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Durchsuchungen: "Wir sind frustriert"

Freital, Dresden, Basel: In mehreren Städten kam es heute zu Hausdurchsuchungen. Ziel der knapp 400 Beamten waren die Organisatoren des Fanmarsches in Karlsruhe. Auch das Dresdner Fanprojekt bekam Besuch.
Die Pressekonferenz: Im Hintergrund ein Polizeivideo vom 14. Mai in Karlsruhe. Foto: Schramm

Die Pressekonferenz: Im Hintergrund ein Polizeivideo vom 14. Mai in Karlsruhe. Foto: Schramm

Die Bilder machten bundesweit Schlagzeilen. Rund 1.500 Dynamo-Fans marschieren im Militär-Look Richtung Wildparkstadion in Karlsruhe. Rauch und Pyro fliegt durch die Luft. Am 14. Mai 2017 wird wenig später der Einlass gestürmt und eine Imbissbude demoliert. Teile des Stadion-Interieurs gehen zu Bruch. Offizielle Bilanz der Karlsruher Polizei: schmerzhaftes Knalltraumata bei 21 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte. Mehrere Beamte fallen monatelang aus. Ordner werden ebenfalls verletzt. Am Ende hat die Polizei in Karlsruhe keine Namen und Adressen, nur Bilder und Videos bleiben übrig.  Gut ein halbes Jahr später sind die Bilder verblasst. Vom Tisch ist die Angelegenheit aber nicht, zumindest nicht für Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Karlsruhe. In ihrem Auftrag wurden am Dienstagmorgen Wohnungen und Geschäftsräume von Dynamo-Anhängern in Dresden, Freital und kleineren Gemeinden im Umfeld der Landeshauptstadt durchsucht. Zeitgleich gibt es Einsätze in Brandenburg und Baden-Württemberg sowie in Basel (Schweiz). Bekannt ist weiterhin, dass auch ein Fanshop und Räumlichkeiten des Fanprojektes Dresden im Visier der Ermittler stehen.    Knapp Hundert Speichermedien, Computer und Smartphones werden beschlagnahmt. Camouflage-Kleidung finden die Beamten auch, ebenso das Fahrzeug, das damals vorn mitfuhr. Dazu kommen Böller aus osteuropäischer Produktion, Seenotfackeln, ein Schlagring und eine Waffe für Gummigeschosse. "Die Auswertung der Beweismittel wird Zeit in Anspruch nehmen", sagt Gerhard Heck, Ermittlungsführer der Karlsruher Polizei. Die Verfahren hätten beim Polizeipräsidium Karlsruhe aber hohe Priorität. Die siebenköpfige Ermittlungsgruppe "Dynamo" werde dazu aufgestockt. Seit Mai ermittelt diese, wertete das Video- und Bildmaterial aus und recherchierte auch im Internet. Im Ergebnis konnten 28 Personen identifiziert werden. Gegen sie laufen nun konkrete Ermittlungsverfahren. "Es geht dabei nicht um Dynamo-Anhänger, die mitgelaufen sind, sondern Personen, die an der Organisation und Durchführung des Marsches beteiligt waren", sagt Dr. Tobias Wagner von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe. Die Beschuldigten sind zwischen 23 und 34 Jahre. "Es handelt sich um Führungspersönlichkeiten der Fanszene", so Dr. Wagner weiter. Die Tatvorwürfe: gefährliche Körperverletzung sowie Verstöße gegen das Versammlungs- und Sprengstoffgesetz. Am Spieltag waren rund um das Wildparkstadion über 800 Polizeikräfte im Einsatz. Angesichts der Brisanz der Begegnung zu wenig. Gewaltbereite KSC-Fans hatten angekündigt, in die Nähe des Stadions zu kommen. "Wir hatten mehr Kräfte angefordert, als am Ende tatsächlich da waren", gibt Gerhard Heck zu. Deshalb habe der Einsatzführer sich dazu entschieden, keine Straftäter aus der Menge herauszulösen. Oberste Priorität hatte die Trennung beider Lager und die Absicherung des Marsches.  Fanprojekt-Leiter Torsten Rudolph (38) zeigte sich enttäuscht und frustriert über die Durchsuchungen im eigenen Haus, wenngleich die Verwaltungsräume verschont blieben. "Wir sind kein Fanclub, sondern im öffentlichen Interesse unterwegs. Mit Aktionen wie diesen wird unsere Fansozialarbeit schlichtweg kriminalisiert. Uns war eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Partnern immer wichtig", sagte er. Die Beamten fanden dort übrigens keinerlei Hinweise.


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