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André Schramm

"Brunnglück" in Pirna

Zufall, Vorsehung, Strafe? Pirna hat seit wenigen Tagen einen weiteren historischen Brunnen: 17. Jahrhundert, gut erhalten und über drei Meter tief. Status: unverfüllt.

»Nichts Außergewöhnliches in so einer alten Stadt wie Pirna«, sagt Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke als er den Pressetermin im Hinterhof der Breiten Straße eröffnet. Zwei Tage zuvor hatten Bauarbeiter das Bodendenkmal zufällig entdeckt und es freigelegt.  Der Brunnen ist 3,50 Meter tief und hat einen Durchmesser von 80 Zentimeter. Erste Untersuchungen des Landesamtes für Archäologie datieren den Fund auf das 17. Jahrhundert zurück. »Der Bereich befindet sich außerhalb Pirnas ursprünglicher Kernstadt«, sagt Hanke. Das Gemäuer aus Sandsteinblöcken ist augenscheinlich jedenfalls gut in Schuss. Situation anders als 2016 Der Oberbürgermeister gibt sich an diesem Vormittag Mühe, die Unterschiede zum verfüllten Brunnen auf der Dohnaischen Straße herauszuarbeiten. »Dieser hier liegt auf privatem Gelände und ist viel kleiner«, sagt er. Das Grundstück gehört der Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP), einer städtischen Tochter, die unmittelbar nebenan die ehemalige Ruine zum Wohn- und Geschäftshaus umbaut. Gefunden wurde das historische Stück direkt vor der Lade-Rampe des künftigen Biomarktes, der Hauseingang zu den 11 neuen Wohnungen ist auch nicht weit. Ziel, so sagt SEP-Chef Christian Flörke, sei es, den Brunnen dauerhaft zu erhalten.  

Höhenunterschied überwinden

Ganz einfach ist das nicht. »Zwischen Brunnenrand und Anlieferkante liegt ein Höhenunterschied von rund 80 Zentimetern«,  erklärt Flörke weiter. Man habe sich darauf verständigt, den Brunnen mit Sandsteinblöcken auf das Niveau der Rampe aufzumauern. »Beim Blick in die Tiefe wird später deutlich zu sehen sein, an welcher Stelle der historische Brunnen beginnt«, sagt Flörke. Eine Glasplatte als Abdeckung sei auf dem podestähnlichen Bau nicht vorgesehen, stattdessen soll ein »reversibler Deckel« installiert werden.  »Wetteroffene Glasabdeckungen sind problematisch«, sagt Flörke mit Blick auf die Feuchtigkeit und die raue Beschaffenheit der Oberfläche. In Dresden hätte man keine guten Erfahrungen damit gemacht. Damit die Glasabdeckung im Innern nicht beschlägt, müsste höchstwahrscheinlich eine Belüftung eingebaut werden, was wiederum zusätzliche Kosten verursachen würde.  Öffnen zu Anlässen Die »kleine Variante« kostet laut SEP nur etwa 5.000 Euro. Geplant ist, den Brunnen zu besonderen Anlässen zu öffnen. Bereits Ende Juli, Anfang August sollen die Bauarbeiten ringsum abgeschlossen sein. Vorher wollen Archäologen das Denkmal noch genauer untersuchen..  


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