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Am Ende nur noch ein roter Strich

Landesamt informiert über aktuellen Stand zu den Verlaufsplänen der B 182-Ortsumfahrung für Strehla.

Ende vergangenen Jahres schaffte es das Projekt der Strehlaer Ortsumfahrung (B182) in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes. Wie es jetzt weiter geht und welche Hoffnung mit dieser Nominierung verbunden sind, dazu informierte ein Bürgerstammtisch, zu dem Bürgermeister Jörg Jeromin (Freie Wähler) kürzlich eingeladen hatte. Der fachliche Hintergrund der kniffligen Debatte wurde an diesem Abend von Holger Wohsmann, Leiter der Meißner Niederlassung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, begleitet. Er stellte vor rund 70 Gästen klar, dass man nicht vorhatte, im stillen Kämmerlein zu arbeiten. Das Gesetz schreibe einerseits die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit vor. Andererseits sei man selbst daran interessiert, schon in der frühen Planung mögliche Konfliktfelder zu erkennen, den Sachverstand vor Ort zu nutzen und die Anregungen der Anwohner aufzunehmen. Rechne man alle laufenden und in diesem Jahr neu beginnenden Maßnahmen zusammen, dann seien durch die Niederlassung Meißen 108 Vorhaben parallel zu bearbeiten. „Dass wir zu wenig Leute haben, kompensieren wir durch die Lust an der Sache“, betonte er. Als der Niederlassungsleiter davon sprach, dass man im nächsten Jahr nur noch einen statt mehrerer rote Striche im Planungskorridor haben wolle, sich also auf eine Trasse festlege, kam vom Tisch der Lasuv-Mitarbeiter der Ruf: „Nein, schon 2017!“. Dafür gab es Applaus von den anderen Zuhörern. Dass dennoch nicht schon im nächsten oder übernächsten Jahr gebaut werden könne, verdeutlichte Holger Wohsmann direkt. Neben den Aspekten des Straßenbaus seien Fragen des Hochwasserschutzes sowie Landschaft- und Vogelschutzgebiete zu beachten. Diese würden in der „ausgeräumten Landschaft“ rund um Strehla aber keine allzu große Rolle spielen. Aber auch Schutzgüter wie Boden und Wasser, dazu gehöre das oberflächennahe Grundwasser, würden gründlich geprüft – ebenso wie archäologische Verdachtsflächen. Fasse man diese Betrachtungen zusammen, werde man eine Karte erhalten, die zeige, wo man mit den geringsten Konflikten bauen könne. Wohsmann legte anhand der Verkehrsprognose dar, wie eine Ortsumgehung wirken könnte. Die Zahl von jetzt 5.300 Fahrzeugen in der Strehlaer Innenstadt könnte dann auf 1.200 sinken. Es werde aber auch Stellen geben, an denen die Belastung wachse, zum Beispiel durch die höhere Attraktivität der neuen Verbindung. Dies erwartet das Landesamt u.a. für die Zufahrten aus Richtung Sahlassan und Oschatz. Sicher sei, dass die Bundesstraße Strehla künftig westlich umgehen werde und dabei die S 31 nach Borna, die Zaußwitzer Straße bei Kleinrügeln, die Feld- und die Leckwitzer Straße queren müsse. Für den Anfang und das Ende der Umgehungsstrecke untersuche man mehrere Möglichkeiten. Aus Richtung Riesa kämen dafür sowohl Oppitzsch als auch Forberge in Frage. In Richtung Torgau könne der Beginn am Nixenbad, aber auch schon in Höhe Görzig liegen. Der Landtagsabgeordnete Geert Mackenroth (CDU) betonte, dass das Projekt aus seiner Sicht nicht am Geld scheitern werde – insbesondere, wenn die Konjunktur weiter so laufe wie derzeit. Eine Zeitschiene für den Bau der Ortsumfahrung aufzustellen, sei für ihn reine Spekulation. Das Gesetz regele nur, dass die Vorhaben des Bundesverkehrswegeplanes innerhalb der Bedarfsplanperiode realisiert werden sollen. Diese endet 2030! Aus seiner Sicht sei es ohnehin besser, eine nachhaltige Lösung zu erzielen als eine schnelle, aber mittelmäßige. Die Strehlaer sollten dennoch etwas dafür tun, das „ihr“ Vorhaben nicht in Vergessenheit gerate. Mackenroth empfahl den Anwesenden, einen ähnlichen „Lästigkeitsfaktor“ anzustreben, wie die B 169-Verfechter in Riesa. Man dürfe in Strehla von einer fachlich guten und möglichst zügigen Planungsarbeit des Landesamt ausgehen, relativierte Holger Wohsmann etwas. Allerdings würde diese Arbeit dann noch in Dresden und Berlin bewertet. Wenn die Unterlagen dort einträfen und darüber entschieden werde, sollten sich die Strehlaer auf jeden Fall bemerkbar machen. Diese Gelegenheit, auf ihre Anliegen hinzuweisen, nutzten die Besucher am Dienstag eine knappe Stunde lang. Dabei spielte zunächst der aktuelle Zustand der Straße und die damit verbundenen Belastungen eine Rolle. Holger Wohsmann betonte, dass das Landesamt den Zustand genau beobachte und die notwendigen Maßnahmen ergreifen werde – unabhängig davon, dass eine neue Trassenführung geplant sei. Der Bürgermeister will die Anregung, die bestehenden Regelungen zur Höchstgeschwindigkeit auch am Morgen und in der Innenstadt zu kontrollieren, weiterleiten. Hans-Jürgen Grübler, Vorsitzender des Vereines für ein lebenswertes Strehla, erinnerte daran, dass die Ortsumfahrung 1997 schon einmal im vordringlichen Bedarf stand. Bis 2012 sollte sie damals gebaut sein. „Unser Verein begleitet den Prozess weiter bis zum Baubeginn“, betonte er. Er brachte außerdem sein Unverständnis dafür zum Ausdruck, dass es nicht wenigstens nachts möglich sein soll, auf der jetzigen Strecke ein Tempolimit von 30 km/h anzuordnen. In der Diskussion spielten auch mögliche negative Effekte der Ortsumgehung eine Rolle. Eine gute Ausschilderung der Sehenswürdigkeiten Strehlas sei wünschenswert. A. Kaminski, V. Farrar


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