Seitenlogo
tok

Görlitz feiert

Das Görlitzer Altstadtfest wird in diesem Jahr blumiger, die Waschtrog-Regatta ist mit ihrer zweiten Ausgabe auf dem Weg zur Tradition und unter dem Motto „Willkommen zu Hause“ gibt’s eine Fachkräftebörse für Heimatbesucher und Rückkehrer.

Das Plakat zum Altstadtfest ist wie der klassische Pin eine nicht mehr wegzudenkende Tradition. Ironisch und mit Anspielungen gespickt greift es jedes Jahr aufs Neue aktuelle politische und gesellschaftliche Themen auf und schildert Geschichten und Ereignisse aus jüngerer Stadtgeschichte und vergangenen Zeiten. Erstmals aufgelegt wurde es 2009. Von Jahr zu Jahr hat es sich mehr und mehr zu einem Wimmelbild der Görlitzer Stadtgeschichte entwickelt. Wie auch beim Pin ist das bestimmende Motiv auf dem von Dietmar Krüger gezeichneten Plakat das Waidhaus nebst der Waidpflanze und blauer Wäsche auf der Leine. Doch zwischen die blauen Kleidungsstücke hat sich ein weißes Kleid geschlichen. „Das ist das Kleid des Christkindels, also eine Anspielung auf unseren Christkindelmarkt“, verrät Bürgermeister Michael Wieler. Es ist nur eine von vielen versteckten Geschichten. Egal ob die Scharlatane auf der Bühne als langjährige Ikonen des Altstadtfestes, der Luftpaddler auf dem Weg zur zweiten internationalen Waschtrog-Regatta oder der hilfreiche Feuerwehrmann, der für das 120-jährige Jubiläum der Görlitzer Berufsfeuerwehr steht, auf dem Plakat gibt es viel zu entdecken.

Altstadtfestgartenschau

Blumen sollen beim diesjährigen Fest mehr Raum bekommen und zur Atmosphäre beitragen. Die Gärtnereien Wagner und Halke als Profis in diesem Bereich und Hobbygärtner der Bürgerinitiativen hegen und pflegen die über 100 eingepflanzten Blumen und Kräuter, damit es in verschiedenen Ecken zum Altstadtfest Görlitz grünt und blüht. In Kooperation mit dem Städtischen Betriebshof sind die Blumen eine Weiterführung der Arbeit auf Postplatz, Marienplatz und Wilhelmsplatz. Zur „Altstadtfestgartenschau“ tragen auch zwei Palmen bei, die vor kurzem aus Italien nach Görlitz kamen. Für die hatte die Stadt bis vor kurzem noch einen Sponsor gesucht. Der ist inzwischen gefunden: Die KommWohnen hat die beiden 20 Jahre alten Palmen finanziert.

