

Wie könnte Ihrer Meinung nach Bautzen nachhaltiger gestaltet werden? Jonas Löschau: Ich glaube, es würde schon helfen, wenn man sich sowohl in der Verwaltung als auch im Stadtrat und generell in der Stadtgesellschaft bei neuen Projekten die Frage stellt: Ist das, was wir machen, nachhaltig? An konkreten Projekten hat sich in Bautzen etwas getan. Ich habe gerade im Sommer gesehen, dass sich einzelne grüne Streifen mit Blühwiesen gebildet haben, was einerseits ein positiver Faktor für das Stadtklima ist und anderseits auch für die Artenvielfalt. Wir können mit ganz einfachen Dingen nachhaltiger werden. Es fängt bei kleinen Müllkörben an, die man überall in der Stadt verteilt, und geht hin bis zu klimafreundlicheren Entscheidungen im ganzen Bau- und Entwicklungssektor. Braucht es diese neue Straße wirklich und müssen wir unbedingt neu zementieren? Es gibt ja in und um Bautzen viele »Start Ups«, die nachhaltig handeln und unterstützenswert wären. Wir reden viel über Klimaschutz, aber letztendlich müssen wir ihn auch umsetzen. Benötigt Bautzen eine autofreie Innenstadt? Ja. Warum? Ich weiß, dass wir eine sehr besondere Stadt sind mit einer besonderen, historisch gewachsenen Innenstadt, die bei ihrer Bebauung überhaupt nicht darauf ausgelegt war, dass da eines Tages viele Autos durchfahren. Es ist auch ein Thema, bei dem ganz viele Leute direkt abblocken. Das kann ich nachvollziehen, auch wegen der Parkplatzsituation. Aber ich glaube, wir sollten uns den Gedanken bewusst werden lassen und anfangen, einen kleinen Teil autofrei zu gestalten. Beispielsweise das Gebiet bei der Ortenburg und Heringstraße. Wenn wir die Straßen dort einen Monat für Autos sperren und uns gleichzeitig die Anlieger und andere Beteiligte an den Tisch holen, können wir probieren, ob eine autofreie Innenstadt sinnvoll für alle ist. Das Projekt bietet auch ganz viele Chancen. Die Schloßstraße ist meiner Meinung nach die schönste Straße, die wir in Bautzen haben, aber die schwierige Parkplatzsituation ist problematisch dort. Es wäre schon geholfen, wenn ein paar Straßen in der Altstadt nur auf die Anlieger begrenzt sind. Sie haben die »Fridays for Future«-Bewegung in Bautzen etabliert. Wie waren die Reaktionen der Einwohner? Erst einmal waren wir sehr dankbar für die hilfreichen Tipps, die wir bekommen haben. Wir wollten die Diskussion anstoßen. Der erste »Ansturm« war unerwartet groß gewesen. Wir haben mit 100 Leuten gerechnet, gekommen sind über 500 Menschen. Damit hätte ich niemals gerechnet. Ich hätte auch nie gedacht, dass es in Bautzen eine so große Bereitschaft dafür gibt, über das Thema zu reden und auf die Straße zu gehen. Alles in allem war das Feedback überragend gut. Und von den Leuten, die beleidigend mit uns diskutiert haben, von denen haben wir die Kritik nicht angenommen. Kritische Gedanken sind gut, aber wir sollten alle sachlich miteinander sprechen können. Das hat leider in den sozialen Medien oft nicht funktioniert, dafür aber vor Ort umso besser.