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Carola Pönisch

Lockdown light: Läden offen, dennoch Flaute

Der Monat November gilt im Handel als zweitstärkster Umsatzmonat des Jahres. Ausgerechnet jetzt herrscht »Lockdown light«. Obwohl die Läden anders als im Frühjahr offen bleiben dürfen, trifft dieses »light« den Handel erneut empfindlich.
Beim ersten Lockdown im Frühjahr war die Prager Straße meist menschenleer. So schlimm ist es derzeit zwar nicht, aber die Händler rechnen wieder mit enormen Einbußen. Foto: David Müller

Beim ersten Lockdown im Frühjahr war die Prager Straße meist menschenleer. So schlimm ist es derzeit zwar nicht, aber die Händler rechnen wieder mit enormen Einbußen. Foto: David Müller

Der Handelsverband Sachsen sieht derzeit relativ schwarz. »Trotz geöffneter Einzelhandelsgeschäfte finden immer weniger Kunden den Weg in die Stadtzentren«, sagt René Glaser, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen (HVS).  Es fehle schlichtweg am Grund zum Einkaufsbummel, weil shoppen gehen eben gern mit dem Besuch von Gastronomie, Kino oder Theater verbunden sei, diese Einrichtungen aber alle geschlossen bleiben müssen im umsatzstarken Monat November.  Warum Stadtzentren besonders betroffen sind Besonders betroffen vom erneuten Stillstand sind Innenstädte. Hier finden sich vor allem Läden mit Bekleidung, Schuhen, Uhren, Schmuck, Spielwaren, Sportartikeln und Unterhaltungselektronik. Bei diesen Unternehmen, deren eigene finanzielle Reserven nach einem beispiellosen Umsatzrückgang im Ergebnis des ersten Lockdowns im Frühjahr längst aufgezehrt sind und die Kredite zum Überleben aufgenommen haben, verschärft sich nach Aussagen des HSV die bereits angespannte Situation weiter.  »Deshalb muss die Politik ihr Nothilfeprogramm auch für den Einzelhandel öffnen. Darüber hinaus müssen die Kriterien für die Überbrückungshilfen des Bundes angepasst und die Hürden für die Antragsberechtigung gesenkt werden«, fordert René Glaser. »Andernfalls drohen die Innenstädte mit zahlreichen Leerständen weiter zu erodieren.« Weihnachtsmärkte ziehen in die Stadt (eigentlich) In vielen großen und kleinen Städten sind die diesjährigen Weihnachtsmärkte bereits abgesagt. Chemnitz, Leipzig, selbst Nürnberg, aber auch viele umliegende Städte sehen keine Möglichkeiten für einen Corona-konformen Bummel bei Lichterglanz und Weihnachtsklang.  In der Stadtverwaltung Dresden glimmt dagegen noch ein Fünkchen Hoffnung, eine Entscheidung soll erst Mitte November getroffen werden. »Eine Absage ist schnell erledigt, aber wir haben ein gutes Konzept und lassen uns unsere Zuversicht nicht nehmen«, so Dr. Robert Franke, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. Als Wirtschaftsförderer wisse man um die immense wirtschaftliche Bedeutung des Striezelmarktes und der anderen Märkte der Weihnachtsstadt.  Verkaufsoffene Sonntage? Zwei sind genehmigt Um dennoch Menschen in die Läden der Innenstadt zu ziehen, bleibt es bei den beiden verkaufsoffenen Sonntagen am 6. und 20. Dezember. Ob allerdings die Idee des Handelsverbandes Erfolg haben wird, im Advent auch ohne Anlässe auf Basis der Corona-Schutz-Verordnung ausnahmsweise jeden Sonntag zwischen 12 und 18 Uhr öffnen zu dürfen, ist mehr als fraglich. Auch wenn das der Handel und selbst die Mitarbeiter*innen noch so sehr wünschen – Kirche, Gewerkschaft und einige Parteien dürften sich dafür trotz aller Sorgen nicht erweichen lassen. Wie es aussieht, wenn sich Handel nicht mehr lohnt, weil Umsätze wegbrechen, Laufkundschaft fehlt oder Rentabilität nicht mehr gegeben ist, kann man sich bereits in Dresden auf der Wilsdruffer Straße nahe des Pirnaischen Platzes im Herzen der Altstadt anschauen. Zu DDR-Zeiten galt diese Straße als Einkaufsmeile schlechthin, heute stehen hier dutzende Läden leer, darunter das Uhren- und Schmuckgeschäftes »Juwel« (1957 eröffnet) und die Löwen-Apotheke, seit 1945 dort ansässig und bis zur Schließung im März dieses Jahres dienstälteste Einrichtung ihrer Art in Dresden.


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