Fachkräftebörse

Mit einer Fachkräftebörse und einem „Görlitz-Wohnzimmer“ wird es beim Altstadtfest Görlitz ein maßgeschneidertes Angebot für Heimatbesucher und Rückkehrer geben. Mit beiden Projekten unter dem Titel „Willkommen zu Hause“ geht es der Wirtschaftsförderung der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH (EGZ) darum, insbesondere die vorhandenen Jobmöglichkeiten in der Hochschulstadt aufzuzeigen – und das in betont lockerer Atmosphäre des Altstadtfestes. Mehr als 20 regionale Unternehmen sowie Institutionen stellen sich deshalb am Samstag, 26. August, zwischen 11 und 15 Uhr, im Augustum-Annen-Gymnasium vor. Dabei sind Firmenvertreter ganz unterschiedlicher Branchen vom Gesundheitswesen über Dienstleistungsunternehmen und Handwerk bis zur IT, die sich auf interessierte Heimatbesucher ohne Schlips und Kragen freuen. „Bereits bei der ersten Fachkräftebörse im vergangenen Jahr kamen zahlreiche Besucher, um die Jobmöglichkeiten in der Heimat kennenzulernen, und es resultierten daraus sogar einige Einstellungen“, resümiert Philipp von Haymerle, Projektmanager Wirtschaftsförderung bei der EGZ. „Wir setzen auch in diesem Jahr wieder darauf, dass Rückkehrwillige von Familienmitgliedern und Freunden in Görlitz von der Fachkräftebörse erfahren und bei ihrem Altstadtfest-Besuch hier vorbeischauen und Kontakte knüpfen.“ Über die Betriebe hinaus präsentieren sich u.a. die Agentur für Arbeit, das Jobcenter Görlitz und die Kreishandwerkerschaft Görlitz. Einen passenden Rahmen für Arbeiten, Leben und Wohnen in Görlitz bietet außerdem das neue „Görlitz-Wohnzimmer“. Während des gesamten Altstadtfestes lädt es speziell Rückkehrer und Neubürger ein. Es warten Tipps und Informationen zu Job- und Bildungsmöglichkeiten, die sich in entspannter Umgebung entdecken lassen. Verpackt in authentische und spannende Geschichten wirft man quasi auch einen Blick ins Familienalbum der Stadt mit all seinen lebenswerten Seiten zu Kultur, Freizeit und Wohnen. Ein besonderer Hingucker im Görlitz-Wohnzimmer werden die Wandbilder sein, in denen sich Filmclips verbergen, die von einem Kreativteam Görlitzer Filmemacher produziert worden sind. Sie begleiten Görlitzer und Neugörlitzer episodenhaft in ihrem Alltag und geben so einen authentischen Einblick in das Stadtleben. „Wir hoffen, dass unsere Aktionen eine Anregung geben, den eigenen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt wieder nach Görlitz zu verlegen“, fasst Philipp von Haymerle das Ziel der Maßnahmen zusammen.

Vereine verkaufen Pins

Natürlich gibt es auch wieder den traditionellen Pin. Der wird in der klassischen und der limitierten goldenen Variante angeboten und hilft nicht nur bei der Finanzierung des Festes, er bessert auch die ein oder andere Vereinskasse auf. Täglich sind an den drei Festtagen serchs offizielle Pin-Verkaufsstellen geöffnet – davon werden fünf Stände durch ehrenamtliches Vereinspersonal besetzt. Die Vereine erhalten eine vereinbarte Provision pro verkauften Pin. Den Pin-Verkauf unterstützen in diesem Jahr GFC Rauschwalde 1964, der SV Koweg, der CVJM Görlitz, der Holzwurm e.V. Basta und der Görlitzer Turnverein 1847.

Alt wie ein Baum? Von wegen!

Zu den musikalischen Highlights des Festes gehört der Auftritt von Ex-Puhdys-Gitarrist Dieter „Quaster“ Hertrampf am Sonntag. Er stand als ein Ur-Puhdy 45 Jahre auf den Rockbühnen dieser Welt und hat mit seiner Stimme vielen Hits der Band ihren Kultstatus verliehen. Jetzt hat er sich einen lang gehegten Wunsch und sehr persönlichen Traum erfüllt, nämlich mit seinen Kindern in einer namhaft besetzten Band auf einer Bühne zu stehen. Auf den Konzerten wird eine spezielle Auswahl aus eigenen, bekannten sowie (fast) vergessenen Puhdys-Songs zu hören sein. Ebenfalls beim Altstatfest auf der Bühne stehen werden die Birddogs aus Berlin, The Voice of Poland aus Zgorzelec, Urban Folkcore aus Prag und Seau Volant aus Dresden.

