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Carola Pönisch

Leerstand in der City bereits alarmierend

Die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) hat im Auftrag des Citymanagements von März bis August untersucht, wie viel Ladenfläche in der Innenstadt aktuell leer steht. Ergebnis: Nicht nur bei Vermietern schellen die Alarmglocken.
Früher war hier mehr Leben: Die Wilsdruffer Straße in Dresden bietet vor allem zwischen Pirnaischem Platz und Altmarkt einen traurigen Anblick. Foto: Pönisch

Früher war hier mehr Leben: Die Wilsdruffer Straße in Dresden bietet vor allem zwischen Pirnaischem Platz und Altmarkt einen traurigen Anblick. Foto: Pönisch

  Die Wilsdruffer Straße spiegelt genau das wider, was die aktuelle »Studie zur Erhebung der Leerstände in der Dresdner Innenstadt« aussagt und wie es Citymanagerin Friederike Wachtel auf den Punkt bringt: »Corona hat auf den Einzelhandel wie ein Brandbeschleuniger gewirkt«.
Zwischen Pirnaischem Platz und Altmarkt reiht sich seit Monaten ein leeres Schaufenster an das andere. Es stimmt zwar, dass einige Läden auf der früher sehr beliebten Einkaufsmeile bereits länger unvermietet waren, aber heute bietet die Straße einen wirklich traurigen Anblick. Und nicht nur hier: Insgesamt stehen im Stadtzentrum aktuell 93 Objekte mit insgesamt 22.000 qm Verkaufsfläche in Erdgeschosszonen leer. Jedoch nicht, weil der Bauzustand des jeweiligen Ladens ruinös oder das Umfeld für Kunden unzumutbar wäre. Im Gegenteil: 74 Prozent der Läden befinden sich in gepflegtem Zustand, könnten jederzeit vermietet und sofort wieder bezogen werden, nur 25 Prozent sind laut der aktuellen Studie sanierungsbedürftig oder in einer nicht so optimalen Lage. Nein, viele Händler haben schlichtweg das Handtuch geworfen. Zum Vergleich: Aktuell gibt es noch 370 funktionierende Geschäfte mit 211.000 qm Fläche im untersuchten Innenstadtbereich. Ursachensuche Hat der Internethandel schon vor der Pandemie enormen Druck auf den lokalen Handel ausgeübt, so haben Shutdown, Lockdown und Maskenpflicht der vergangenen 18 Monate die Situation erheblich verschärft. Wie sollte es auch anders sein, wenn Kundenströme versiegen und manche Branchen in den letzten Monaten mit Umsatzverlusten von 50 bis 80 Prozent zu kämpfen hatten?
Zu alldem kommt, dass der innerstädtische Einzelhandel natürlich auch auf Touristenströme und Käufer aus dem Umland angewiesen ist. Doch wenn erstere weg bleiben müssen und Hotels über Monate nur eine Auslastung von durchschnittlich elf Prozent verzeichnen und die Umland-Einpendler wegen Parkplatznot und hoher Parkplatzgebühren eben seltener ins Zentrum fahren, dann sieht es auf Einkaufsmeilen wie Bahnhof, Prager Straße, Altmarkt und Wilsdruffer Straße eben dünn aus. »Nicht jeder Kunde kann mit der Bahn oder einem Lastenfahrrad zum Shoppen in die Stadt fahren«, weiß Friederike Wachtel. Gegensteuern Was also tun, wenn in der aktuellen GMA-Studie steht, dass sich zahlreiche Objekte aufgrund ihrer Lage, der generellen Entwicklung im Einzelhandel und im Verbraucherverhalten eben nicht wieder vermieten lassen? Ein Weniger an Internethandel wird es absehbar jedenfalls nicht geben. Mehr Grün, mehr Bänke, mehr Fahrradbügel und schicke Stadtmöblierung sind zwar wünschenswert und erhöhen zweifellos die Aufenthaltsqualität. Doch um Menschen in die City zu locken, braucht es einen gesunden Mix an Läden, Dienstleistungen, Gastronomie, Kunst und Kultur. Vor allem aber braucht es – und das steht explizit in dem GMA-Papier – ein neues Zentrenkonzept für die Stadt. Das heute geltende stammt aus dem Jahr 2006. Da spielte der Internethandel noch eine völlig andere Rolle. Und an Pandemie dachte kein Mensch.


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