im Zelt oder im Freien – ist auch bisher schon ganzjährig im Nationalpark grundsätzlich untersagt. Einzige Ausnahme ist das Freiübernachten in den 58 offiziellen Boofen, soweit dies im Zusammenhang mit dem Klettern geschieht. Doch soziale Medien und Apps bewerben und erleichtern heutzutage das Auffinden der Boofen und regen immer mehr Menschen an, im Nationalpark unabhängig vom Klettersport zu übernachten.

Neben dem Fäkalien- und Erosionsproblem wächst auch die Zahl derer, die Feuer machen, mit Musikboxen die nächtliche Ruhezeit in der Natur stören und Müll hinterlassen. Immer mehr Menschen nutzen zudem nicht mehr die vorgesehenen zugelassenen Boofen, sondern übernachten mit Schlafsäcken oder Hängematten illegal im gesamten Nationalpark. Dabei sind die Plateau- und Rifflagen besonders beliebt. Eine großflächige Beunruhigung sensibler Bereiche ist die Folge. Deshalb soll mit dem zeitweisen Boofenverbot im Zeitraum der Brut- und Setzzeit mehr nächtliche Ruhe gewährleistet werden.


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