Jakuby Zgorzelec

Wie jedes Jahr findet zeitgleich zum Altstadtfest Görlitz das Jakuby Zgorzelec statt. Jakuby ist ein großer Jahrmarkt. An den Ständen werden verschiedenste Waren zum Kauf angeboten: Kräuter, Honig, Kunsthandwerk, Antiquitäten, Schmuckstücken aus Stein, Keramik oder Glas, Seifen, Kerzen, Pfefferkuchen, geröstete Nüsse, allerlei Getränke, und Leckereien. Jakuby ist auch ein Fest der Straßenkünstler. In diesem Jahr dabei sind das Puppentheater „Teatr Klinika Lalek“, das „Teatr Zywy“ sowie das „Teatr Woskresinnia“ aus Lwów. Letzteres wird uns eine spektakuläre Performance mit Motiven aus Tschechows berühmten Drama „Der Kirschgarten“ darbieten. Wie in jedem Jahr wird es natürlich auch wieder Theateraufführungen für Kinder geben. Auch das musikalische Programm ist vielfältig - weitgereiste wie die ungarischen Musiker der Band Szelindek werden auftreten, aber auch ansässige Gesang- und Tanzgruppen aus Zgorzelec und Umgebung. Zum ersten Mal wird es in diesem Jahr einen Jakob-Böhme-Tanzabend geben. Bei den Auftritten vom Warschauer Orchester „Sentymentalna“ und der Kapelle „Tegie Chlopy“ am Samstag ab 19 Uhr am Bulwar Grecki wird es wohl schwierig werden, die Füße stillzuhalten. 

Es wird historisch

Untermarkt

Alles in Butter mit Böhme, Melanchton und Luther? Nicht alles, aber viel besser als woanders. Das Hauptspiel am Nachmittag bietet wieder Geschichtliches aus Görlitz, diesmal aus dem Reformationsjahr 1517 und was danach folgte. Gespannt kann man auch auf die vielen belebenden Beiträge sein, die sich im Genre von Renaissance bis heute angesiedelt haben.

Waidhausplatz

Luther war nie persönlich in Görlitz, aber er hat hier früh Einzug gehalten. Das neue Verhältnis zu Gott, das Abschütteln alter Starre passte in eine Stadt, die weder einen feudalen Herren, noch einen sich allzu sehr einmischenden Landesvater hatte. In vieler Kaufleute Sinn war es obendrein auch. Aber alter Mief liegt auch in Görlitz auf der Straße: wie er weggefegt werden kann, das beweist die Geschichte selber! Auf dem Waidhausplatz wird man einiges erfahren.

Bühne Hinter der Peterskirche

In diesem Jahr kommen die Goldenen Zwanziger nach Görlitz zurück. Wild und unbändig wird das Verlangen nach Musik und Schönem, denn nach dem Ersten Weltkrieg ist alles anders, der Wert des Lebens wird wieder geschätzt und verschätzt. Aber in dieser Welt kann man sich vor allem auch wohl fühlen. Zudem es herrliche Blumenkränze, Mode, Kunst und Naschereien der Zwanziger gibt.

Peterstraße

Handel und Wandel lassen in der Peterstraße, einem der geliebten „Engpässe“ des Festes, keinen Missmut aufkommen, weil ansässige Anbieter wie „Skandinavia“ oder „Blütenweiß“ genauso viele reizvolle Angebote wie die vielen angereisten „Kaufleute“ offerieren. Zuweilen werden Komödianten und Spielleute das An- und Unwesen des Festes noch zu verstärken wissen. Hier kommt es zum Direktkontakt von Feiernden, Spielern und solchen, die es gern haben, selbst direkt dabei zu sein.

Familiengarten auf dem Fischmarkt

Ein tolles Fest braucht auch Rückzugsmöglichkeiten zum Entspannen und Genießen. Der Familiengarten am Fischmarkt lädt Familien mit ihren Jüngsten, aber auch Senioren zum Spielen, Ausruhen und Entspannen ein. Das Team der Freien evangelischen Gemeinde hat sich mit weiteren Görlitzern zur Bürgerinitiative „Familiengarten“ zusammengeschlossen, um im Trubel des Festes einen freundlichen Ruhepunkt im Herzen der Altstadt entstehen zu lassen. Hübsch und mit Liebe zum Detail blumig dekoriert, bietet der Fischmarkt Zeit für Ruhe, Gespräche und ein entspanntes Lächeln. Kinder können hier am Samstag und Sonntag nach Herzenslust spielen, basteln und sich auf Strohballen austoben, oder einfach im Sandhügel entspannt Schlösser bauen,  während sich die Eltern und Senioren im Familiencafé bei Kaffee und frischen Waffeln, Bratwurst, Pommes und Limo ausruhen und stärken. Am Samstagabend gegen 20 Uhr verwandelt sich der Familiengarten in einen „Weingarten“, in dem man genüsslich den Rebensaft aus Süddeutschland mit kleinen Antipasti-Häppchen bei angenehmen Gesprächen und Livemusik genießen kann. Am Sonntagmorgen gibt es um 9 Uhr einen „Lobpreisfrühstück“. Es ist eine erfrischende und stärkende Mischung aus leckerem Frühstück und Gotteslob, denn der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein… Alle sind dazu herzlich eingeladen, auch wenn man nicht singen kann oder will und an Gott zweifelt. Brotaufstriche kann man gerne mitbringen. Ab 12 gibt es wieder das Familiencafé für Groß und Klein.

