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Trickreich und bedeutsam

Vor 75 Jahren wurde die Deutsche Film AG (kurz: DEFA) gegründet. Im April 1955 folgte die Gründung des DEFA Trickfilmstudios Dresden. Einer der einflussreichsten Animationsfilmer war Kurt Weiler. Ihm ist jetzt eine Ausstellung in den Technischen Sammlungen Dresden gewidmet.
Kurt Weiler war von 1977 bis 1988 festangestellter Regisseur im DEFA Studio für Trickfilme. Sein umfangreiches Erbe wird derzeit in einer Sonderausstellung gewürdigt. Foto: Pönisch

Kurt Weiler war von 1977 bis 1988 festangestellter Regisseur im DEFA Studio für Trickfilme. Sein umfangreiches Erbe wird derzeit in einer Sonderausstellung gewürdigt. Foto: Pönisch

Der Sandmann war eine Ausnahme: In Berlin »geboren«, zum Leben erweckt, Kult für Generationen geworden – aber eben ein Berliner geblieben. So gut wie alle anderen Kult-Figuren, mit denen Ostdeutsche groß geworden sind, waren dagegen echte Dresdner. So wie Kundi, das Maskottchen des Dresdner Hygiene Museums, das Gesundheitstipps erteilte. Oder der tollpatschige Theo (»... und der Arbeitsschutz«), dem ständig etwas passierte und der uns beibringen wollte, wie Arbeitsunfälle zu vermeiden sind. Mit »Jan und Tini« gingen Millionen Kinder zwischen 1970 und 1990 auf Reisen – wenn auch in einer ziemlich kleinen, begrenzten Reisewelt. All diese Filme – insgesamt 2.000, davon allein 950 Eigenproduktionen für das Kino – entstanden im ehemaligen Obergorbitzer Gasthof Zum Reichsschmied an der Kesselsdorfer Straße. Hier hatte bis zu seiner Abwicklung 1992 das DEFA Studio für Trickfilme seinen Sitz, das 1955 als eigenständiger VEB aus der Deutschen Film AG hervorging und das größte deutsche Animationsfilmstudio wurde. Einem der Regisseure des DEFA Trickfilmstudios, Kurt Weiler (1921-2016), ist derzeit eine Sonderausstellung in den Technischen Sammlungen gewidmet.

Einer der bedeutendsten Animationsfilmer

Kurt Weiler, der am 16. August 100 Jahre alt geworden wäre, gilt heute als einer der einflussreichsten Animationsfilmer des 20. Jahrhunderts. »Mit seinem Werk voller poetischem Humor prägte er mehrere Generationen von Filmemachern auf beiden Seiten der Mauer«, sagt Dr. Till Grahl, Leiter des Deutschen Instituts für Animationsfilme (DIAF). Das Institut übernahm 2017 von Weilers Familie dessen umfangreichen Nachlass, zu dem über 130 Filme unzählige Dokumente, Drehbücher, Fotos, Briefe und natürlich viele Trickfilmfiguren gehören. Da die Zeit erhebliche Spuren an diesen Puppen hinterlassen hatte, wurden sie für die Ausstellung mit großem Aufwand erst einmal restauriert. Und so stehen sie jetzt szenisch gruppiert in zahlreichen Vitrinen und sehen aus, als hätte Kurt Weiler erst gestern noch mit ihnen gearbeitet. Als wären die Akteure aus »Nörgel und Söhne«, »Löwe Balthasar«, »Floh im Ohr«, »Vogel Tulipan« oder »Vom faulen Töpfer und dem fleißigen Wäscher« gerade erst bewegt worden. Viele der Trickfilme, für die Weiler Regie führte, laufen zudem in einem »Fernsehturm«. Mit der Ausstellung macht die DIAF zugleich bewusst, welch große künstlerische und gesellschaftliche Bedeutung der deutsche Animationsfilm (in diesem Fall »Made in Dresden«) hat. Wissenswertes rund um die DEFA
  • Die Deutsche Film-AG (DEFA) wurde am 17. Mai 1946 in Potsdam-Babelsberg gegründet
  • Das DEFA-Studio für Trickfilme wurde am 1. April 1955 in Dresden als Staatliches Studio für Animationsfilme der DDR gegründet. 1992 wurde der bis dahin eigenständige VEB abgewickelt
  • Das Filmerbe der DEFA wird seit 1998 durch die von der Bundesregierung errichtete DEFA-Stiftung bewahrt  
  • Die Ausstellung über den Filmemacher Kurt Weiler wird vom Deutschen Institut für Animationsfilm (DIAF) präsentiert


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