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Bernd Witscherkowsky/asl

Tante Emma heißt hier Conny

Sie ist zwar bestimmt Tante, heißt aber nicht Emma. Dennoch hat Cornelia Langer ihren Laden im Griff und die Tröbitzer danken es ihr mit Kundentreue.
Cornelia Langer hat hier schon 1976 die Regale eingeräumt. Stamkunden wie Ursula Gattermann aus Schilda oder Renate Riebisch aus Tröbitz kaufen gern bei ihr ein. Foto:wit

Cornelia Langer hat hier schon 1976 die Regale eingeräumt. Stamkunden wie Ursula Gattermann aus Schilda oder Renate Riebisch aus Tröbitz kaufen gern bei ihr ein. Foto:wit

Eigentlich sind es drei »Tanten«, denn auch Martina Henke und Silvia Böttcher halten den ehemaligen Konsum im Dorf am Laufen. Es hätte auch anders kommen können, als die vorerst letzte »Tante Emma« das sprichwörtliche Handtuch warf. Seit 1995 betrieb Manuela Ullrich ihren Frische- und Einkaufsmarkt unter der Fahne der »Edeka«, holte selbige am 31. Dezember 2019 in Tröbitz wieder ein und gab die Schlüssel aus betriebswirtschaftlichen Gründen an den Vermieter zurück.

Schock mit Neustart

»Das war nicht nur für uns als Beschäftigte ein heftiger Schock, besonders für unsere Kundinnen und Kunden. Wo sollten sie jetzt ihre Einkäufe machen, ohne immer gleich auf Weltreise zu gehen? Und nicht jeder hat ein Auto und kann mal eben mit dem Fahrrad in die nächste Stadt fahren«, erinnert sich Cornelia Langer, die hier als Lehrling schon 1976 Regale füllen durfte. Mit der Schließung drohte dem Ort nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit wegzubrechen, auch ein gutes Stück Lebensqualität im ländlichen Raum. Womit sich ein umtriebiger Pfarrer, auch in seiner Funktion als Mitglied des Gemeinderates, nicht abfinden wollte. Stefan Branig hielt also Ausschau nach einem neuen Betreiber. Ohne Erfolg, denn Einwohnerzahl und zu erwartende Gewinne rissen wohl keinen potenziellen Neueinsteiger vom Chefsessel.

Kein Grund zur Panik

Für Branig aber kein Grund die Flinte gleich ins Korn zu werfen, zumal der Mann längst eine alternative Idee im Hinterkopf hatte. Die trug er dem Vorstand des Diakonischen Werkes Elbe-Elster vor und fand in Kathleen Fröschke schnell eine Verbündete. Kurzentschlossen wurde die so genannte »Evangelische Landgemeinschaft Niederlausitz« als erste nicht gemeinnützige GmbH unter dem Dach der Diakonie gegründet, und schon war der Weg zur Rettung des »Tante-Emma-Ladens« frei. Von »Corona« überschattet und beinahe unbemerkt von den Medien öffneten sich am 1. Mai wieder die Ladentüren und die Tröbitzer ließen die Kassen von Cornelia Langer, Martina Henke und Sylvia Böttcher wieder ordentlich klingeln. Indirekt legt dort auch ihr Vermieter den ein oder anderen Geldschein hinein, denn er verzichtet vorerst auf die Nutzungsgebühren für sein Objekt.

Bald geht die Post ab

Kaum am Start, wird der Einkaufsmarkt (EKM) schon wieder erweitert. Ab dem 30. September finden die Tröbitzer hier auch eine Partnerfiliale der Deutschen Post vor, und besonders die Philatelisten unter ihnen dürfen sich dann über einen eigenen Stempel mit Tröbitzer Ortsmarke freuen. Perspektivisch ist sogar auch noch Lotto-Shop geplant, die Verhandlungen sollen bereits laufen und bis zum Jahresende abgeschlossen sein.

Angemerkt

Kaum zu glauben: Der schlichte Tröbitzer Betonbau mit dem Charme der siebziger Jahren steht sogar unter Denkmalschutz. Was Verschönerungen und zukünftige An- oder Umbauten angeht, wie ein barrierefreier Zugang zum Beispiel, wird ohne Wohlwollen der Behörde kaum realisierbar sein.


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