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Wie weiter im und rund um Schloss Übigau?

Verfallen, marode, abgesperrt – und nun auch noch ohne Sommerbewirtschaftung

Das Barockschloss an der Elbe in Übigau ist längst kein Prachtbau mehr. Der Verfall wird immer stärker sichtbar. Ob sich der Förderverein Schloss Übigau im kommenden Jahr noch darum kümmert, ist mehr als fraglich. Winfried Pfeil räumt die letzten Überbleibsel seiner Sommerwirtschaft weg. Viel steht ohnehin nicht mehr. Zelte, Pavillon und Verkaufsstand sind schon verschwunden. Für immer. Denn Winfried Pfeil hat den Biergarten im Schlosspark in diesem Jahr zum letzten Mal geöffnet. »Mit 67 ist Schluss«, kündigte er schon vor zwei Jahren an und am 31. Oktober war es soweit. Seit 2008 hatte Pfeil ein Auge auf Schloss und Park. Vor allem auf letzteren, denn jedes Jahr im Sommer öffnete er hier mit Erlaubnis der Eigentümerfamilie Schinz seine Sommerwirtschaft, die von den Dresdnern gut angenommen wurde. 2009 gründete sich der Förderverein Schloss Übigau, der zusätzlich mit Ausstellungen und Sommerfesten noch Kultur ins Schloss brachte. Was wiederum den Vorteil hatte, dass in den vergangenen Jahren wenigstens in den Kleinen Saal etwas Leben kam und ein Auge auf den Zustand des Gemäuers geworfen wurde. Immerhin sorgte der Verein dafür, dass die lange Zeit vernagelten Fenster zur Elbe hin wieder ordentliche Scheiben erhielten und das Schloss in den letzten Jahren nicht ganz so trostlos aussah wie zuvor. Doch bald könnte es hier schon wieder anders aussehen. Allein im August und September wurde laut Winfried Pfeil neun Mal ins Schloss eingebrochen, im Oktober zwei Mal. »Da wurden Fenster eingedrückt, Mobilar rausgeschleppt und Umtrunk gefeiert«, weiß Pfeil aus Erfahrung. »Wenn hier niemand mehr vor Ort ist und ab und zu nach dem Rechten schaut, kann das schnell in richtig gefährlichem Vandalismus ausarten.« Wie es mit Sommerwirtschaft und den Aktivitäten des Fördervereins weitergeht steht derzeit in den Sternen. Fakt ist: Wenn es keinen neuen Biergarten-Betreiber gibt, wird auch der Förderverein über kurz oder lang seinen Vereinszweck verlieren. In einem abgesperrten Privatgrundstück und einem ruinösen Haus sind Ausstellungen und Konzerte nicht realisierbar. Dass sich in absehbarer Zukunft etwas an der Situation in und am Schloss ändert ist eher unwahrscheinlich. Für das Anwesen, das 1999 vom Heidelberger Zigarren- und Immobilienunternehmer Dieter Schinz gekauft wurde, wurden bisher acht Fördermittelanträge gestellt. Einen Antrag nahm Schinz zurück, drei wurden abgelehnt. Einmal wurde die bewilligte Summe nicht abgerufen, einmal wurde sie verzinst zurückgefordert. Zwei Anträge wurden bewilligt, das Geld floss in die Sicherung des Daches und eines Giebels sowie in Wappen und Traufgesims am Schloss. Dennoch: Das Gebäudeensemble verfällt, ein Konzept dafür ist nicht in Sicht. Ob also irgendwann Schokoladenschlösschen (Café, Kurse und Verkauf), Rokoko-Zentrum, Tanz- und Musikschule, Ateliers für Künstler oder Büros hier einziehen werden oder das Objekt der Begierde als Wertanlage weiter vor sich hin gammelt – man darf gespannt sein. C. Pönisch

Schloss-Fakten

* 1724 bis 1726 im Auftrag des Reichsgrafen Jacob Heinrich von Flemming, kurz vor Fertigstellung von August dem Starken erworben * 1831 versteigert das Königshaus das verwahrloste Schloss * 1836 Gründung des Actien-Maschinenbau-Vereins Übigau, u.a. durch Andreas Schubert, daraus entsteht die Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau * 1930 wird die Firma geschlossen, das Schloss soll abgerissen werden * Zentralverein für Arbeitersport 1885 e.V. (Vorläufer des SC Borea) pachtet das Schloss und vermietet die Räume, u.a. an die KPD * zu DDR-Zeiten saß hier die Verwaltung des VEB Dampfkesselbau Übigau * Nach der Wende: 1993 Verkauf durch die Treuhand an einen Investor in Mölln, Rückabwicklung wegen eines Formfehlers, erneuter Verkauf 1999 an den Heidelberger Zigarren- und Immobilienunternehmer Dieter Schinz, dessen Witwe des noch heute besitzt


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