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Carola Pönisch

Drogenlabor trifft auf Steckbriefregister

»Spurensuche« heißt eine neue Ausstellung im Landtag, die sich mit der Historie der Polizei in Sachsen und Dresden befasst.

Wer mit Recht und Gesetz im 18. Jahrhundert nichts am Hut hatte, den konnte im schlimmsten Falle das Richtbeil eines Besseren belehren. Ein Nachbau aus der Zeit um 1905 ist derzeit in der ersten Etage im Landtag zu sehen. Ebenso wie ein Steckbriefregister anno 1854, historische Handschellen, Pistolen, Schulterstücke, Kragenspiegel, und Uniformen, diverse Kopfbedeckungen wie jener Tschako, den einst ein Bediensteter der Stadtpolizei Zittau trug, oder ein original erhaltenen »Kammhelm« aus der Kaiserzeit. Schau der Exekutive im Haus der Legislative Seit 23. April erzählt eine sehr sehenswerte Ausstellung die Geschichte der Polizei in Sachsen, deren Anfänge bis ins Jahr 1765 mit der Einsetzung der »Kurfürstlichen Polizeikommission« in Dresden reichen. Die der Dresdner Polizei begann 1853 mit der Königlichen Polizeidirektion Dresden, mithin also vor 165 Jahren. Fast ein halbes Jahr haben die Polizeibeamten Hendrik Schlick und Alfred Ilg für diese Schau im ganzen Freistaat recherchiert, zusammengetragen und konzipiert, was nun in Vitrinen und auf Schautafeln erzählt wird. Kleines Detail am Rande: Die Schau über jene, die Recht und Gesetz durchsetzen, wird in dem Haus gezeigt, in dem Recht und Gesetz beschlossen werden... Was in gewisser Weise gut zusammenpasst. Dass die hiesige Polizei einst recht innovativ war – auch das macht die Ausstellung deutlich. So galt die Einführung der Daktyloskopie (Fingerabdruckerfassung) 1903 in Dresden als wegweisend im Deutschen Reich. Und als 1924 in Dresden mit 46 Beamten die erste Verkehrspolizei gegründet wurde, waren diese mit modernster Technik und den damals besten Motorrädern und Autos ausgestattet. Zwei Jahre zuvor war die Landespolizeischule gegründet worden, ihren Sitz hatte sie auf dem Kasernengelände des ehemaligen 2. Sächsisch-Königlichen Jägerbataillons Nr. 13 in Meißen-Zaschendorf. Natürlich geht es in der Ausstellung auch um den Versuch, während der Weimarer Republik eine demokratische Polizei zu bilden, um Missbrauch der polizeilichen Macht im Nationalsozialismus und die Einbindung der Polizei als Machtinstrument der SED zu DDR-Zeiten. Bewegliche Werkbank, Fahrstuhl ins Drogendepot Auch Beispiele aus dem Alltag der heutigen Ermittler werden dem Besucher nicht vorenthalten. Mit welch krimineller Energie Sachsens Polizei in der Gegenwart konfrontiert ist, zeigt der originalgetreue Miniaturnachbau einer Drogenküche – ein Highlight der Schau. Das gute Stück baute »Dynamit-Harry« Mitte der 1990er Jahre in Schmiedeberg, einst bei der Wismut angestellt, nach der Wende arbeitslos und umgesattelt auf Drogenproduzent. LKA und Polizei mussten sehr genau hinschauen ehe sie erkannten, dass die Werkbank in "Harrys" Garage beweglich war, ein direkt darunter befindlicher Fahrstuhl ins Erdreich führte, wo sich die große Drogenküche und ein separater Lagerraum (durch einen präparierten Kühlschrank zu betreten) befanden. Die nachgebaute Drogenschmiede in Form einer Art Puppenhaus ist sogar elektrifiziert, so dass per Fernbedienung die einzelnen beweglichen Möbel und der Fahrstuhl in ihrer Funktion gezeigt werden können.  Zu sehen: * bis 25. Mai im Bürgerfoyer des Sächsischen Landtages, Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr * Eintritt frei


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