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Stefan Staindl

Ein Dorf zwischen Jubiläum und Lobetanz

Die Blaskapelle »No Name« gastierte bereits in Bönitz.

Die Blaskapelle »No Name« gastierte bereits in Bönitz.

Bild: FF

Bönitz. In Bönitz wird Anfang Juli groß gefeiert. Im beschaulichen Ortsteil der Stadt Uebigau-Wahrenbrück (Verbandsgemeinde Liebenwerda) steigt nicht nur der 387. Lobetanz, sondern werden auch gleichzeitig 820 Jahre Bönitz gewürdigt.

Ortsvorsteher Mario Schönitz freut sich auf ein tolles Wochenende mit hoffentlich vielen Besuchern. »Nach zwei Jahren coronabedingter Ruhe wollen wir die Menschen wieder zusammenholen und gemeinsam mit ihnen feiern«, erzählt er und fügt an, dass der Lobetanz in der Vergangenheit immer sehr gut besucht wurde. »Zu Zeiten der DDR war der Lobetanz einer der Höhepunkte in der Region. Wir hatten im Ort drei Gaststätten. In ihnen wurde gleichzeitig immer am 2. Juli der Lobetanz durchgeführt. Den gibt es bei uns seit 1635. In der Neuzeit ohne Gaststätten feiern wir jetzt am Sportplatz.«

Herkunft von Lobetanz

Für die Herleitung des Lobetanzes gibt es laut Mario Schönitz verschiedene Vermutungen: »Eine besagt, dass ein Unwetter in der Region nur Bönitz und seine Felder verschont hatte und mit dem Lobetanz dafür gedankt wurde. Eine andere Erklärung wäre, dass es vom Wort verloben stammt. Wenn sich zwei Leute ein Eheversprechen geben ist das ja auch ein Grund zum Tanzen.« Heute ist der Lobetanz das Bönitzer Dorffest. Über drei Tage wird von Freitag bis Sonntag miteinander gefeiert. In diesem Jahr mit dem 820. Dorfjubiläum.

»Erstmals wurde Bönitz 1202 urkundlich als Boimiz erwähnt. Mitte des 13. Jahrhunderts gehörte unser Ort zum Kloster Dobrilugk. Das besagt zumindest eine Papsturkunde aus dem Jahr 1253«, berichtet Mario Schönitz. Wie er sagt, hat Bönitz viel erlebt. Zwischen Hochwasser, Bränden und Pest sei alles dabei gewesen. Doch in Bönitz sei immer Leben gewesen - egal, wie viel Einwohner das Dorf bewirtschafteten. Die meisten Menschen wohnten im Jahr 1946 in Bönitz. Das hat Ortsvorsteher Mario Schönitz nachgespürt. »In den 90er Jahren waren es im Schnitt immer um die 300 Einwohner. Aktuell liegen wir zwischen 210 und 215 Menschen, die in Bönitz ihren Lebensmittelpunkt haben.« Ihre Treffpunkte seien neben dem Sportplatz die 1545 erbaute Kirche direkt im Zentrum von Bönitz und das Mehrzweckgebäude. »Bis Ende 2019 hatten wir noch einen Konsum. Den hatten Gerda und Bernd Hofmann nach der Wende übernommen und weitergeführt. Der kleine Laden war im Dorf sehr beliebt. Doch nach 28 Jahren hatten sich beide auch ihren Ruhestand redlich verdient«, erzählt Mario Schönitz. Wie er sagt, gibt es aber einen Lichtblick: »Vielleicht haben wir bald einen kleinen Hofladen in Bönitz. Aktuell wird daran gearbeitet.«

Neuer Verein ist auf der Zielgeraden

Was es ganz sicher im Ort geben wird ist ein neuer Verein. Wie der Ortsvorsteher verrät, ist der Verein mit dem Namen »Bönitzlobetanz« auf der Zielgeraden. »Im Juli soll er im Vereinsregister eingetragen sein und dann loslegen. Der Verein soll sich vor allem um die Heimat- und Brauchtumpflege sowie um die Ortsverschönerung bemühen und Veranstaltungen im Ort wie Lobetanz, Martinsfeuer oder einfach einen Spielabend durchführen. Auch die Unterhaltung und Pflege des Mehrgenerationenhauses und der Sportstätte soll in seinen Händen liegen.« Denn auch ohne Konsum, Schule und Kita ist Bönitz ein Ort mit Perspektive. »Unser Mehrzweckgebäude wurde 2013 renoviert, ebenso in den vergangenen Jahre unsere Kirche. Und auch für das leere Schulgebäude gibt es Ideen, um es wieder zu beleben. Möglich wäre etwa etwas aus dem Bereich Pflege und Gesundheit.«

Mario Schönitz ist seit 2014 Ortsvorsteher und engagiert sich mit Herz. Regelmäßig drehe er Runden im Ort, um nach dem Rechten zu sehen, besucht Geburtstagsjubilare und hält engen Kontakt zu seinen Einwohnern. Seine nächsten Ziele sind, wie er sagt, ein neuer Spielplatz und ein neuer Gehweg: »Beide sind aus der Zeit gefallen und nicht mehr haltbar. Auch der straßenbegleitende Radweg an der B 183 zwischen Marxdorf, Bönitz und Lausitz bleibt weiterhin ein Ziel.«

Vorerst soll aber während des Lobetanzes gefeiert werden. Mario Schönitz erinnert sich gern an zurückliegende Feste. »Der Lobetanz ist mit Bönitz fest verwurzelt. Bei jeder Witterung wurde gefeiert. Klar wurden wir auch mal von Unwetter, Hagel und sintflutartigen Regen überrascht. Einmal mussten 20 Mann unser Bierzelt festhalten, damit es nicht davonrauscht. Selbst bei einer Temperatur von 43 Grad Celsius gab es den Lobetanz. Dann war natürlich der Getränkewagen stark nachgefragt, was auch wichtig ist, denn den Lobetanz finanzieren wir einzig aus diesen Einnahmen. Bei Hitze wurden an den drei Festtagen bis zu 30 50-Liter-Bier-Fässer geleert.«

Programm:

• Freitag, 1. Juli

- 19 Uhr, Akkordeon-Konzert in der Kirche mit Cathrin Pfeiffer

- 20 Uhr, Bieranstich im Festzelt

• Samstag, 2. Juli

- 15 Uhr, Rentnernachmittag

- 19 Uhr, »Die Lausitzer Hangfichten« mit ihren Albhörnern

- 20 Uhr, Tanz in den Abend mit DJ M. Scheibe

• Sonntag, 3. Juli

- 10.30 Uhr, Frühschoppen mit No Name, Kinderfest mit der Freizeitinsel, Hüpfburg, Kinderschminken, kleiner Markt

- 12 Uhr, Mittag aus der Gulaschkanone

- 14 Uhr, Orgel Raimund

- 16 Uhr, Auslosung der Tombola


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