Seitenlogo
Carola Pönisch

Anatomische Sammlung der HfBK wieder nutzbar

Wer im 18. bis ins 20. Jahrhundert hinein Maler oder Bildhauer werden wollte und an einer Kunstakademie studierte, musste Anatomie pauken. Und zwar nicht nur die menschliche, sondern auch die der Tierwelt.  Jeder Knochen, jeder Muskel musste benannt, seine Funktion beschrieben werden können. Damit die Studenten das auch alles begreifen konnten, hatten alle bedeutenden Kunstakademien der Welt sogenannte Anatomische Sammlungen mit unzähligen (teils echten) Skeletten, künstlichen Körperteilen und Organen.So auch die Dresdner Kunstakademie, die seit ihrer Gründung 1764 zu den Zentren der kunstanatomischen Forschung gehörte. Dass diese Sammlung – jetzt komplett wissenschaftlich überarbeitet und neu konzipiert – heute neben den Sammlungen in Paris und St. Petersburg zu den letzten Zeugnissen der früheren  anatomischen Lehre gehört, hat mit einigen Zufällen zu tun. Zum einen wurde sie im Krieg nicht zerstört. Zum anderen fiel sie nicht der Akademiereform nach 1945 zum Opfer – im Osten Deutschlands wurde weiter bildliche Malerei gelehrt, im Westen dagegen mehr abstrakte Kunst. So kam es, dass die Dresdner Modelle bis 1989 weiter in der Lehre genutzt wurden. Erst ab 1990 gerieten die fast 700 Objekte in Vergessenheit, ehe 2014 ihre Restaurierung und Konservierung begann.
Anatomische Lehrmittel   werden wieder genutzt Seit Anfang November ist die überarbeitete Sammlung, die sich in der HfBK  am Georg-Treu-Platz befindet, für Kunststudenten wieder nutzbar. Sie umfasst Modelle, Präparate und Lehrtafeln zur Human- und Tieranatomie, darunter einzigartige Skelette im Gestus antiker Bildwerke, wertvolle Wachsarbeiten zur Organanatomie, eine Reihe imposanter Muskelmänner (Ecorches) sowie lebensgroße Tierabgüsse. Doch nicht nur angehende Künstler dürfen die berühmte Sammlung sehen: Künftig soll es jährlich vier feste Tage geben, an denen  die Öffentlichkeit Zugang bekommt, so zur Langen Nacht der Wissenschaft und  am Tag der Museen.


Meistgelesen