

Hans Kraske, Geschäftsführer des Sächsischen Waldbesitzerverbandes, erklärt in einem offenen Brief, warum sich Sachsens Waldbesitzer den Bauern-Protesten angeschlossen haben:
Im Kern geht es um ständig steigende Belastungen ihrer Betriebe, denen sich die Landwirte ausgesetzt sehen. Als Partner im ländlichen Raum steht der sächsische Waldbesitzerverband an der Seite der Bauern und unterstützt die Demonstration mit eigenen Forderungen, sagt der Vorsitzende des Sächsischen Waldbesitzerverbandes Georg Lindner. Die 85.000 sächsischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer eint die Sorge um die freie Bewirtschaftbarkeit Ihres Eigentums. Deswegen fordern wir:
1. Keine weiteren Naturschutzgebiete in Waldflächen
2. Stopp der Novellierung des Bundeswaldgesetzes
3. Anpassung des EUDR an die forstliche Wirklichkeit in Deutschland
4. Keine Aufnahme von Landschaftsschutzgebieten in die Biodiversitätsstrategieentwicklung
5. Förderung klimatoleranter Baumarten
6. Umsetzung des vorbeugenden Waldbrandschutzes
7. Abbau des grundsätzlichen Misstrauens gegenüber einer ordnungsgemäßen und nachhaltigen Forstwirtschaft und Aufbau konstruktiver Dialoge auf Augenhöhe
Besonders bedrohlich sind die unzähligen Bestrebungen auf allen politischen Ebenen, Kontrolle und Lenkung der Wälder zunehmend staatlich zu organisieren. Statt Mittel und Kapazitäten konsequent darauf zu lenken ,unsere Wälder klimastabil zu machen, um nachhaltig bewirtschaftbare Rohstoffquellen für unser Land zu sichern, wird seitens der Politik ideenlos und reflexartig der großflächige Nutzungsverzicht verkündet. Die Ausweisung von Stilllegungs-, Prozessschutz- oder Wildnisgebieten ist die Folge. Dieses für den Klima- und Artenschutz problematische Vorgehen muss sofort eingestellt werden.
Die bisher bekannt gewordenen Inhalte der geplanten Novelle des Bundeswaldgesetzes sehen erhebliche Einschränkungen der freien Bewirtschaftung des privaten und kommunalen Waldeigentums vor. In einer bisher völlig unbekannten Detailversessenheit werden Auflagen an die Waldbewirtschaftung formuliert. Der Klimawandel dient dabei nur als Vorwand. Waldbesitzer werden entmündigt und man nimmt ihnen die Freiheit, den notwendigen Waldumbau zum Wohle der Allgemeinheit zu gestalten. Bürokratie und Ordnungsrecht werden zur zunehmenden Belastung für die Waldbesitzer. Die Waldbesitzer fordern deshalb alle politischen Akteure dazu auf, sich für einen Stopp der Novellierung des Bundeswaldgesetzes einzusetzen.
Auf europäischer Ebene wurde die Einführung des Entwaldungsfreien Lieferkettengesetzes (EUDR) beschlossen. Die Notwendigkeit eines solchen Gesetzes entbehrt in Deutschland jedweder Grundlage und geht völlig an der gelebten Praxis forstlichen Handelns vorbei. Die Waldbesitzerverbände fordern die politischen Akteure auf, bei der Umsetzung des Gesetzes in nationales Recht die in Deutschland seit 300 Jahren gelebte forstliche Nachhaltigkeit Geltung zu verschaffen. Die jetzt schon gültigen strengen Gesetze und Kontrollmechanismen sowie all die freiwilligen Zertifizierungssysteme als Beleg für entwaldungsfreies Wirtschaften sind völlig ausreichend.
Im Rahmen der europäischen und bundesdeutschen Biodiversitätsstrategie sollen Schutzgebietsflächen ausgeweitet werden. In Sachsen sollen dazu ausgewählte Landschaftsschutzgebiete einen höheren Schutzstatus erhalten. Dies führt zu deutlichen Bewirtschaftungseinschränkungen bis hin zu Flächenstilllegungen. Dies lehnen die Waldbesitzer schon deshalb mit Nachdruck ab, weil mit den weiteren Schutzgebietsausweisungen kein Zugewinn an Biodiversität erkennbar ist. Es gibt jetzt schon genug Schutzgebiete. Die Vorbereitungen zur weiteren Schutzgebietsausweisung finden aktuell unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Beteiligung der betroffenen Grundeigentümer statt.
In Folge des menschengemachten Klimawandels werden durch Hitze, Trockenheit und Borkenkäferbefall großflächig Wälder vernichtet. Die voranschreitende Klimaerwärmung erfordert dringend eine Ergänzung der Palette heimischer Baumarten mit trockenheitstoleranten Baumarten. Bei den anstehenden Wiederaufforstungsmaßnahmen muss die Forstpolitik darauf unverzüglich reagieren. Es geht um den Erhalt von Wäldern und Waldfunktionen. Auch bei Förderung sind daher zukunftsorientierte Anpassungen erforderlich. Ideologische Erwägungen sollten bei der Ausbringung wichtiger klimatoleranter Baumarten wie Lärche, Roteiche oder Douglasie keine Rolle spielen. Alle Chancen müssen genutzt werden.
Die Gefahr von Waldbränden nimmt in Sachsen dramatisch zu. Dennoch fehlt es weiterhin an klaren Zuständigkeiten und Konzepten zur Vorbeugung und Bekämpfung. Hier fordert der sächsische Waldbesitzerverband die Ministerien dringend auf, die erforderlichen Entscheidungen zu treffen und zügig zur Umsetzung zu bringen. Die aktuellen Demonstrationen der Land- und Forstwirte machen deutlich, dass auch in der Forstwirtschaft in Sachsen von Seiten der Politik großes Misstrauen verspürt wird, was die ordnungsgemäße und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder angeht.
Ablesbar ist dies an Grundsatzentscheidungen bzw. Gesetzesentwürfen, die ein Verbot der Holznutzung zum Ziel haben oder die zunehmende Beeinflussung von Bewirtschaftungsmaßnahmen im Wald durch Naturschutzeinrichtungen. Um vermeintliche gesamtgesellschaftliche Ziele zu erreichen, bedient man sich der Instrumente des Ordnungsrechts. Diese sind vielfach weder akzeptiert, noch führen sie in der Fläche zur Motivation der Eigentümer. Dafür braucht es dringend Anreize statt Anordnungen. Der Sächsische Waldbesitzerverband hält den Weg des Dialogs für zielführender und steht dafür zur Verfügung.