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Carola Pönisch

Fotoalben sind aufgeklebte Erinnerungen

Blättern in alten Fotoalben kann sehr unterhaltsam sein. Doch wer legt seine Erinnerungen heute noch so ab? Wie werden digitale Schnappschüsse heutzutage eigentlich für die Nachwelt erhalten? Eine Ausstellung in der SLUB Dresden gibt Antworten darauf

 Der Sonnenaufgang am Morgen, der Teller mit dem Mittagessen, das Glas Rotwein am Abend und dazwischen alles, was der Tag so bringt – Millionen Fotodateien landen heutzutage in diversen Clouds und sozialen Netzwerken.Neben Schnappschüssen sind es meist inszenierte, mit Filtern verschönte und mit #Hashtags versehene Bilder, die im Sekundentakt auf die Reise gehen. Was jedoch bleibt davon der Nachwelt erhalten? Wie viele der Milliarden Bilder landen in einem Fotobuch oder werden ausgedruckt? Wie lange halten Fotodateien auf den heutigen Speichermedien? Wird es künftig noch Abspieltechnik für heute genutzte CD‘s und Sticks geben? Und was bitte, sind eigentlich Fotoalben? Posten hat das Einkleben ersetzt  Ist das klassische Fotoalbung also nur noch ein Relikt aus der Vergangenheit, ausgestorben wie die analoge Fotografie? Wer dieser Frage nachgehen will, hat dazu in der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Gelegenheit. Eine neue Ausstellung befasst sich hier mit der Geschichte des Fotoalbums. Mit über 600 Objekten aus anderthalb Jahrhunderten – vom Familien- über das Reise- bis hin zum Kriegsalbum – hütet die Deutsche Fotothek an der SLUB einen kulturgeschichtlichen Schatz, den sie nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Prachtalben und Alltagsdokumente  Mit spektakulären Prachtalben und schlichten Alltagsdokumenten zeigt die Ausstellung Highlights aus anderthalb Jahrhunderten Fotogeschichte. Darunter Alben mit Goldschnitt und Goldprägung aus den 1920er und 1930er Jahren sowie Alben, die vom Einzug der Amateurfotografie künden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Fotoalbum als Teil der allgemeinen Erinnerungskultur angesichts immer größerer Reisefreudigkeit rein mengenmäßig seine Blütezeit, jedes Bild wurde sortiert, eingeklebt und beschriftet. Diese Akribie ging zurück, je mehr (und zunehmend preiswerter) fotografiert wurde. Und heute? Führt die schiere Masse an Dateien in vielen Familien bereits wieder zur Renaissance des Albums. Gemeinsames Blättern ersetzt eben nicht gemeinsames Klicken am Laptop oder scrollen durchs Handy... Wann: 16. Oktober bis 22. April2019  wochentags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Wo: SLUB, Zellescher Weg 18, 01069 Dresden 


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