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Bildungssystem vor dem Kollaps?

Sachsen. Lehrermangel, Unterrichtsausfall, PISA-Schock, psychisch belastete Schüler, stockende Digitalisierung, überbordende Bürokratie! Steht unser Schulsystem also vor dem Kollaps? In einer neuen Serie wird sich WochenKurier mit dem »Kranken Bildungssystem« auseinandersetzen.

Die Bildungsmisere führt zu einer immensen Belastung von Lehrern wie Schülern.

Die Bildungsmisere führt zu einer immensen Belastung von Lehrern wie Schülern.

Bild: Pixabay / WochenKurier

Wie ist es mit unserer wichtigsten Ressource, der Bildung, bestellt? WochenKurier als Heimatzeitung brennt dieses Thema unter den Nägeln, denn es geht um nichts weniger als um unsere Zukunft. Im Rahmen des föderalen Schulsystems richten wir den Fokus dabei auf unser Erscheinungsgebiet, die Bundesländer Sachsen und Brandenburg.

Experten mahnen, dass unser Bildungssystem vor dem Kollaps stehe. Dies offenbaren unter anderem die Ergebnisse der PISA-Studien oder des IQB-Bildungstrends, der einen drastischen Abfall der Leistungen und Fähigkeiten der Viertklässler, besonders in Brandenburg, aufzeigt. Auch an der Konzentration unserer Kinder, immer häufiger auch psychisch belastet, mangelt es. Die Schulschließungen der Corona-Zeit haben gewiss ihren Teil dazu beigetragen.

 

Lehrermangel

Die Lehrerschaft ist streckenweise überaltert und an vielen Stellen fehlen die nötigen Pädagogen. Die Folge sind Unterrichtsausfälle. Michael Jung, der Vorsitzende des »Sächsischen Lehrerverbandes« (SLV im VDE), sieht dies auch als Folge des Rückbaus der Lehrerausbildung. »Uns fehlt der Mittelbau in den Lehrerzimmern, also Lehrer um die 40.« Dass es wieder mehr junge Lehrer gebe, liege laut dem Verbandsvorsitzenden auch an der Einführung der Verbeamtung im Jahre 2019. So würden wieder mehr in Sachsen ausgebildete Lehrer hier bleiben. Aktuell werden die Studienplätze wieder ausgebaut. In Brandenburg werden beispielsweise bald auch Lehrer am Standort Senftenberg ausgebildet werden.

»Es fehlt nicht an Geld und Stellen, sondern an Köpfen/Bewerbern. Das Problem des Fachkräftemangels ist dabei kein alleiniges Problem des Bildungsbereiches«, heißt es aus dem Sächsischen Kultusministerium. Die aufgerissenen Lücken füllen zumeist Quereinsteiger, deren Anteil im Jahr 2021 in Sachsen bei 15 und in Brandenburg sogar bei 27 Prozent lag.

 

Politik reagierte zu spät

Die Politik hat es dabei versäumt, frühzeitig auf die sich schon länger anbahnenden Probleme einzuwirken. Der Rücktritt von Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), die für ihre Pläne gegen den Lehrermangel keinen Rückhalt in ihrer eigenen Fraktion erhielt, steht beispielhaft dafür.

Ein weiteres Problem betrifft die Bürokratie, welche den Lehrern in immer größerer Menge aufgebürdet wird. Bei der Integration und Inklusion stehen die Schulen vor großen Herausforderungen, bei denen sie auf mehr Unterstützung angewiesen sind. Viele Lehrer kommen aufgrund immer neuer Aufgaben an ihre Belastungsgrenzen. Aus dem Sächsischen Kultusministerium heißt es, dass man »dafür Sorge tragen möchte, dass sich die Lehrerinnen und Lehrer wieder auf ihr Kerngeschäft, den Unterricht konzentrieren können.«

Corona hat zudem aufgezeigt, dass Deutschland beim Thema »Digitalisierung der Schulen« weit hinterherhinkt. Zwar sind viele Schulen mit leistungsstarkem Internetzugang und smarten E-Tafeln ausgestattet worden, aber nur ein Bruchteil des Lehrerpersonals kann diese bedienen und nur wenige IT-Betreuer sind den Schulen dafür zur Seite gestellt worden. Die Defizite in der Schulbildung haben dabei auch weitreichende Folgen auf unseren Arbeitsmarkt, was in vielen Branchen zum Fachkräftemangel geführt hat.

In den nächsten Ausgaben wird sich der WochenKurier mit dem Thema »Krankes Bildungssystem« tiefgründig auseinandersetzen und dabei auch die unterschiedlichsten Akteure – seien es Schüler, Lehrer, Verbände, Gewerkschaften, Bildungswissenschaftler oder die zuständigen Behörden und Ministerien – ebenfalls zu Wort kommen lassen.

 

Ihre Meinung zählt

Wenn Sie als Elternsprecher oder Lehrer Schwierigkeiten haben, vor Herausforderungen stehen, Kritikpunkte oder Hinweise äußern möchten, dann bitten wir Sie, uns Ihre Erfahrungen mitzuteilen.

Gern können Sie uns eine E-Mail an aktion@wochenkurier.info (Betreff »Bildung«) senden.


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