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Krankes Gesundheitssystem - Teil 4

Im 4. Teil unserer Serie widmen wir uns noch einmal der Neuordnung der Krankenhausstruktur. Welche Auswirkungen hat sie auf die Kliniken im ländlich geprägten Raum?
Die Zukunft ist ungewiss. Foto: Archiv, Jurtz

Die Zukunft ist ungewiss. Foto: Archiv, Jurtz

Vor einigen Wochen sorgten Meldungen für Unruhe, dass im Gesundheitswesen wegen des hohen Spardrucks Stellen abgebaut werden. So kündigte u.a. das Katholische Klinikum Oberhausen an, Jobs in der Pflege zu streichen. Sind das die Auswirkungen der laufenden Neuordnung? Und wie wirkt sich die Umsetzung des Gesetzes auf die Kliniken hier im Osten, speziell in unserem ländlich geprägten Raum aus? Wir sprachen dazu mit Andreas Grahlemann, Geschäftsführer der Managementgesellschaft Gesundheitszentrum d. LK Görlitz mbH. Er spricht für das Klinikum Oberlausitzer Bergland gGmbH mit ihren Standorten in Ebersbach und Zittau, sowie für das Kreiskrankenhaus Weißwasser gGmbH: »Am Beispiel von Oberhausen kann ich mir gut vorstellen, dass es da Tendenzen gibt, die Struktur zu bereinigen. Man muss wissen, dass es im Ruhrgebiet Straßen gibt, da finden Sie in kurzem Abstand gleich mehrere Krankenhäuser der unterschiedlichsten Träger; kommunal, privat, frei, gemeinnützig, kirchlich. Aber hier bei uns gibt es nichts mehr zu bereinigen. Allerdings hat der Freistaat Sachsen die Absicht, Betten zu reduzieren. Und das sind Größenordnungen die sich hinter dieser Absicht verbergen. Vielleicht ist der eine oder andere Sachverhalt auch begründet, aber man muss sich mal folgendes vorstellen: Heutzutage übernehmen die Krankenhäuser weit mehr an Aufgaben als nur die stationäre Versorgung von Patienten.  Also, wenn ich sagen würde, mich interessiert die Notfallaufnahme nicht, dann habe ich ein Riesenproblem weg. Und wenn ich sage, ich will hier nicht rund um die Uhr Operationssäle vorhalten, sondern mache selektive Operationen und bestelle die Patienten ein, so wie jede Arztpraxis das macht, dann wäre ich den zweiten Schwung an Problemen los. Doch das Thema ist, dass sich der Freistaat bezüglich der kleinen Einrichtungen entscheiden muss, was er will:  Wie will er in den nächsten 10 bis 20 Jahren die gesundheitliche Versorgung im ländlichen Einzugsbereich sichern?
Also offensichtlich ist, die Nachbesetzung von Praxen funktioniert schon nicht mehr. Die Leute die krank sind oder ein akutes Begehren haben, landen immer in den Notfallaufnahmen der Krankenhäuser. Diese brechen aus allen Nähten und wir streiten uns nachher (mit dem MDK) darum, was alles nicht nötig gewesen wäre. Gehen wir mal von einem Krankenhaus mit 200 Betten aus – da muss sich der Freistaat entscheiden, was will ich künftig damit machen? Denn die Betreibung des Krankenhauses unter 200 Betten ist eigentlich nicht möglich; unter der Berücksichtigung, dass sämtliche Standarts wie Sicherheit, Hygiene, IT, Instandhaltung (...) gesichert sein müssen. Aber aus welchen Einnahmen denn? Das Geld dafür generiere ich doch nicht aus aus dem bisschen Entbinden oder Frauenheilkunde oder all diesen kleinen Dingen, die man dem Haus noch medizinisch zubilligt. Man darf den ländlichen Einzugsbereich nicht ausbluten lassen. Wenn die Politik feststellt, dass die Maßnahmen nicht greifen, hilft auch keine Sondermaßnahme mehr. Warum? Nach dem Jahr sind die Ärzte weg, nach dem Jahr sind die Kapazitäten runtergefahren, da ist nichts mehr aufzubauen. Und wenn ein Arzt weg ist, dann ist der mit Familie weg, dann ist das Haus verkauft, Punkt. Und wie wollen wir denn Leute auf dem Land halten? Wenn wir ihnen die Schulen nehmen, wenn wir ihnen die Krankenhäuser nehmen, wenn die Praxen nicht mehr da sind? Wir treiben sie ja in die Städte. Und dann sagen wir, also jetzt müssen wir aber eine Maßnahme einleiten, um jemanden wieder herzukriegen? Das funktioniert nicht!«


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