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Carola Pönisch

Wenn Börsengeschäfte in der Kneipe abgestimmt werden

Aktien sind langfristig gesehen die renditestärkste Kapitalanlage. Das wissen auch die Hobby-Börsianer des Dresdner Investmentclubs »InnVestus«. Seit 20 Jahren nehmen sie ihr Geld buchstäblich in die eigenen Hände und vermehren es durch kluges Investieren
In ihrer Stammkneipe »Zum Knipser« in Dresden diskutieren die Hobby-Börsianer über Investment, Kurse, Neues am Börsenmarkt und ihre Strategien.             Foto: privat

In ihrer Stammkneipe »Zum Knipser« in Dresden diskutieren die Hobby-Börsianer über Investment, Kurse, Neues am Börsenmarkt und ihre Strategien. Foto: privat

Nerven behalten, das ist das Wichtigste dabei. Nicht panisch werden, wenn der Kurs mal in den Keller saust. Nicht euphorisch alles auf eine Karte setzen. Den Markt beobachten, klug stückeln, Risiken kennen. Alte Börsianerweisheiten, gewiss. Doch diejenigen, die sich hier alle zwei Monate im Lokal »Zum Knipser« treffen, sind keine gerissenen Banker, die mit fremder Kohle zocken und versuchen, am ganz großen Rad zu drehen. Sie sind Hobby-Börsianer im Rentenalter mit einer Strategie, die da lautet: Wir vermehren unser Geld selbst, banken- und konzernunabhängig. »Die Börse bietet große Chancen, aber auch Kursverluste gehören dazu«, sagt Club-Chef Günter Preuß Vereint sind die rund 80 Freizeit-Kapitalanleger seit März 1999 im Investmentclub »InnVestus«. »Wir waren unzufrieden mit den damaligen Anlageangeboten der Banken und Sparkassen, wollten unser privates Geld selbst in die Hand nehmen und vermehren«, erinnert sich Club-Gründer Günter Preuß. Wegen des enormen Zulaufs in kürzester Zeit und weil es die Bankenaufsicht Bafin so wollte, teilte sich der Club schon bald nach der Gründung in die Segmente »IC InnVestus GP« und »IC InnVestus Troika«. Heute gilt InnVestus mit Stammsitz (und Stammkneipe) Dresden als der älteste und größte Aktienclub in Sachsen. Etwa 80 Prozent der Hobby-Aktionäre sind von Anfang an dabei, wie zum Beispiel Dr. Heinz Boche, 86 und seines Zeichens Club-Schatzmeister. Oder Erika Gärtner, 89 Jahre und immer noch leidenschaftlich am Fachsimpeln. Überhaupt: Die Frauenquote des Börsenclubs ist mit 43 Prozent erstaunlich hoch. Ihnen sagt Günter Preuß übrigens »ein erstaunlich gutes Bauchgefühl« nach, wenn es um das richtige Investment geht. »Zehnmal konnten wir die Börsen-Indizes DAX, Euro Stoxx und Dow Jones schlagen. Aber es gab auch Jahre mit dickem Minus« Doch: Wie investiert man eigentlich richtig? Woher wissen die (meist ehemaligen) Ärzte, Angestellten, Ingenieure, Handwerker und Selbstständigen, welche Aktien gut oder absturzgefährdet sind? Günter Preuß weist auf das Credo des Clubs hin: Investieren statt spekulieren. »Wir stecken unser Geld in BlueChips, Wachstumswerte und Aktien mit guter Dividente, insgesamt in 20 Aktienwerte«, sagt er und meint damit solide Unternehmen der Nahrungsmittelbranche oder Telekommunikationsfirmen. Natürlich ist die Börse keine Einbahnstraße bergauf, das haben die Freizeitaktionäre gelernt. Konnten sie im Gründungsjahr mit Aktien des Neuen Marktes satte 65,9 Prozent Gewinn erwirtschaften, brachen sie in den drei Folgejahren komplett ein, machten pro Jahr bis zu 26 Prozent Miese. 2005/06 ging es wieder steil nach oben, 2008 tief in den Keller. Auch 2018 endete mit -15,6 Prozent. »Aber über die gesamte Laufzeit gerechnet sind es eben doch jährlich 5,76 Prozent Gewinn, den wir erzielen«, sagt Preuß. Langer Atem und gute Nerven zahlen sich an der Börse eben immer aus. Auch wenn man dafür ab und zu Federn (Geld) lässt. Weitere Infos *  InnVestus-Mitglieder investieren einen Einmal-Betrag oder monatlich 50 Euro und sind damit Gesellschafter des Clubs *  Die Clubmitglieder entscheiden gemeinsam, welche Summe in welche Aktienwerte investiert wird *  Aller zwei Monate treffen sich die Clubmitglieder, die aus Dresden und dem Umland sowie aus Klipphausen, Radeberg, Struppen, Arnsdorf oder Bischofswerda kommen *  Nächster Treff: 12. März, 18.15 Uhr, Zum Knipser, Dohnaer Straße 82b *  www.investmentclub-innvestur.de oder investus_gp@yahoo.de


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