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Carola Pönisch

Wenn echte Pilze leuchten

... können daraus echt nachhaltige und gesundheitlich unbedenkliche Knicklichter werden. Ingenieure an der TU Dresden tüfteln derzeit am ökologisch korrekten Knicklicht "Foxfire".
Das nachhaltige Pilzknicklicht der Dresdner Holzingenieure ist ungiftig und zu 100 Prozent ökologisch abbaubar. Es könnte ab Ende 2020 im Handel erhältlich sein. Illustration Gille/TU Dresden

Das nachhaltige Pilzknicklicht der Dresdner Holzingenieure ist ungiftig und zu 100 Prozent ökologisch abbaubar. Es könnte ab Ende 2020 im Handel erhältlich sein. Illustration Gille/TU Dresden

Knicklichter sind beliebt, praktisch und hübsch anzusehen. Aber ökologisch keinesfalls unbedenklich, zumindest was das Leuchtmittel betrifft, denn Knicklichter bestehen aus einem ätzenden Flüssigkeitsgemisch, Glassplittern und der Kunststoffhülse. Recyceln lässt sich so etwas nicht. Abgesehen davon ruft der Kontakt mit diesem Gemisch unschöne Hautreizungen hervor. Echte Pilze, die leuchten: Eine echte Alternative Ingenieure der TU Dresden fanden: Das geht anders. Sie entwickeln ein ungiftiges Knicklicht, das durch einen einheimischen Pilz leuchtet und zu 100 Prozent ökologisch abbaubar ist. Der Bio-Leuchtstab »Foxfire« soll eine nachhaltige regionale Alternative zu bisherigen Knicklichtern sein und in etwa eineinhalb Jahren in erster Kleinserie reif sein. Die Dresdner Tüftler machen sich dabei den Biolumineszenz-Effekt des einheimischen »Herben Zwergknäuelings« (Panellus Stipticus) zunutze. Weltweit gibt es rund 71 Pilzarten, die unter bestimmten Bedingungen leuchten – alle in einem satten Grün. »Wenn man bei einer Nachtwanderung im Wald nach einer gefallenen Eiche Ausschau hält, hat man gute Chancen, solche grün leuchtende Pilze zu sehen«, so Sven Grasselt-Gille, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Holztechnik und Faserwerkstofftechnik an der TU Dresden. Nachhaltiges Einweg- Leuchtmittel Das neue »Foxfire« besteht aus sterilisierten organischen Reststoffen aus der Forst- und Landwirtschaft oder Lebensmittelindustrie wie z. B. Holzmehl oder Kaffeesatz. Diese Nährstoffe werden mit dem leuchtenden Pilz vermischt und in eine bestimmte Form gepresst. Je stärker sich der Pilz in der Form ausbreitet, umso stärker leuchtet auch das Knicklicht. Nach fünf Wochen hat der Pilz die Form stark durchwurzelt und leuchtet flächendeckend. Nach vier Monaten etwa sind die Nährstoffe aufgebraucht und das Licht erlischt. »Die größte Herausforderung besteht darin, dass der Pilz möglichst kräftig leuchtet und dass er auf Kommando zum Leuchten gebracht werden kann«, so Sven Grasselt-Gille. Das Bundesforschungsministerium unterstützt die Dresdner Knicklicht-Forscher mit 84.000 Euro. Das könnte ab Ende 2020 im Handel erhältlich sein.


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