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Verena Farrar

»Grüner Stahl« ab 2024

Riesa-Gröba. Feralpi startet mit dem symbolischen Spatenstich seine 180 Millionen Euro-Investition für die kommenden Jahre.

Damit in Riesa künftig insgesamt 1,3 Millionen Tonnen Stahl produziert werden können, baut Feralpi Stahl jetzt ein neues Walzwerk auf seinem Firmengelände. Im Bereich des ehemaligen Arbonia-Werkes im Industriekomplex in Gröba soll bis Mitte 2024 das innovativste Walzwerk Europas in Betrieb genommen werden, in dem dann »grüner Stahl« produziert werden soll und 100 neue Arbeitsplätze entstehen werden. Für dieses Vorhaben wurde in den vergangenen Tagen der symbolische erste Spatenstich getan.

Sachsens Industrie schützen

Mit einer guten Nachricht für die künftige Logistik des Werkes ist auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer nach Riesa gekommen: Der Planfeststellungsbeschluss für den Bau der neuen dreispurigen B169 in Richtung Autobahn ist genehmigt. Auch zeigte sich der Landeschef beeindruckt von der Vision des »grünen Stahls« und sagte seine Hilfe für die Schwerindustrie im Landkreis Meißen zu: »Sachsen muss ein Industrieland bleiben und wir sind in den kommenden Jahren von russischem Gas abhängig - Es muss weiter fließen!« fügt er an. Die Regierung sollte Instrumente wählen, damit ein angekündigter Gas-Notstand verhindert und nicht die deutsche Industrie geopfert werde. Er unterstützte das Vorhaben der Energieallianz der Region, die 40 Kilometer Wasserstoff-Pipeline in Richtung Mühlberg müsse schnell gebaut werden, damit in den Betrieben zeitnah Testläufe mit dem neuen Energielieferanten gestartet werden könnten (wir berichteten). Nur so könne die ökonomische Stärke der Region erhalten werden. Immerhin kommen die deutlichen Einsparungen im Gas- und Ölverbrauch durch die Industrie, die solche Umstrukturierungen umsetzen will. In seinen Augen sei es in diesem Zusammenhang nahezu unerheblich, wie lange der eine oder andere duscht oder heizt.

 

Das neue Werk

»Das neue Walzwerk wird in Sachen Innovation und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen«, so der Werksdirektor Uwe Reinecke. »Es wird einen 300 Meter langen Heißbeschickungs-Rollgang direkt mit der vorhandenen Stranggießanlage verbinden. Anstelle des bisherigen Gaserwärmungsofens setzen wir ausschließlich Induktionserwärmung ein, um direkte CO2-Emissionen zu vermeiden«, fasst er die Vorteile zusammen. Das Walzwerk wird 16 Walzgerüste, einen Sechsstich-Fertigblock und eine Spooler-Linie umfassen. Der K-Spooler wird Stabstahl-Coils mit einem Gewicht von acht Tonnen produzieren – die schwersten Coils für den deutschen Markt für Langstahl mit einem Durchmesser von 8 bis 25 mm. Big Data und künstliche Intelligenz von Danieli Automation garantieren eine Echtzeitanbindung der bestehenden Stranggießanlage an das neue Walzwerk und sorgen für das Senken des Heizenergieverbrauchs und auch für eine bestmögliche Qualität des Endprodukts.

 

Bis Ende 2025/ Anfang 2026 wird Feralpi Stahl mehr als 180 Millionen Euro in den Standort Riesa investieren. Aktuell benötigt das Werk jährlich etwa 530 GW/h Strom und 240 GW/h Gas für seine Produktion. Das kann auf keinen Fall ausschließlich mit erneuerbaren Energien geschafft werden, hier muss die Bundesregierung ein Konzept von alternativen Energiequellen zulassen. Dann wird sich diese Investition für alle rechnen. »Wir haben in Riesa Menschen gefunden, die Stolz auf ihre Stahlgeschichte sind und weitere Innovationen mit uns gehen möchten«, lobt Guiseppe Pasini, Vorsitzender der Feralpi-Gruppe. Oberbürgermeister Marco Müller freut sich über die Weiterentwicklung des Stahlstandortes in Gröba und hofft auf eine gemeinsame Energielösung mit der versprochenen Unterstützung des Freistaates.


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