Meuterrrei am Krrränzelstrrrand

Die Bürgerinitiative Kränzelstraße/Handwerk hat Kurs gesetzt und setzt ab Freitag 19 Uhr bis Sonntag 21 Uhr die Segel. Es geht auf hohe See – Piratenschiff, S(tr)andkasten und Urlaubsstimmung laden zum entspannten Verweilen mit SeeräuberRUMantik ein. Auch in diesem Jahr hält das Fest der Anwohner Kränzelstraße/Handwerk für Jung und Alt, Groß und Klein, ob Schiffsjunge, Maat oder ausgewachsener Pirat etwas bereit. Gegen trockene Kehlen und Kohldampf gibt’s alle drei Tage und Nächte über leckere Cocktails, gute Weine sowie kleine kulinarische Köstlichkeiten aus der Camillo-Kombüse und spanisches Piratenbrot und natürlich noch vieles mehr. 

Bürgerinitiative Nikolaistraße

Bei feinem Wein und frischem Brot aus dem selbstgebauten Lehmofen kann man auf der Nikolaistraße verweilen und in die romantische Seite des mittelalterlichen Treibens eintauchen. Nach mehrmaligen, täglichen Verlautbarungen vor Ort wird über den Tag verteilt hier viel zu erleben sein. Kinder können nach Herzenslust Armbrust schießen, töpfern, Körbe flechten, backen und Kräuterbutter herstellen. Die Gruppe Scharlatan und ihre Vorliebe für Ungewöhnliches lässt nichts aus: neben Dudelsack und Langfanfare formiert auch ein riesiges Almhorn seine durchgeblasene Luft zu fantastischen Tönen. Genaue Zeiten weiterer Programmpunkte sind vor Ort auf einer Tafel sichtbar. Der esta. e.V. ist als mitwirkender Verein bei der Nikolaistraße dabei. Am Sonntag findet um 10 Uhr ein Open-Air-Gottesdienst statt.

Nikolaizwinger

Kommet, höret, sehet und staunet: Bereits zum achten Male lassen die Fackelsteiner und ihre weitgereisten Gäste am letzten Wochenende im August zwischen dem Nikolaiturm und dem Hotherturm die Geschichte lebendig werden. Der Messerschleifer und der Krämer, die Filzerin und der Holzdrechsler, die Bogenschützin und der sorbische Töpfer, ja sogar die Wikinger und die Germanenhorde sind alle wieder mit dabei und lassen die Besucher am traumhaft schönen Lagerleben teilhaben.

Hinter dem Waidhaus

Auch in diesem Jahr präsentieren sich der Tourismusverein Görlitz, der Lions Club Görlitz und der Rotary Club Görlitz gemeinsamen beim Altstadtfest. Neben kulinarischen Genüssen gibt es täglich ein Programm für die ganze Familie. Der Erlös des Ausschanks an allen drei Tagen wird für einen guten Zweck verwendet.

Weitere Programmhinweise

  • Beim Trödelmarkt auf der Weberstraße können Sie Dinge aus vergangenen Epochen erwerben.
  • Am Samstag ab 16 Uhr gibt’s zwischen Uferpark und Altstadtbrücke die zweite internationale Waschtrog-Regatta. Es werden noch Teams gesucht, die Anmeldung ist bis 20. August möglich. Weitere Infos unter www.altstadtfest-goerlitz.com.


Meistgelesen