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Carola Pönisch

Dresden hat wieder eine Bahnhofsmission

Nach 63 Jahren kehrt die Einrichtung in den Dresdner Hauptbahnhof zurück. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von Gemeinschaftsprojekt von Deutscher Bahn, Stadtverwaltung, Diakonie, Caritas sowie den evangelischen und katholischen Kirchgemeinden in Dresden.
Foto: Pönisch

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Wer hier landet, braucht dringend Hilfe. Kleidung kaputt. Kein Telefon. Ohne Schlafplatz. Hungrig. Durstig. Bestohlen. Verletzt. Plötzlich allein gelassen. Soziale Probleme. Es gibt viele Gründe, die Hilfe der Menschen mit den blauen Westen anzunehmen. Seit 23. August gibt es auch am Hauptbahnhof Dresden offiziell wieder eine Bahnhofsmission. Geleitet wird sie von Elvira Ploß (66),außerdem einer weiteren halbtags angestellten Kollegin und über 30 Dresdnern, die sich bisher für ein ehrenamtliches Mitwirken bereit erklärt haben. Geöffnet hat die Bahnhofsmission ab dieser Woche montags bis freitags von 12.30 bis 20 Uhr, während des Probebetriebes seit Ende Juli war 13 bis 17 Uhr offen. Zu finden ist die Einrichtung an der Rückseite des Bahnhofs auf der Bayrischen Straße. Erste Hilfe von den Blauwesten Das "Sorgenverteilzentrum", wie die Missionsmitarbeiter es selbst bezeichnen, wird als Gemeinschaftsprojekt unter Leitung der Diakonie Stadtmission betrieben. Die Stadt Dresden wird es jährlich mit 60.000 Euro unterstützen, die Räumlichkeiten stellt die Deutsche Bahn kostenfrei bereit. Wenn sich weitere Ehrenamtler finden, dann sollen auch die Öffnungszeiten der Bahnhofsmission erweitert werden. Was nicht möglich ist: Übernachten. "Wir helfen bei der Suche nach einem Quartier, aber hier in den kleinen Räumen ist das nicht möglich", sagt Chefin Elvira Ploß. Geschichte der Bahnhofsmission Die erste evangelische Bahnhofsmission wurde 1894 in Berlin durch den Pfarrer Johannes Burckhardt gegründet. Ursprünglich wurde sie eingerichtet, um Frauen Schutz und Hilfe zu bieten, die im Zuge der Industrialisierung in die Städte zogen.  Einige Jahre später erweiterte die Bahnhofsmission das Angebot um allgemeine Hilfen für Reisende. In dieser Zeit betrieben die Evangelische und die Katholische Kirche strikt getrennte Bahnhofsmissionen. Doch schon 1897 eröffnete in München die erste katholisch-evangelische Bahnhofsmission. 1939 wurden Bahnhofsmissionen verboten. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges nahmen sie ihre Arbeit wieder auf. In der DDR galten die kirchlich geführten Einrichtungen bald als suspekt, angeblich wurde hier Spionage für den Westen betrieben. 1956 wurden hier die Bahnhofsmissionen verboten. Dass es einen großen Bedarf an kompetenten Ansprechpartnern und Helfern auf den Dresdner Bahnhöfen gibt war vor allem 2011 zum Evangelischen Kirchentrag spürbar. Damals wurden im Hauptbahnhof Dresden und im Bahnhof Neustadt mobile Missionen eingerichtet und sehr gut in Anspruch genommen.


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