Tourismusbranche arbeitet am Neustart
Sachsen. Nach einem hervorragenden Tourismusjahr 2019 hat die Corona-Pandemie die Branche in Sachsen zum Erliegen gebracht. Mit einem volkswirtschaftlichen Verlust von über 2,69 Milliarden Euro allein zwischen März und Oktober 2020 ist der Wirtschaftszweig massiv getroffen. Eine Expertengruppe denkt den Neustart vor.

»Jetzt gilt es, nach vorn zu denken. Der Aktivtourismus mit Naturerlebnissen zwischen Ruhe und Abenteuer ist im Aufwind. Es wird nach der Krise neue Chancen für Leben und Arbeiten im ländlichen Raum geben«, erklärt Rolf Keil, Präsident des Landestourismusverbandes (LTV) Sachsen.
Um die Zukunft der Tourismusbranche nach der Krise zu sichern, sieht er weiterhin die politische Unterstützung in Form von Kompensations- und Fördermaßnahmen gefragt. »Mit neuen Ideen in historische Gasthöfe oder neue Angebote für Wohnmobile zu investieren, sind nur zwei Beispiele dafür. Auch auf das Dauerthema Betriebsübergabe und -übernahme kommt neuer Druck, dem Wirtschaft und Freistaat mit allen Instrumenten begegnen müssen«, sagt er und betont: »Der Tourismus braucht jetzt Perspektiven und eine konstruktive Aufbruchstimmung, um sich für die Herausforderungen der kommenden Jahre zu rüsten.« Derweil kämpfen seit Beginn des zweiten Shutdowns viele Tourismusbetriebe um ihre Existenz, wie 76 Prozent der Hotels und 62 Prozent der Gaststätten in Umfragen angeben. Deutschlandweit stieg der Anteil an Kurzarbeit bei Hotels auf 91 Prozent, in der Gastronomie auf 71,7 Prozent. Die Rücklagen sind bei vielen Betrieben aufgebraucht, Umsatzeinbrüche mussten mit Fremdkapital finanziert werden.
Bund und Bundesländer haben zwar eine Vielzahl von Hilfen, wie Kurzarbeitergeld, Überbrückungshilfe, November-/Dezemberhilfen und Darlehen, beschlossen, doch diese können das Überleben der Betriebe nur sichern, wenn sie noch rechtzeitig ankommen.
Gute Aussichten für Inlandstourismus
Experten schätzen, dass der Tourismusmarkt zunächst weiter labil und von Reisewarnungen sowie Lockdowns geprägt bleibt. Es wird aber prognostiziert, dass sich der Inlandstourismus schneller als der Auslandstourismus wieder erholen wird, sobald Reisen wieder möglich sind. Die Zahl der Reisen insgesamt werde abnehmen, sich dafür aber stärker auf Ziele im Inland konzentrieren.
Nach einer Umfrage sehen rund 91 Prozent der Tourismusorganisationen in Ostdeutschland ein steigendes Interesse an Naturerlebnissen. Perspektivisch werden jene Unternehmen sich am Markt behaupten, welche ein klares Profil besitzen sowie erfolgreich um die Gunst von Kunden und qualifizierten Mitarbeitern werben. Der Wettbewerb um Fach- und Arbeitskräfte hat sich branchenübergreifend deutlich verschärft.
Neustart baut auf »sicheres Reisen«
»Vor diesem Hintergrund müssen wir heute schon an morgen denken. Wenn sich für den Tourismus hoffentlich im ersten Quartal 2021 wieder Perspektiven eröffnen, steht ‚sicheres Reisen‘ im Mittelpunkt«, so Rolf Keil. Gebraucht werden praktikable Impfverfahren, anerkannte Testroutinen und kluge Lösungen zur Nachverfolgung für den betrieblichen Alltag im Tourismus. »Das Virus wird uns noch lange begleiten, deshalb besteht die Herausforderung für Unternehmen und Destinationen bei den Gästen mit ‚sicheren Angeboten‘ um Vertrauen zu werben, damit Reisen für uns alle wieder unbeschwert möglich wird«, so Keil.
Um erste Schritte konkret zu machen, bringt der LTV Sachsen gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultur und Tourismus eine interdisziplinäre Expertengruppe zum Thema »Neustart Tourismus« auf den Weg. Ziel ist es, mögliche Perspektiven für eine Öffnung des Tourismus in Sachsen zu erörtern. Zu diskutieren sind die für einen flexiblen Wiedereinstieg und »Sichere Gastfreundschaft« erforderlichen Rahmenbedingungen sowie Herausforderungen und Lösungsansätze.
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