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Carola Pönisch

"**** mit Smaragdstufe": Geht Umbenennung einfach so?

Mohr, Zigeuner, Eskimo oder gar Neger gelten als rassistische Begriffe. Deshalb wurden bereits 143 weltberühmte Kunstwerke der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden umbenannt. Torsten Küllig findet das falsch und fordert Rückbenennung.
Torsten Küllig (li) übergab die 8.001 Unterschriften an Matthias Rößler, Präsident des Sächsischen Landtages.                                                                                  Foto: privat

Torsten Küllig (li) übergab die 8.001 Unterschriften an Matthias Rößler, Präsident des Sächsischen Landtages. Foto: privat

Das 1652 entstandene Gemälde »Großer Hund, Zwerg und Knabe« von Jan Fyt heißt jetzt »Großer Hund, kleinwüchsiger Mann und Junge«. Aus »Afrikanischer Krieger, den Bogen schwingend« von Balthasar Permoser wurde »Ein Krieger, den Bogen schwingend«. Die »Schwarz­afrikanerin mit Spiegel« wurde zur »Afrikanerin mit Spiegel« und »Indische Eingeborene mit Haustieren« wurden zu »Menschen mit Haustieren«. Weitere Beispiele? Das Kunstwerk »Kopf eines Negerknaben« heißt jetzt »Studienkopf eines jungen Mannes«, aus der »Zigeunermadonna« wurde die »Madonna mit stehendem Kind« und der »Eskimo mit Bulldogge« ist umbenannt in »Inuit mit Bulldogge«. Auch eines der wohl bekanntesten Prachtstücke des Grünen Gewölbes, der »Mohr mit der Smaragdstufe«, darf jetzt nur noch als »**** mit Smaragdstufe« bezeichnet werden. 143 Kunstwerke haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bisher umbenannt und unter Leitung von Generaldirektorin Marion Ackermann werden weiterhin alle 1,5 Millionen Kunstschätze der SKD auf rassistische oder diskriminierende Titel untersucht. Wobei nicht alle Bezeichnungen, die heute obsolet sind, verschwinden sollen. Von Künstlern vergebene Originaltitel sollen in Anführungszeichen gesetzt und mit dem Hinweis »historischer Titel« versehen werden. Bei allen anderen  Werken, deren Bezeichnungen nicht auf einen nachweislichen Originaltitel zurückgehen, wird die SKD die sogenannten No go-Begriffe durch Sternchen ersetzen oder eben neue Titel vergeben.
Folgt Identitätsraub auf Kunstraub?
Torsten Küllig findet das falsch. Als Privatmann, ohne Unterstützung einer Partei oder Organisation, startete er dagegen am 20. September eine Online-Petition, die von 8.001 Unterstützern unterzeichnet wurde. Am 6. Dezember übergab er die Unterschriften an Landtagspräsident Matthias Rößler mit dem Ziel, dass sich der Sächsische Landtag dafür einsetze, die Aktivitäten der Generaldirektorin der SKD zu stoppen. »Sofern heute bestimmte Namen oder Begriffe aus früheren Zeiten negativ besetzt sind, kann dem Kunstwerk natürlich eine Erläuterung des historischen Kontextes hinzugefügt werden«, betont Küllig. Die originalen Namen müssten aber erhalten bleiben. »Auch wenn es vorerst nur die Daphne-Datenbank (ein Recherche-, Erfassungs- und Inventurprojekt) betrifft, sollte die SKD die Namen der Kunstwerke so belassen, wie sie ursprünglich waren.« Der Petition war eine Beschwerde Külligs beim zuständigen Ministerium vorangegangen. Kulturministerin Klepsch (CDU) ließ ausrichten, dass die Umbenennungsaktion der Generaldirektorin durch die Kunstfreiheit gedeckt sei. »Das ist offensichtlich falsch. Die Generaldirektorin ist lediglich die Sachwalterin dieser weltweit einzigartigen Kunstschätze, aber selbst nicht Künstlerin«, meint Küllig.


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