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Carola Pönisch

Zurück zum Meisterbrief - und weniger Pfusch

2004 schaffte die Bundesregierung die Meisterpflicht in 53 von 94 Handwerksberufen ab. Jetzt soll der gute alte Meisterbrief in zwölf Gewerken wieder eingeführt werden. Diese Reform soll unter anderem zu weniger Pfusch am Bau und mehr gut ausgebildeten Nachwuchs sorgen.
Auch das Drechslerhandwerk soll wieder mit einem Meisterbrief gekrönt werden. Foto: pixabay

Auch das Drechslerhandwerk soll wieder mit einem Meisterbrief gekrönt werden. Foto: pixabay

 Der deutsche Meister: Er gilt aus exzellenter und qualifizierter Handwerker mit der Befähigung zur Lehrausbildung und meist mit eigenem Betrieb. Seine Meisterurkunde hängt im eigenen Laden oder in der Werkstatt. 2004, es gab in jenem Jahr 4,4 Millionen Arbeitslose, befand die SPD-geführte Bundesregierung: Es gibt zu viele Handwerksberufe mit Meisterzwang.  Sie schaffte in 53 von 94 Berufen die Meisterpflicht ab und hoffte, dass viele Menschen schneller und unkomplizierter den Weg raus aus der Arbeitslosenstatistik rein in die Selbstständigkeit finden würden. Die Rechnung ging zunächst auf: Es folgte ein Gründerboom, vor allem in der Baubranche gab es plötzlich tausende Ein-Mann-Betriebe. Kein Meisterbrief. Keine Qualität?  Zurück zum Bewährten Heute, 15 Jahre später, sprechen die Bundesregierung, aber auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks und die Hauptgeschäftsführung Deutsches Baugewerbe von Fehlern, die korrigiert werden müssen. Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, sagt es freundlicher: »Wir begrüßen die Verabschiedung des Gesetzesentwurfs zur Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Gewerken außerordentlich. Der Meisterbrief ist Qualitätsgarant im deutschen Handwerk, er ist Grundlage für erfolgreiche Unternehmer und nachhaltige Ausbildung.« Was war geschehen? Eine Ursache für das Umdenken könnte »Pfusch am Bau« heißen. Denn wie Kilian Bizer, ein Mittelstandsforscher der Uni Göttingen erklärte, hatten sich nach der Abschaffung des Meisterzwangs vor allem Geringqualifizierte und Menschen mit Migrationsgrund selbstständig gemacht. Noch heute ist das im Bereich Fliesen-, Platten- und Estrichleger laut Bizer der Fall. Viele dieser Solo-Chefs arbeiten zwar für günstigere Stundensätze, sind aber im Schnitt nach spätestens fünf Jahren vom Markt verschwunden – zurück blieben oft Bauherren ohne Ansprechpartner bei Gewährleistungsfällen. Was von diesen neuen Arbeitgebern gar nicht geleistet wird ist die Lehrausbildung. Auch deshalb dringt die Regierung auf die Wiedereinführung des Meisterbriefes in solchen Gewerken, deren unsachgemäße Ausübung eine »Gefahr für Leben und Gesundheit«  bedeute oder  die als immaterielles Kulturgut anzusehen sind wie zum Beispiel die Orgel- und Harmoniumbauer. Diese Berufe sollen wieder der Meisterpflicht unterliegen: * Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Estrich- und Parkettleger, Behälter- & Apparatebauer, Betonstein- und Terrazzobauer, Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Raumausstatter, Glasveredler, Drechsler, Böttcher sowie Orgel- und Harmoniumbauer * Bestehende Betriebe erhalten Bestandsschutz und können selbstständig bleiben * Die Wiedereinführung des Meisterbriefes in den 12 Gewerken ist für 2020 geplant


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