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Carola Pönisch

»Mich hat nie die Lebenslust verlassen«

Colin Geipel erlitt vor 16 Jahren einen Hirnschlag, der ihn fast das Leben kostete. Doch der heute 48-Jährige hat sich nie unterkriegen lassen. Er musiziert, fährt Liegerad und arbeitet zweimal wöchentlich in der Uniklinik Dresden als Schlaganfallhelfer am Beratungstelefon von »SOS-Care Schlaganfallpatienten«.
Ab 6. November sitzt Schlaganfallhelfer Colin Geipel an der Hotline für Schlaganfallpatienten und deren Angehörige. Er ergänzt damit das Angebot des DNVC, für das unter anderem PD Dr. Jessica Barlinn, Nastasja Pfaff und Uwe Helbig (v.l.n.r.) verantwortlich sind. Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer

Ab 6. November sitzt Schlaganfallhelfer Colin Geipel an der Hotline für Schlaganfallpatienten und deren Angehörige. Er ergänzt damit das Angebot des DNVC, für das unter anderem PD Dr. Jessica Barlinn, Nastasja Pfaff und Uwe Helbig (v.l.n.r.) verantwortlich sind. Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer

Eine Arterie im Kopf. Krankhaft erweitert. Geplatzt. Hirnschlag.Colin Geipel war gerade mal 32 Jahre alt, als es passierte. Als seine Welt von einem Moment auf den anderen komplett aus den Fugen geriet. Doch der Dresdner, der damals im Experimentellen Zentrum der Medizinischen Fakultät der TU Dresden arbeitete, kämpfte sich Stück für Stück zurück ins Leben. Mittlerweile kann er sogar von sich behaupten, ein ganz besonderer Experte zu sein: Seit Anfang November berät er als geschulter »Schlaganfallhelfer« per Telefon und online zweimal wöchentlich betroffene Patienten und deren Angehörige. »Für Schlaganfallpatienten ist es wichtig, nicht im Bett oder auf dem Sofa zu bleiben und sich bedienen zu lassen«, bringt es Colin Geipel auf den Punkt. »Sein Leben wieder in die Hand zu nehmen und aktiv zu werden ist nicht nur gut für die Seele, sondern auch für den Körper.« Was aus seinem Mund, mit seiner Erfahrung natürlich anders rüberkommt als von Nichtbetroffenen. Denn wer wüsste es besser als einer, der alles selbst durchgemacht hat, der Not-OP, Intensivstation und monatelange Reha kennt und weiß, wie lange es dauern kann, ehe sich eine Art »Normalität« im neuen Leben wieder einstellt. »Ich wurde im Rollstuhl in die Rehaklinik geschoben und habe sie gehend wieder verlassen«, erzählt er. »Das verdanke ich nicht nur den Ärzten, sondern auch meiner Familie.« Und einem eisernen Willen. »Mich hat nie die Lebenslust verlassen.« Musik, Sport und Kraft für Widerspruch Colin Geipel unternahm viel, um sich ein Stück des Lebens zurückzuholen, das er vor dem Hirninfarkt gelebt hatte. Dazu gehört auch das Musizieren. Von Schlagzeug und Euphonium kam er zu Blechblasinstrumenten, spielt heute im Posaunenchor der Kirchgemeinde Dresden-Bühlau. Und er engagiert sich in Selbsthilfegruppen – nicht, um selbst unmittelbar davon zu profitieren, sondern um andere Betroffene zu motivieren und zu zeigen, dass da noch viel geht. Zum Beispiel Liegerad fahren, obwohl die Krankenkasse meint, ein Elektrorollstuhl tue es auch. »Nein«, sagt er, »Behinderte haben gesetzlich verbürgte Rechte auf Teilhabe am Leben.« Man müsse nur den Mut haben, Anträge zu stellen und notfalls Widersprüche einzureichen. Wie beides am erfolgreichsten formuliert werden müssen, darüber kann man sich von Geipel dem Schlaganfallhelfer, am Telefon des Uniklinikums beraten lassen. Neben dieser Tätigkeit hat der 48-Jährige seit Jahresbeginn einen Job bei der Gut Leben gGmbH in Zscheckwitz bei Kreischa. Die Gut Leben bietet Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben speziell für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen an und war sofort damit einverstanden, Colin Geipel für die Beratungstätigkeit am Dresdner Neurovaskulären Centrum zu unterstützen. Hotline für Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen: Tel. 0351 / 458 33 30, jeden Dienstag 10 bis 12 Uhr und Donnerstag 13 bis 15 Uhr Hilfe per Mail unter sos-helfer@ukdd.de


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