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André Schramm

Nase voll vom Wolf

Eine Begrenzung der Wolfspopulation – das fordert die Bürgerinitiative "Wolfsgeschädigter/besorgter Bürger" aus der Lausitz. Eine entsprechende Petition wurde nun in Dresden übergeben.
Übergabe der Petition im Sächsischen Landtag. Foto: Schramm

Übergabe der Petition im Sächsischen Landtag. Foto: Schramm

Insgesamt 18.590 Menschen hatten die Petition "Begrenzung der Wolfspopulation" seit Juni 2017 unterzeichnet. Der Initiator, die Bürgerinitiative "Wolfgeschädigter/besorgter Bürger" aus Neschwitz bei Bautzen, überreichte nun die Aktenordner dem sächsischen Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler (CDU) und der Vorsitzenden des Petitionsausschusses Kerstin Lauterbach (Die Linke). Im Kern fordern die Petenten, die Wolfspolitik im Freistaat den Gegebenheiten anzupassen. "Die Landbevölkerung fühlt sich nach 19 Jahren Wolf nicht mehr sicher in ihren eigenen Dörfern. Sie ist immer weniger bereit, Nutztiere als Wolfsfutter zu produzieren und ein sicheres Lebensgefühl aufzugeben, weil ein Großraubtier unkontrolliert unter höchsten Schutz gestellt wurde", sagte Tilo Sauer von der Initiative. Er sprach von einem Feldversuch, der längst aus dem Ruder gelaufen sei.  Konkret soll für den Wolf in Sachsen die ganzjährige Schonzeit aufgehoben und eine kontrollierte Begrenzung der Wolfpopulation ermöglicht werden. Die Reduzierung der Rudeldichte in der Lausitz und die Ausweisung von Schutzgebieten sind weitere Forderungen. Der Wolf steht unter strengstem Artenschutz. Entnahmen sind, wenn überhaupt, nur in Ausnahmefällen möglich. Derzeit sind in Sachsen 16 Wolfsrudel mit etwa 50 Welpen unterwegs.    Außerdem, so heißt es in der Petition weiter, sei die verharmlosende Darstellung des Wolfes in Kindergärten und Schulen künftig zu untersagen. Durch Gutachten unabhängiger Institute solle zudem geklärt werden, wie artenrein die Wölfe in der Lausitz überhaupt seien. Gefordert werden außerdem landesunabhängige, neutrale Riss-Gutachter. Nach Angaben der Bürgerinitiative seien offensichtliche Schäden durch den Wolf in der Vergangenheit nicht als solche eingestuft worden. Nach Zahlen des Büros "Wölfe in Sachsen" gab es 2017 insgesamt 107 Meldungen von getöteten/verletzten/vermissten Nutztieren im Freistaat Sachsen. In 61 Fällen konnte der Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen werden. Dabei wurden 181 Tiere getötet und 19 Tiere verletzt. 17 Tiere waren verschwunden. Zum Vergleich: 2016 gab es 71 Meldungen mit 219 getöteten Tieren. Der Ärger sammelt sich vor allem im Gebiet des Rosenthaler Wolfsrudels, welches inzwischen 220 Nutztiere gerissen hat. "Ein genehmigter Abschuss wurde per Eilantrag der Grünen Liga verhindert", so Sauer weiter. Seitdem warte die Bevölkerung auf weitere Informationen, während sich der Wolf weiter durch Nutztierherden fressen dürfe.   Unter den Mitgliedern der Bürgerinitiative sind Hobby- und Erwerbsschäfer, Tierärzte, Unternehmer anderer Branchen, aber auch Forstwirte.  "Das Wolfsproblem betrifft nicht nur Sachsen, sondern ganz Europa. Keiner traut sich, dagegen etwas zu unternehmen", sagte der Initiator und Zahnarzt Georg Lebsa. Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler versprach eine schnelle Bearbeitung der Petition. Das zuständige Ministerium hat nun sechs Wochen Zeit für eine Stellungnahme an den entsprechenden Ausschuss. "Angesichts der Dringlichkeit denke ich, dass das schneller geht", so Rößler. Erstaunt zeigte sich auch Kerstin Lauterbach.  "18.000 Unterschriften – das kommt nicht häufig vor", erklärte die Vorsitzende des Petitionsausschusses. Kritik kam von den Grünen. "Die Sorge um die Herdentiere und das persönliche Sicherheitsgefühl des Menschen kann man nicht kleinreden. Die Angst ist an sich unbegründet, da der Mensch nicht zum Nahrungsbild des Wolfes gehört. Bei richtigem Verhalten geht keine Gefahr von Wölfen aus. Darüber hinaus hat die Rudeldichte in einem Gebiet eine artspezifische Obergrenze, die sich von allein einstellt. Das heißt, es werden nicht immer mehr Wölfe", sagte Wolfram Günther, umwelt- und landwirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag. Von einer Begrenzung der Wolfspopulation halte er nichts. "Ein Abschuss bringt Unruhe in den Territorien. Nur durch eine gelungene Vergrämung kann man Wölfen dazu bringen, sich von Herdentieren fern zu halten. Diese Erfahrung geben diese dann an die Jungen weiter", so Günther.


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