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Damit Bello und Mieze ein neues Zuhause finden

Tierheim Pirna-Krietzschwitz ist seit 20 Jahren im Tierschutz aktiv

Als 1993 der Tierschutzverein Pirna und Umgebung gegründet wurde, der heute 250 Mitglieder zählt, konnten alle von einem Tierheim nur träumen. Aber schon fünf Jahre später öffnete der erste Teil der Einrichtung, das Katzenhaus „Ursula“. Später folgte das Hundehaus Werra. Beide Einrichtungen erinnern an großzügige Spenderinnen, denn ohne diese wäre vieles im Tierheim nicht möglich. „Gisma ist eine liebe, kleine Katze, die gerne spielen will, aber auch ihre Streicheleinheiten braucht. Manchmal probiert sie aus Spaß auch ihre kleinen Krallen aus“, schmunzelt Regina Walther, Vorsitzende des Tierschutzvereins Pirna, als wir die Katzenstube besuchen. In diesem Jahr wurden bisher schon 196 Samtpfoten  an neue Besitzer vermittelt. „Gisma wird sicher auch nicht mehr lange bei uns bleiben“, ist Tierheimleiterin Meika Jehn überzeugt. Auch schon 64 Hunde  und 36 Kleintiere wie Nager und Vögel, hat das Tierheim, das seit 2013 die symbolträchtigen Namen „Zum Streuner“ trägt,  in diesem Jahr vermittelt. Und blickt man auf die vergangenen 20 Jahre zurück, kann das Tierheim auf eine imposante Bilanz verweisen. So wurden seit 1998 5.000 Katzen, 1.800 Hunde und rund 1.300 Kleintiere vermittelt.  „Unsere Katzen finden schneller ein neues Zuhause. Sie sind zwischen vier Wochen und drei Monaten bei uns. Alle Katzen sind kastriert und gechipt, wenn sie uns verlassen.  Bei Hunden ist das schon schwieriger. Manche sind auch Dauergäste, weil sich kein passender Halter findet“, erklärt Regina Walther. Dabei wurde sogar ein fast blinder Hund vermittelt, weil  Hund und Herrchen einfach zusammen passen. Aber ehe ein Hund das Tierheim verlässt, gibt es Schnupperbesuche, Probe Gassi gehen. Auch die Zustimmung des Vermieters fordert das Tierheim und bei bestimmten Rassen auch ein Führungszeugnis. „Ich plädiere ja für ein Sachkundezeugnis, einen Hundeführerschein. Aber der ist leider noch nicht vorgeschrieben“, so Regina Walther. In den meisten Fällen endet die Vermittlung auch mit einem Happyend, wenn man von wenigen Ausnahmen absieht. „Warum ein Mann seinen Hund erschlagen hat, der aus unserem Tierheim kam und ihn  nicht wieder zurückbrachte, wenn er überfordert war, kann ich nicht verstehen“, ärgert sich Regina Walther, die sich insgesamt mehr Unterstützung im Tierschutz und gegen Tierquälerei  auch seitens der Kommunen und vom Landratsamt wünscht. Dabei ginge es um zurückgelassene Tiere in Wohnungen wie der traurige Fall der Hündin Nami.  Ohne Futter und Wasser wurde die Hündin in der Wohnung gefunden und konnte nur mühevoll wieder aufgepäppelt werden. 
Selbst wenn Anzeige erstattet wird, würden die Ämter selten reagieren. Als Schafe bei der großen Sommerhitze auf der Weide verdurstet sind, hätten zuständige Stellen nichts getan.  „Ich wünsche mir, dass der Tierschutz mehr in der Öffentlichkeit wahrgenommen und das was wir hier tun, nicht als selbstverständlich angesehen wird“, unterstreicht Regina Walther.  Denn dass es im Krietzschwitzer Tierheim gut funktioniert, ist vor allem den ehrenamtlichen Helfern und Spendern zu danken, ohne die der Betrieb nicht funktionieren würde. „Wir haben drei hauptamtliche Mitarbeiter und bilden schon etliche Jahre auch selbst aus, übrigens als eines der ersten Tierheime in Sachsen, aber wenn hier Not am Mann  und unser Haus voll ist in der Urlaubszeit, wenn vermehrt Tiere ausgesetzt werden,  oder bei Festen ginge es ohne ehrenamtlichen Helfer überhaupt nicht. Da müssen die Katzenstuben gesäubert,  mit den Hunden spazieren gegangen werden. Das ist nur mit freiwilligen Helfern zu schaffen“, verweist Meika Jehn. Staatliche Unterstützung gibt es für das Tierheim nicht. Alle Ausgaben müssen aus den Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Vermittlungsgebühren bestritten werden. Mit spitzem Bleistift musste der Verein, der Träger der Einrichtung ist, schon immer rechnen. Nur so waren alle Investitionen in den vergangenen Jahren möglich. Die Wärmedämmung  wurde erneuert, das Katzenhaus erhielt neue Fenster und ein neues Dach soll in diesem Jahr mit Fördermitteln des Regierungspräsidiums  das Hundehaus erhalten. „Den Eigenanteil müssen wir als Verein selbst stemmen“, unterstreicht  Regina Walther. Deshalb bedauert der Verein auch, dass es mit der Stadt Pirna bisher keinen Vertrag gibt und keine Pauschalen wie bei anderen Tierheimen in Sachsen. Aber immerhin gibt es jetzt das erste Mal Interesse seitens der Stadt an einer Zusammenarbeit. Bleibt zu hoffen, dass sich da mehr entwickelt. Zumal der Verein seit einigen Wochen noch mit einem anderen Problem zu kämpfen hat. Die Zufahrt zum Tierheim ist von der B 172 nicht mehr möglich. Der neue Eigentümer hat Zäune errichtet, so dass es keine Durchfahrt  mehr gibt. Nun müssen Besucher über Neundorf und die Weinleite zum Tierheim fahren.  Nicht nur, dass viele den neuen Weg trotz Schilder nicht finden und Besucher, also auch Unterstützer fehlen, Sorgen macht dem Verein der Ausblick auf die kalte Jahreszeit. Der öffentliche Weg endet an der Weinleite. Das letzte Stück der Zufahrt, eine mehr oder weniger präparierte Schotterpiste, liegt  in der Verantwortung des Tierheims. Da dies keine öffentliche Behörde ist, brauche es auch keine öffentliche Zuwegung. „Wenn es im Herbst regnet und der Weg unterspült wird oder im Winter Schnee liegt, weiß ich nicht, wie die Zufahrt funktionieren soll. Das letzte Wegstück ist steil, den Weg können wir als Verein im Winter  nicht räumen“, macht Regina Walther deutlich.  Immerhin wäre es doch zum 20. Geburtstag, den das Tierheim mit einem Benefizkonzert und einem Tierheimfest feierte,  legitim,  wenn  für die Zufahrt zum Tierheim eine vernünftige, akzeptable Lösung gefunden würde! (caw)


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