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Panzerreiter ist im Kaisertrutz angekommen

Görlitz. Nun ist er da - der langersehnte silberne Panzerreiter aus dem frühen Mittelalter. Er ist heute mit einem Kunsttransport aus Berlin bei den Görlitzer Sammlungen im Kaisertrutz eingetroffen - gemeinsam mit einem Teil des bedeutenden Silberschatzes von Tempelhof (Westpommern).

Diese Leihgaben des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatliche Museen zu Berlin wurden mit großer Vorfreude erwartet. Sind diese doch eine beachtenswerte Ergänzung der Sonderschau "Silber für Sklaven - Schätze des Mittelalters". Vor Kurzem waren diese Exponate noch im Moesgaard Museum in Aarhus in Dänemark ausgestellt.

Gerade der aus Silberblech gearbeitete Reiter ist außergewöhnlich. "Es handelt sich um ein Unikat, dessen Funktion unbekannt ist. Dargestellt ist ein gepanzerter Reiter mit rundem Schild und Lanze. So müssen wir uns beispielsweise wohl einen der dreihundert Panzerreiter vorstellen, die im März des Jahres 1000 von Boleslaw an Otto III. verschenkt wurden", so Ausstellungskurator Jasper von Richthofen. Diese Panzerreiter stellen praktisch die äußerst kostspieligen und "schweren Waffen" des Mittelalters dar. Solche detailreichen menschlichen Darstellungen wie in dieser Form sind im frühen Mittelalter sehr selten. Diese Panzerreiterfigur gehört zum 1894 entdeckten Silberschatz von Leißower Mühle (im heutigen Polen). Ein Teil dieses Schatzes ist bereits seit der Ausstellungseröffnung Mitte Juli im Kaisertrutz zu sehen ist. Nun findet auch der Panzerreiter seinen entsprechenden Platz in dieser Vitrine. Da er mit seiner Größe von 3,2 cm x 3,5 cm (Gewicht 3,81 g) dem Betrachter nicht sofort ins Auge fällt, müssen die Besucher etwas genauer hinsehen, um ihn zu entdecken. Zudem sind nun auch die prachtvollen und überaus gut erhaltenen Ohrgehänge und zwei nahezu unbeschädigte Halsringe aus dem Silberschatz von Tempelhof (Westpommern) in einer neu hinzugekommenen Vitrine zu bewundern.

Die Ausstellung "Silber für Sklaven - Schätze des Mittelalters" ist noch bis zum 8. Januar 2023 im Görlitzer Kaisertrutz zu sehen. Auch am kommenden Feiertagsmontag, dem 3. Oktober 2022, haben die Görlitzer Sammlung für ihre Besucher geöffnet.

Weitere Informationen zur Sonderausstellung sowie den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen: www.goerlitzer-sammlungen.de

Nähere Informationen zu beiden Silberschätzen:

Silberschatz von Tempelhof (Westpommern) Im Jahr 1878 stieß man bei Feldarbeiten in der Nähe des Gutes Tempelhof bei Neuenburg auf einen Silberschatz. Er war am Ufer eines Sees in einem Tongefäß vergraben worden. Anders als die meisten Hacksilberfunde bestand der 700 g schwere Hort größtenteils aus Schmuck. Neben Bruchstücken von Ringen und Anhängern befanden sich darunter zwei nahezu unbeschädigte Halsringe, zwei Ohrgehänge mit Kettchen sowie fünf Ohrringe mit runden Hohlblechperlen. Dazu kamen wenige islamische und deutsche Münzen. Ob die in den 1880er Jahren an derselben Stelle gefundenen 42 Münzen zu dem Schatz gehören, ist fraglich. Das Silber wurde bald nach 950 verborgen. Der Fund zählt damit zu den ältesten Silberhorten mit hohem Schmuckanteil im nördlichen westslawischen Raum.

Informationen zum Silberschatz von Leißower Mühle (Neumark)

Mit etwa 10 kg Silber zählt der Schatz von Leißower Mühle zu den umfangreichsten Horten des nördlichen westslawischen Raums. Der 1894 entdeckte Fund setzte sich aus 6 kg Münzen, 2 kg Gussplatten und Barrenstücke sowie 2 kg Schmuck zusammen. Während des Zweiten Weltkriegs ging ein Teil davon verloren. Zu den herausragenden Stücken zählen die aus Draht gewundenen Halsringe. Die mit Silberkügelchen, sogenannten Granalien, verzierten Perlen gehörten vielleicht zu einer Kette. Beeindruckend ist der aus Silberblech gearbeitete Reiter mit Helm, Schild und Lanze. Die Figur gibt eine Vorstellung von den in Schriftquellen erwähnten polnischen Panzerreitern der Zeit um 1000. Bei den Münzen handelt es sich meist um deutsche Prägungen. Sie lassen die Verbergung des Schatzes bald nach 1014 vermuten.

 

Ausstellungshäuser der Görlitzer Sammlungen am 3.10. und 31.10. geöffnet

Die Ausstellungshäuser der Görlitz Sammlungen - Barockhaus, Kaisertrutz und Reichenbacher Turm - sind an beiden Feiertagen geöffnet. Mehr Informationen www.goerlitzer-sammlungen.de  


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