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MIT bringt Ideen für Strukturwandel ein

Der MIT Kreisverband Bautzen hat ein Positionspapier zum Strukturwandel verabschiedet. Warum, das schildert der Kreisvorsitzende und Unternehmer Rainer Glausch im Interview.
Der Hoyerswerdaer Unternehmer Rainer Glausch steht dem MIT Kreisverband Bautzen vor, der sich in den Strukturwandel einbringen will. (Foto: kun)

Der Hoyerswerdaer Unternehmer Rainer Glausch steht dem MIT Kreisverband Bautzen vor, der sich in den Strukturwandel einbringen will. (Foto: kun)

Was hat die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU dazu bewogen, ein Positionspapier zum Strukturwandel in der Lausitz zu entwickeln?
Rainer Glausch: Der Kohleausstieg, der bis 2038 passieren soll, hat uns zum Nachdenken gebracht. Wir wollen konkrete Forderungen und Maßnahmen vorschlagen, damit sich solch einschneidende Veränderungen, wie sie nach der Wende in den 1990er Jahren passiert sind, nicht wiederholen. Die Bundes- und Staatsregierungen tragen hier eine große politische Verantwortung. Welche Rückmeldungen gab es auf ihr Papier?
Wir haben das Positionspapier an den MIT-Landesvorstand, an Ministerpräsident Michael Kretschmer und den CDU-Kreisvorsitzenden, Landrat Michael Harig, geschickt. Der Landrat regte an, die Forderungen um eine Planungsvereinfachung zu ergänzen, damit gerade die infrastrukturellenVorhaben in einem überschaubaren Zeitrahmen realisiert werden können. Einige Punkte – beispielsweise die schnelle Anbindung Hoyerswerdas an Dresden oder die Anbindung von Bernsdorf an die A13 – sind nicht neu. Warum wurden diese Forderungen aus der Wirtschaft bisher nicht umgesetzt?
In der S-Bahn-Anbindung von Hoyerswerda über Bernsdorf und Kamenz nach Dresden sehen wir den dringendensten Bedarf. Die Verbindung könne, so berichtete der VVO-Geschäftsführer kürzlich, mit relativ wenig Aufwand über eine neu anzulegende Kurve in Hohenbocka bewerkstelligt werden. Allerdings muss dazu auch der Wille in der Politik da sein. Und Michael Kretschmer hat versprochen, dass die S-Bahn-Anbindung realisiert werden soll.
Allerdings wurde uns auch nach der Wende schon eine Autobahnanbindung versprochen, auf die wir jetzt 30 Jahre später immer noch warten. Hier dürfen wir nicht locker lassen, sondern müssen - auch jetzt im Strukturwandel - immer wieder darauf stoßen. So lange, bis die Anbindung endlich gebaut wird.
Weiterhin fordern Sie eine Sonderwirtschaftszone für die Lausitz.

Wir können uns hier Steuererleichterungen und Investitionszulagen vorstellen, um neue Industrie anzusiedeln und große Unternehmen für die Lausitz zu gewinnen, die hier Arbeitsplätze schaffen. Andererseits aber auch, um den bereits vorhandenen Mittelstand in der Lausitz zu erhalten. Wichtig für eine Region, die Unternehmen und junge Leute anziehen möchte, sind Forschung und Entwicklung. Hier liegt der Schwerpunkt in der Lausitz auf der BTU Cottbus-Senftenberg. Wie können Unternehmen im Landkreis Bautzen da partizipieren?
Wir haben im Landkreis eher kleine Leuchttürme wie die ZUSAK in Hoyerswerda, die ja ein Hochschulstandort ist. Ich denke, hier müssen wir noch intensiver dafür kämpfen, dass die Bildungseinrichtungen qualifizierter und bekannter aufgestellt sind.
Viele unserer mittelständischen Betriebe profitieren eher als Zulieferer oder nachgelagerte Auftragnehmer von der Forschung großer Unternehmen. Mit Firmen wie Yados oder Pewo, die beide weltweit im Energiesektor aktiv sind, haben wir aber auch Unternehmen in der Region, die speziell auf ihre Forschungsziele ausgerichtet sind. Die Wirtschaft sieht sich einerseits mit zunehmendem Fachkräftemangel konfrontiert. Andererseits können immer mehr Abläufe automatisiert werden. Muss mehr in Mensch und Technik investiert werden, um als Unternehmen attraktiv zu bleiben?
Das ist unterschiedlich. Hier gibt es Unternehmen, in denen viele Prozesse an Maschinen und Robotern ablaufen. Andererseits gibt‘s Unternehmen wie wir, die auf den Menschen angewiesen sind. Einen Kraftfahrer oder Müllfahrer kann ich nicht durch Maschinen ersetzen.
Für Bewerber und Angestellte werden zunehmend aber die weichen Standortfaktoren – das Freizeitangebot, das Wohnumfeld, die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln – wichtiger, wenn sie sich für ein Unternehmen oder eine Region entscheiden. Sie wollen Erwachsenenqualifizierung und Umschulung im Zusammenhang mit dem Strukturwandel fördern lassen. Noch steht nicht fest, welche neuen Anforderungen gefragt sind.
Ich denke, gerade im neuen Batteriewerk in Kamenz wird es noch viele Arbeitsplätze geben, die nach einer überschaubaren Anlern- und Qualifizierungszeit zu besetzen sind. Zeiten, wie in den 1990er Jahren, als eine branchenfremde Umschulung die nächste jagte, sind meines Erachtens aber vorbei. Vielmehr kann sich aus diesem neuen Pool an Arbeitskräften der eine oder andere so weiterentwickeln, um sich anhand seiner Interessen und Fähigkeiten auf anderen Gebieten zu qualifizieren.


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