Verena Farrar

Warmes Wasser wird nicht abgedreht!

Landkreis Meißen. Warmes Wasser gibt es nur noch zu bestimmten Zeiten! Ist so eine Forderung auch in Riesa oder Meißen denkbar?

Bilder
Kosten für warmes Wasser könnten unkalkulierbar steigen.

Kosten für warmes Wasser könnten unkalkulierbar steigen.

Foto: Archiv/ VZS

Die Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde ist kürzlich mit einer besonderen Information an ihre Mieter herangetreten: Warmes Wasser gibt es nur noch zu bestimmten Zeiten! Ist so eine Forderung auch in Riesa denkbar? Danach fragten wir den Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Riesa, Roland Ledwa.

Riesa (far). In der aktuellen Situation werden besonders die Mieter immer wieder auf »Horrorszenarien« von ungeheizten Wohnungen, horrenden Betriebskostennachzahlungen oder festgelegte Duschzeiten eingeschworen. Wie realistisch sind diese Ansagen derzeit für die Mieter der Wohnungsgesellschaft Riesa (WGR)?

»Vorerst bleibt die Preissicherheit für die Mieter der Wohnungsgesellschaft Riesa bestehen, da für Fernwärme- und Gaslieferverträge eine mittelfristige Preisbindung mit den Riesaer Stadtwerken vereinbart ist. Damit wirken sich aktuelle Preissprünge auf dem hiesigen Markt bisher nicht auf die jetzigen Heizungs- und Warmwasserkosten der WGR-Mieter aus. Anders als im Fall der Wohnungsgenossenschaft in Dippoldiswalde, die solche Verträge nicht haben«, erklärt Roland Ledwa auf Anfrage.

 

Verhandlungen für langfristige Festpreise

Im Hinblick auf bezahlbare Betriebskosten tritt die WGR regelmäßig mit den örtlichen Versorgern in Verhandlung, um Preisbindungen und damit langfristig geringere Preise erzielen zu können. Damit wird zudem einer erheblichen Kostensteigerung im Bereich der warmen Betriebskosten mittelfristig vorgebeugt, natürlich immer in enger Abhängigkeit von der Witterung.

 

Investitionen für mehr Effektivität

Zusätzlich sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Investitionen im Hinblick auf die Effektivitätssteigerung der Heizungsanlagen in den WGR-Beständen getätigt worden. Zusätzlich prüft die WGR weitere Einsparpotenziale im Hinblick auf einen effektiveren Energieeinsatz.

 

Dennoch ist die Lage für alle ernst!

»Die kürzlichen Maßnahme der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde und einiger anderer in Freistaat zeigt trotzdem den Ernst der Lage und, das ein Umdenken bzw. eine Umstellung im eigenen Verbrauchsverhalten zwangsläufig erfolgen muss«, so Ledwa weiter. Insofern müsse sich auch die Wohnungsgesellschaft Riesa vorbehalten dann entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, wenn neue Gesetzesvorgaben dies verlangen bzw. erfordern oder die vertraglich vereinbarten Energielieferungen des Versorgers ausbleiben, so der Riesaer Vermieter.

 

Für Meißen stellt sich die Situation für die Mieter der SEEG nicht viel anders dar:

Die SEEG als großer Meißener Vermieter will ihren Mietern derzeit nicht vorschreiben, wann sie warmes Wasser beziehen oder Heizen können.

Wir fragten dazu Birgit Richter, Geschäftsführerin der SEEG Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Meißen mbH wissen: »Nein, so einen Schritt haben wir nicht vor und es ist auch mietrechtlich derzeit nicht gesichert«, erklärt die SEEG-Geschäftsführerin. Derzeit seien die Preisentwicklungen der Fernwärmeversorgung für Heizung und Warmwasser nur in geringem Maße von Kostenerhöhungen betroffen. »Wir gehen aber von hohen Steigerungen nach Ablauf des Jahresvertrages 2022 aus. Die Gaslieferung wird sich ab August im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppeln, so dass die diesjährigen Kosten um ca. 45 Prozent steigen werden«, gibt sie zu bedenken.

 

Wie groß sind die Befürchtungen, dass eine Vielzahl von Mietern ihre Nebenkostenabrechnungen nicht sofort begleichen können?

Wir haben freiwillige Mehrzahlungen im Winter eingefordert, dem sind etwa 15 Prozent der Mieter gefolgt. Des Weiteren haben wir die Vorauszahlungen der warmen Betriebskosten für 2022/23 nun ab Juli bereits um 65 Prozent erhöht, denn diese betreffen auch bereits die Vorauszahlungen für 2023 bis zur Abrechnung im Sommer 2023. Wir hoffen, dass die Mieter sich auf Nachzahlungen einstellen und werden für Mieter mit Schwierigkeiten in diesem Bereich auch Ratenzahlungen anbieten.

Könnten diese offenen Rechnungen die Stabilität der SEEG gefährden, weil beim Einkauf der Gaslieferungen in Vorleistung gegangen werden muss?

Wir planen eine Reserve für die Vorauszahlungen ein und sind für das kommende Jahr gut aufgestellt. Sollten jedoch offene Forderungen in Größenordnungen entstehen, sind Einsparungen zum Beispiel in der Instandhaltung oder Modernisierung nötig. Die Sicherung der laufenden Kosten haben dann Vorrang.

 

Im jüngsten Stadtrat wurde der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2021 für die SEEG Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Meißen mbH festgestellt und der Lagebericht für das Geschäftsjahr 2021 zur Kenntnis genommen. Der Jahresüberschuss zum 31. Dezember 2021 in Höhe von knapp 1,8 Millionen Euro wird auf die neue Rechnung vorgetragen.

 

Der Schutz für die Mieter besteht jetzt demnach noch darin, das die Preiserhöhungen nicht 1:1 an sie weitergegeben wird. Sollte allerdings die dritte Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen werden, könnten die massiven Preissteigerungen von den Energieversorgern direkt an die Verbraucher weitergegeben werden. Diese Preissteigerungsszenarien würden sich zwischen 100 und 400 Prozent belaufen. Dies würde für die Wohnungsunternehmen Mehrkosten zwischen 1,6 und 6,7 Milliarden Euro gegenüber 2021 bedeuten. Kleinere Unternehmen seien nicht in der Lage, das auf Dauer zu verkraften, geschweige denn einkommensschwache Haushalte und Familien.

 

 

 

 


Meistgelesen