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"Die einfachste Form der Kritik"

„Permanenter Neuanfang“ – unter diesem Titel ist die nächsten zwei Jahre eine Kunstinstallation auf dem Dresdner Neumarkt zu erleben. „Der prominente Platz verkommt zur Spielwiese für ausgeflippte Künstler“, sagen die einen. „Dresden braucht das“, meinen andere. Und was sagt der Urheber selbst?
Künstler Ulrich Genth vor der Skulptur

Künstler Ulrich Genth vor der Skulptur "Permanenter Neuanfang". Foto: Schramm

Herr Genth. Sie und ihre Künstlerkollegin Heike Mutter haben 2012 mit den Arbeiten am „Permanenten Neuanfang“ begonnen. Fünf Jahre später steht die Skulptur nun. Wo hat´s geklemmt?
Die Gestaltungskommission Neumarkt hat lange mit sich gehadert und kein eindeutiges Votum zu dem Projekt abgegeben. Schließlich gab es die Empfehlung, zu warten, bis die Häuser ringsum fertig sind. Es gab im Vorfeld auch viele Gespräche mit der Stadt, u.a. über die Verankerung der Installation und zum Thema Sicherheit. Hinzu kamen die Wünsche der Marktbetreiber. Schließlich haben wir dem Monument dann noch den Vortritt gelassen. Das hat eben gedauert.

Es ist viel passiert seit 2012 in Dresden. Ist die große Zeitspanne ein Problem?
Nein, ich glaube nicht. Das Projekt funktioniert nach wie vor. Ich denke, die Einstellung der Dresdner zu dem Platz ist aber eine andere als damals. Früher war hier alles eher touristisch und sehr museal geprägt. Inzwischen hat sich das Areal geöffnet. Die Inbesitznahme  der Dresdner ist meiner Meinung nach größer geworden. Die Perspektive ist also lediglich anders.

Was ist die Idee hinter der Installation?

Sie schlüpft genau genommen in die Rolle des Denkmals. Idee war, eine Collage aus Fragmenten mehreren Dresdner Denkmälern und Epochen zu gestalten. Die Kugel steht beispielsweise symbolisch für die Zeit des Absolutismus. Der Arm der Trümmerfrau für die Nachkriegszeit usw.. Das Werk erhebt insgesamt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Der Arm ist jedoch so montiert, das er hin und wieder auf die Kugel schlägt.
 
Ist die Hebebühne Bestandteil oder Mittel zum Zweck?
Sie gehört zu dem Kunstwerk.

Warum ist sie ausgerechnet rosa?
Ursprünglich war sie rot. Wir haben uns dann allerdings für diesen Hautton entschieden, um ihr einen menschlichen Anstrich zu geben.

Erwarten Sie eine ähnliche kontroverse Diskussion um ihr Werk, wie um die Busse?
Ich denke die Debatte wird nicht so hoch kochen, wie beim Monument. Dort ist man schnell in die politische Diskussion eingestiegen.

Es gibt Menschen in Dresden, die das, was sie hier zeigen für überflüssig halten. Was sagen Sie denen?

Ich akzeptiere das. Ein „gefällt mir nicht“ ist auch eine Form der kritischen Auseinandersetzung, wenn gleich die einfachste, die mir einfällt. Es fragte: André Schramm Hintergrund: Der Vorschlag für die Skulptur entstand 2011, als die Kunstkommission für Kunst im öffentlichen Raum ein Symposium im ehemaligen Heizkraftwerk Mitte veranstaltete. Ziel war es, künstlerische Diskussionen zu Stadtraum und Stadtentwicklung anzuregen und einen produktiven Prozess in der Stadt für Kunst im öffentlichen Raum zu bewirken. Es wurden Künstler eingeladen, die sich im Vorfeld mit dem städtischen Leben Dresdens auseinander gesetzt hatten. Im Ergebnis der Diskussionen wurde der Vorschlag des Künstlerduos Heike Mutter & Ulrich Genth aus Hamburg ausgewählt und zur Realisierung vorgeschlagen.
Kosten: 60.000 Euro.


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