Seitenlogo
rk/asl

Wohnmobil-Urlaub auf dem Bauernhof

In Coronazeiten boomt die Campingbranche. Auch Landwirte in der Region könnten von diesem Trend profitieren.
Stellplätze für Wohnmobile sind in diesen Boomzeiten Mangelware. Mittlerweile bieten Landwirte den mobilen Campern auf ihren Höfen Stellplätze an. Was für eine besondere Camper-Idylle sorgt.Foto: Rainer Könen

Stellplätze für Wohnmobile sind in diesen Boomzeiten Mangelware. Mittlerweile bieten Landwirte den mobilen Campern auf ihren Höfen Stellplätze an. Was für eine besondere Camper-Idylle sorgt.Foto: Rainer Könen

Selbstverständlich wollten sie auch einen Blick in den Kuhstall werfen. Wenn man schon mal beim Bauern ist. Die Familien, die im letzten Jahr ihr Wohnmobil auf dem Bischofsweg im Radeberger Ortsteil Großerkmannsdorf abstellten, waren nicht nur an Dresdens Sehenswürdigkeiten interessiert, sondern auch am örtlichen Landleben. Ergo kaufte man im Hofladen ein, schaute sich die Stallungen an, flanierte durch den Ort. Steffen Gröber erinnert sich, dass das den Urlaubern gut gefiel. Gröber, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Unternehmens »An der Dresdner Heide«, erzählt davon, dass sein Betrieb im zurückliegenden Sommer oft von Wohnmobilisten angesteuert wurde. Auf einer Wiese seines Betriebes parkten mobile Freizeitheime aus der ganzen Republik.

Durch Corona im Aufschwung

Durch Corona hat der Wohnmobil-Tourismus noch mehr Aufschwung bekommen. Das Problem jedoch: Wo sollen all die Freizeitbrummer hin? Denn in Deutschland ist es nicht erlaubt, mit seinem Wohnmobil dauerhaft irgendwo zu übernachten. Stellplätze sind rar. Wildparken verboten. Was landwirtschaftlichen Betrieben eine Chance bietet, gibt es doch rund um die Höfe meistens Platz, oft an landschaftlich reizvollen Standorten. Außerdem schätzen es Camper, beim Bauern einzukaufen. Rödertaler Landwirte könnten von diesem Boom profitieren, findet auch Steffen Gröber, der bei der Gelegenheit von seiner Zusammenarbeit mit »Landvergnügen« spricht. Einem bundesdeutschen Stellplatzführer, der für Wohnmobilbesitzer fast ein Muss ist. Da sind mehr als 1.100 landwirtschaftliche Betriebe aus der Republik, darunter auch Imkereien, Käsereien und Weingüter, aufgeführt. Können Wohnmobilreisende, die mit einer Landvergnügen-Vignette ausgerüstet sind, kostenfrei 24 Stunden auf dem Hof stehen und so einen naturnahen Urlaub verbringen. Und bei der Gelegenheit die Hof-Vermarktung unterstützen. Schaut man auf die Rekordumsätze in der Caravanbranche, bekommt man eine Ahnung, wie sich das langfristig auch auf den regionalen Tourismus auswirken dürfte. So stieg seit 2020 die Zahl der Neuzulassungen für Reisemobile stetig. In der Saison von April 2020 bis März 2021 wurden fast 82.000 Reisemobile neu zugelassen - 45 Prozent mehr als in der Saison davor. Nach Auffassung von Thomas Neubert, dem Inhaber von TOP Camper in Radeberg-Ullersdorf, wird es in diesem Sommer in den Urlaubsregionen Deutschlands, dazu gehört auch die Lausitz, noch voller als im letzten Jahr werden. Weil noch nie so viele Wohnmobile wie bisher »on the road« sind. Wer aber keinen Platz auf dem Campingplatz findet, wird sein Mobil sicher irgendwo im Freien abstellen. Verbot hin oder her. Daher wollen einige bundesweite Initiativen nun Landwirte dafür begeistern, feste Stellplätze auf ihren Höfen einzurichten. Jedoch: Gegenwärtig fehlt die rechtliche Grundlage, den Bauern solche Stellplätze überhaupt zu genehmigen. Im Bauaufsichtsamt des Bautzener Landratsamtes ist das laut Amtsleiter Klaus Wenzel »für uns kein Thema«. Denn »im Kreis gibt es nur wenige, die das planen«, weiß er. Man müsse die Entwicklung abwarten, schauen, ob der Wohnmobilboom auch nach Corona weitergehe. Für Steffen Gröber hat diese neue Form der Camper-Idylle auf jeden Fall Zukunft. Das sei eine »tolle Sache für die Landwirtschaft«, wenn Wohnmobilnutzer Urlaub auf dem Bauernhof machten.


Meistgelesen