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Dr. Michael Eckardt

Zankapfel Plossen: Einwände bitte jetzt!

Am 28. August endet im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens die Auslegungsfrist zum Bauvorhaben Plossenaufstieg. Danach können keine Einwände mehr gegen den geplanten Ausbau vorgebracht werden. Mit einer gemeinsamen Unterschriftenaktion wollen Bürgerinitiative (BI) und Anwohner ihr Mitwirkungsrecht ausüben und Einspruch erheben.

Die Anwohner des Plossens erinnert der Zustand des erst vor wenigen Jahren sanierten Kurvenbereichs an die Zeit, als sowjetische Militärfahrzeuge noch zum Stadtbild gehörten und ihre charakteristischen Spuren hinterließen. „Der Normalverkehr ist weniger das Problem“, so Walter Hannot (BI), „die 40-Tonner haben die Straße kaputtgemacht. Deshalb brauchen wir mindestens eine Tonnagebeschränkung für den Durchgangsverkehr, um die Schwertransporte aus der Stadt herauszuführen“. Dass der Plossen saniert werden muss, bestreiten die Beteiligten nicht, nur die vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) erdachte und von der Stadtverwaltung weitgehend gebilligte Variante bereitet große Kopfschmerzen. Zumal diese Variante kaum noch verhindert werden kann, denn mit Verstreichen der verwaltungsrechtlich vorgeschriebenen Einspruchsfrist sind kaum noch grundsätzliche Änderungen möglich.

LKW-Problem

Die Aussicht auf eine zweijährige Bauzeit mit teilweiser Vollsperrung des Plossens, informelle Ausweichrouten über schmale Fahrwege wie Lerchaweg oder Goldgrund, dazu Ausbau und Asphaltierung der Straße Siebeneicher Schloßberg als Umleitung – die durch ein Naturschutzgebiet führt – bringen so manchen in Rage. Wenn die Planung des LASuV 1:1 umgesetzt würde, erhält die Straße eine Ausbaubreite von elf Metern einschließlich Fußweg um die Plossenkurve, der freilich nur bis zu den Lämmerstufen nötig ist, wenn diese saniert werden. Zudem würde sich das Grundproblem des hohen LKW-Aufkommens noch verschärfen, denn die großzügig ausgebaute Straße ohne Tonnagebeschränkung zöge den Verkehr ja in die Stadt hinein, was spätestens am Nadelöhr Neumarkt zu weiteren Problemen führt.

Verkehrszählung?

Die BI wundert sich schon länger über die gefühlte Planlosigkeit der Verantwortlichen, besonders die Stadtverwaltung würde nicht mehr agieren sondern nur noch reagieren. „Wir vermissen eine realistische Planung zum vom Plossen abfließenden Verkehr, eine konkrete Zählung des tatsächlichen Verkehrsaufkommens sowie Untersuchungen zur Feinstaubbelastung“, so Anwohner und Stadtrat Andreas Graff.
Die Lösungen für den aus der Innenstadt zu verbannenden Durchgangsverkehr heißen eigentlich A4, B6 und B101, denn um Meißen zu erreichen, muss sich kein 40-Tonner von der A4-Abfahrt Wilsdruff zwingend über die S 177 quälen. Mit einer Tonnagebeschränkung auf 7,5 Tonnen wäre das erledigt. Dieses Ansinnen könnte in der Lesart des LASuV allerdings dazu führen, dass die Straße ihre Einstufung als Staatsstraße verliert und damit die Baulast an die Stadt Meißen fällt, die darüber kaum erfreut sein dürfte. Seitens der BI hat man den Eindruck, dass hier eine Drohkulisse aufgebaut wird, die ein Abweichen von der ursprünglichen, als überdimensioniert empfundenen Planung um jeden Preis verhindern soll.

Unterschriftenaktion

„Wir möchten mit der Unterschriftenaktion einen echten Bürgerdialog in Gang bringen. Dazu zählt auch die noch bis zum 28. August bestehende Möglichkeit, Einwände gegen das Bauvorhaben geltend zu machen, je mehr desto besser“, so Walter Hannot. Die Listen liegen u.a. jeweils am Sonnabend (22. und 29.7.) zwischen 10 und 12 Uhr im Rittergut (Siebeneichen 4) zum unterschreiben aus. Die Planungsunterlagen können im Bürgerbüro Meißen bis 26. Juli eingesehen werden.
An konstruktiven Vorschlägen zur Lösung der vielschichtigen Problematik mangelte es den ca. 30 versammelten Anwohnern und BI-Unterstützern beim Vorstellen ihrer Unterschriftenaktion nicht, die auch über das Fristende fortgesetzt werden soll. Im erklärenden Text zur Liste heißt es am Ende u.a.: „Mit meiner Unterschrift unterstütze ich die Aufforderung an Oberbürgermeister und Stadträte, sich um die genannten Lösungen zu bemühen, die den Interessen der Meißner Bürger deutlich mehr entsprechen.“ Beim Stadtteilgespräch in Cölln Ende Mai erklärte OB Olaf Raschke, dass die städtische Verkehrsplanung stets das Ziel verfolge, den Durchgangsverkehr aus der Stadt heraus bzw. um sie herum zu leiten. Warum also nicht ‚getrennt marschieren und vereint schlagen‘?
            


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