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Daniel Förster

Mach´s gut Karel

Ein Koch aus Pirna hatte eine ganz besondere Beziehung zu Karel Gott. Einige Zufälle verhalfen ihm und seiner Familie dazu, den weltbekannten Künstler regelmäßig zu treffen. Auch wenn der Star aus Tschechien nun gegangen ist, die Erinnerungen an die Begegnungen werden für immer bleiben.

 »Die Erinnerungen an unsere Begegnungen werde ich nie vergessen. Die Momente haben sich bei mir fest im Kopf eingebrannt«, sagt Gérard Döhring. Fünfmal hat der Wirt vom historischen Gasthaus »Zum Anker« in Pirna den berühmten tschechischen Künstler in seiner Villa auf einem Hügel im Prager Stadtteil Smíchov besucht. Jedes Mal, wenn »Karl« zu Hause war, wurden der Koch und seine Familie am Eingang des Luxusanwesens von dem Weltstar empfangen.

Auf gut Glück hingefahren

Seit Jahren fahren die Döhrings in der Vorweihnachtszeit regelmäßig nach Prag, um dort auf dem Weihnachtsmarkt bummeln zu gehen. »Aus Spaß habe ich gesagt: Lass uns doch mal Karel Gott besuchen, einfach mal ‚hallo‘ sagen«, schildert Gérard Döhring. Daraufhin hat er seine Adresse ausgekundschaftet. »Wir sind aufs Geratewohl zu ihm gefahren«, erzählt der Pirnaer Gastronom weiter. Lediglich der erste Versuch vor fünf Jahren scheiterte. Im November 2015 war bekannt geworden, dass Karel Gott an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist und er alle Auftritte abgesagt hatte. »Ich wäre vielleicht gar nicht so schnell wieder hingefahren. Als ich das jedoch von seiner Krankheit gehört hatte, musste ich hin«, erinnert sich der Pirnaer. Mit einem Christstollen von Tonis Bäckerladen und einem Weihnachtsgesteck in den Händen tauchten Gérard Döhring und sein Sohn Marcel am 14. Dezember bei Karel vor der Einfahrt auf. Zunächst war nur die Haushälterin da. Minuten später fuhr ein schwarzer Golf vor. Eine Frau saß hinterm Steuer. Das Tor öffnete sich automatisch. »Ohne zu zögern hatte ich sie gebeten, anzuhalten«, so Gérard Döhring. Die Frau – er wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es seine Ehefrau Ivana war – hätte ihn erschrocken angeschaut, als er ihr sagte, dass er zu Karel Gott wolle. »Da schaute ich ins Auto. Unglaublich. Er lag da, auf dem Beifahrersitz.« Gérard Döhring folgte dem Fahrzeug auf das Grundstück. »Obwohl ‚Karl‘ gar nicht wusste, wer wir waren und was wir wollten, kam er sofort auf uns zu, begann das Gespräch. So wollte er wissen, wo wir herkommen…«, erinnert sich Döhring.  Schließlich stellte sich heraus, er war gerade zurück aus der Klinik. In dem Augenblick hätte ihn eigentlich keiner sehen sollen. »Wir waren die ersten, mit denen er überhaupt öffentlich nach seinen Behandlungen gesprochen hatte, erzählte er uns. Bis dahin hatte er sich niemandem weiter anvertraut, auch der Presse noch keine Interviews wieder gegeben«, berichtet Döhring, der heute noch verblüfft ist, wie offenherzig der Sänger sich ihm offenbarte. Auch Sohn Marcel soll die Spucke weggeblieben sein.

Stollen für Karel Gott

Ein Jahr später – Karl Gott hatte erst kurz einen Bandscheibenvorfall hinter sich gelassen - stießen die Döhrings - auch wenn sie »nicht damit gerechnet« hatten - wieder auf ihn. Diesmal war auch Sohn Max (21) dabei. Karel war gerade von einem Auftritt aus Bratislava (Slowakei) zurückgekehrt. »Wir wollten schauen, wie es ihm jetzt geht, hatten für ihn wieder Stollen dabei, und Blumen für seine Frau“. Prompt winkte der Leibwächter den Künstler heran. Gott lobte den Weihnachstriezel des Vorjahres, der »super, super« geschmeckt habe. „Ich wusste zwar, dass er Kuchen mag. Aber wir haben erst viel später in einer Reportage erfahren, dass Karl Gott wahnsinnig gern Stollen isst. Bis dahin waren wir schon dreimal dort und haben ihm welchen gebracht«, so Döhring. Als Gotts Fahrer die Familie aus Pirna 2017 vor der Villa in Prag erblickte, wusste der schon Bescheid. »Warten Sie, ich hol ihn«, soll dieser ohne zu fragen gesagt haben. »Da stehst du da und denkst, das gibt es doch gar nicht. Du kommst als Köchlein aus Pirna dorthin und ein Mann von Welt macht dir alle Türen auf. Das ist unglaublich«, sagt Döhring. Im Dezember 2017 war auch Gérards Frau Karoline dabei. Die singende Wirtin hatte »immer gedacht, Stars wie Karel Gott wollen bestimmt ihre Ruhe«. Dazu sei sie selbst eigentlich kein Fan des Künstlers gewesen. »Als ich ihm dann doch begegnet bin, war ich einfach überwältigt. Er war ein toller Mensch. Ich habe ihn vom ersten Augenblick an gemocht. Er hatte so eine wunderbare Art an sich und so eine unglaubliche Aura um sich herum. Er war so ganz bodenständig, einfach und immer herzlich«, sagt die 43-Jährige. Mit seinem kleinen Bart, den er sich am Kinn stehen gelassen hatte, hätte er jugendlich gewirkt. »Ich war froh, dass mich mein Mann mitgeschleppt hat, und dass auch ich die Gelegenheit hatte, ihn persönlich kennen gelernt zu haben.«


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