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Psychologische Hilfe für ukrainische Flüchtlinge

Eine neue Beratungsstelle bietet in Görlitz psychologische Hilfe für traumatisierte ukrainische Flüchtlinge. Die Helferinnen dort arbeiten ehrenamtlich.

Das Team der neuen Beratungsstelle.  Foto: privat

Das Team der neuen Beratungsstelle. Foto: privat

Bild: Privat

Görlitz. Es begann damit, dass Joachim Trauboth sich Ende März um die Unterbringung einer Ukrainerin und ihrer vier kleinen Kinder bemühte. Eine Wohnung war schnell gefunden und eingerichtet, die fünf waren in Sicherheit und hatten ein Dach über dem Kopf. Irgendwann klingelte das Telefon der Mutter. Sie erfuhr, dass ihr Ehemann bei Kriegshandlungen schwer verletzt worden war, in einem ukrainischen Krankenhaus um sein Leben rang. Die Frau brach nervlich zusammen. Joachim Trauboth als Beauftragter für Migration und Integration des SPD Ortsvereins Görlitz und des SPD Kreisverbands Görlitz und seine Frau unterstützen schon seit Jahren Flüchtlinge, hier aber konnte er nicht helfen.

 

Und er stellte fest, dass es in Sachsen keine ausreichende und schnell bereitstehende Versorgungsstruktur gibt, auf die er und die ukrainische Mutter hätten zurückgreifen können. In anderen Bundesländern ist das Bild kaum besser. Gleichzeitig fürchtete Trauboth, dass es immer wieder bei den inzwischen hier lebenden Ukrainerinnen zu psychischen Krisen kommen kann, solange die Kämpfe in ihrer Heimat anhalten.

 

Dann geschah eine »wunderbare Fügung«, wie er es selbst nennt. Er lernte in Görlitz die ebenfalls geflüchtete ukrainische Diplompsychologin Marharyta Harahulia kennen. Mit ihr besprach er das Versorgungsdefizit und seine Idee, ein Beratungszentrum und Selbsthilfeinitiative für traumatisierte Frauen und Kinder aus der Ukraine zu gründen.

 

Die ENO stellte Räume auf der Elisabethstraße zur Verfügung, bot auch eine Grundeinrichtung an. Vom Möbelwerk Niesky gab‘s Kindergartenmöbel, die SWG unterstützte in Sachen elektronischer Ausstattung, Freunde und Verwandte halfen mit Barspenden. In der Zwischenzeit hatte Joachim Trauboth eine weitere Diplompsychologin kennengelernt, die aus der Ukraine geflohen und in Görlitz gelandet war. Auch sie war bereit, in dem entstehenden Beratungszentrum zu helfen. Zu der Gruppe stießen auch noch Irina Samussevich, eine in der Krisenintervention erfahrene Diplompsychologin und Viktoriia Sheliia, eine Sozialpädagogin mit Expertise in der Betreuung von verhaltensauffälligen Kindern. Seit der Eröffnung im April wuchs das Team weiter, inzwischen sind sieben Psychologinnen und Sozialpädagoginnen aus der Ukraine mit an Bord.

 

Sie alle unterstützen jetzt ehrenamtlich, da sie keine Kassenzulassung haben, arbeiten sie als Selbsthilfegruppe. Mit kurzfristiger finanzieller Unterstützung von Kreis, Freistaat oder den Krankenkassen rechnet Joachim Trauboth nicht. Es wäre vielleicht auch möglich, sich um eine Notzulassung für die ukrainischen Diplompsychologinnen zu kümmern, vermutet er. Bis das gelingt, werde aus seiner Sicht aber auch noch sehr viel Wasser durch die Neisse fließen. »Außerdem beginnt mit der Möglichkeit, Kassenleistungen abzurechnen auch ein erheblicher Verwaltungsaufwand, unter dem auch schon die hiesigen Ärzte leiden. Verwaltung heilt aber nicht«, meint Trauboth. Die Zeit, die man in der Beratungsstelle habe, solle ausschließlich den Frauen und Kindern zur Verfügung stehen.

 

Die Beratungsstelle vergibt Termine nach telefonischer Voranmeldung. Unter der Rufnummer 0151/56530851 ist das Krisentelefon täglich von 8 Uhr bis 20 Uhr erreichbar.


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