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»Paula on Tour« ...aber noch nicht an Bord

Gabi und Frank Wagner aus Zeithain erfahren, was Pünktlichkeit in Iran bedeutet. An das Abenteuer Fährhafen werden sie sich noch lange erinnern...

Dienstags reservieren wir unsere Personentickets und werden mehrmals belehrt, am Mittwoch pünktlich 8 Uhr im Fährhafen zu sein. Aber die geforderte Pünktlichkeit wird schon bald zur Zerreißprobe... Mittwoch morgen, kurz nach 8 Uhr, fahren wir in den Fährhafen ein. Bis 9.30 Uhr werden wir durch unzählige Büros geschickt, bezahlen da ein Geld, bekommen dort einen Stempel. Irgendein System zu erkennen, geben wir schon in der ersten halben Stunde auf. Von 9.30 bis 15 Uhr sitzen wir im Auto und warten. Das Warten macht uns mürbe. 15 Uhr fahren wir das Auto an den Anleger und wir sind noch einmal bis 17 Uhr beschäftigt diverse Stempel zu besorgen. 18 Uhr warten wir im Terminal, bis eine geschlechtergetrennte Personenkontrolle stattfindet. Anschließen erwarten uns im 2. Terminal, nochmalige Pass- und Ticketkontrollen. 21 Uhr ist Bording. »Paula« steht noch am Pier und wir müssen (!) an Bord zum Abendessen. Wir schlingen die trockene Hühnerkeule herunter und gehen wieder raus, werden wieder reingeschickt, gehen wieder raus. Als wir das vierte Mal nach unten kommen, nimmt mich der Chef zur Seite und schwört, dass er unser Auto nicht vergisst, »aber bitte, bitte geht nach oben«, fleht er. Wir gehen auf dem Oberdeck so in Position, daß wir alles genau im Blick haben. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man selbst auf dem Kutter ist, und das Auto steht noch draußen. (Foto) Als allerletztes dürfen wir unser Auto unter Deck fahren und nur drei Stunden zu spät, punkt 24 Uhr tuckern wir los. Nach zehn Minuten auf See dürfen wir zum Auto zurück, um darin zu schlafen. Trotzdem das fast alle Kühlaggregate der LKW um uns herum laufen, schlafen wir erstaunlich gut. 8 Uhr klopft es an unsere Tür. Der Steward ruft zum Frühstück. Wir hatten schon unser eigenes, aber keine Chance, wir müssen wieder auf das Oberdeck. Gegen 11 Uhr legen wir an und sind dieses Mal die Ersten die rausfahren, aber das soll leider nichts heißen. Ein Hafenmeister schreibt sich unsere Fahrgestellnummer auf und sagt, dass wir im Schatten warten sollen, bis die Polizei-Eskorte kommt: »ach und bitte beeilt euch, wenn ihr bis Nachmittag nicht durch seid, bleibt ihr im Hafengelände stehen, die nächsten drei Tage sind Feiertage!«, sagt er und fährt mit seinem klapprigen Fahrrad davon. Übrigens, er soll noch der wichtigste Mann für uns werden. Flinke Füße helfen uns jetzt sehr wenig, wenn man an den jeweiligen Schaltern warten muss oder völlig die Orientierung verliert auf diesem riesigen Gelände. Passkontrolle, Personenkontrolle, Visa, Waage, Zoll... Die Stationen liegen so weit entfernt, dass wir mit dem Auto fahren müssen. Zudem wollen alle immer wissen, woher, wohin, wie geht es der Familie usw. und es gilt als sehr, sehr unhöflich bei dem Geplänkel nicht mitzumachen oder sogar zu äußern, dass man keine Zeit hat. Eine Gratwanderung! Ab der dritten Station erhalten wir von einem netten Inder einen »Laufzettel«, den wir abarbeiten. Yard 6 ist die letzte Stelle, dieser Stempel gibt das Auto frei und öffnet die Schranken nach außen. Ein kleiner unscheinbarer Schuppen und davor ein klappriges Fahrrad. Ihr wisst schon, unser Freund mit der Fahrgestellnummer. Diese steht jetzt in seiner handgeschriebenen Liste unter vielen. Er streicht uns ab, kontrolliert die gesammelten Stempel und Papiere, nickt wohlwollend und haut den letzten Stempel schwungvoll auf sein Dokument. Wir grinsen uns an. 15.36 Uhr heißt es endlich: Welcome to V.A.E. 


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