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Restaurierung schreitet voran

In der Königsbrücker Hauptkirche wird zurzeit das Epitaph des Maximilian Freiherr von Schellendorf restauriert. Das bedeutende Kunstwerk soll ab Januar endlich wieder zu sehen sein.

Das Epitaph des Maximilian Freiherr von Schellendorff ist etwa 1703 entstanden. 1974 wurde es bei einem Unwetter schwer beschädigt und lag seit 2003 fast vergessen in einem Nebenraum der Hauptkirche Königsbrück. Die hohen Kosten für eine Renovierung waren trotz großer Bemühungen nicht aufzubringen. Im vorigen Jahr übernahm der Heimatverein Königsbrück die Initiative und es gelang, die notwendigen eigentumsmäßigen Voraussetzungen zu schaffen und den Restaurierungsvertrag zu unterzeichnen. Dies wurde möglich durch eine Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Freistaat Sachsen sowie zahlreichen privaten Spendern und Unterstützern. Seit dem werden mit Restaurator Uwe Rähmer, dem Landesamt für Denkmalpflege Dresden, dem Landratsamt Bautzen und dem Regionalkirchenamt Dresden regelmäßig die Details zur Vergoldung der allegorischen Figuren, der Wappengestaltung, dem Ritterhelm mit Federbusch, der Neuanbringung des bisher fehlenden Tuchs mit Draperie und anderes mehr abgestimmt. Jetzt werden in der Königsbrücker Hauptkirche die Teile des monumentalen Kunstwerks Stück für Stück angebracht. Für neugierige Blicke bleibt aber vorerst noch alles verhüllt. Am 10. Januar 2020 soll die feierliche Enthüllung stattfinden.
Die Bedeutung des Schellendorffschen Epitaphs wurde in der Vergangenheit nicht erkannt, erst  hinzugezogene Fachexperten stuften es als »bedeutendes Meisterwerk sächsischer Bildhauerkunst« ein. Der Kunsthistoriker Gurlitt vermutete Balthasar Permoser (1651-1732) in dem Künstler, neuere Erkenntnisse deuten jedoch mehr auf Paul Heermann (1673-1732) hin. Beide waren sächsische Hofbildhauermeister unter August dem Starken. Beim Studium der Literatur zu dem Grabdenkmal stieß man auf eine Überraschung: Das Epitaph ist eine meisterliche Anspielung auf einen bemerkenswerten Vorgang in der Geschichte der Oberlausitz – der Vorritt (auch Rittersprung genannt) auf der Bautzener Ortenburg. Als Privileg des Adels konnten Lehnsherren ohne männliche Nachkommen ihr Lehen in vererbbares Eigentum verwandeln, wenn sie in Panzerrüstung von der Erde auf ein Kriegspferd springen und Panzerschwert schwingend reiten konnten. Diesen Vorritt absolvierte der ohne Nachkommen gebliebene Maximilian Freiherr von Schellendorff 1671, so dass die Standesherrschaft nach seinem Ableben nicht an den Landesherrn als »erledigtes Lehen« zurückfiel. In vorliegenden Beschreibungen wird der ganze Tag zu diesem Ereignis als besonders denkwürdig herausgestrichen. Seine Witwe stiftete ihm als Dankbarkeit das monumentale Grabdenkmal, in dem der Künstler Elemente des Vorrittes einfließen ließ. Das Schellendorffsche Epitaph in Königsbrück ist damit eines der wenigen verbliebenen Hinweise auf dieses bedeutende Ereignis der Oberlausitz.


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