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Carola Pönisch

Sachsenplatte und Wasserflöhe

Wie gut sind Luft, Wasser, Böden? Die Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft wertet alle Daten für Sachsen aus.

Das BfUL ist ein Staatsbetrieb (Vorgänger Staatliche Umweltbetriebsgesellschaft), der seit 1994 genau erfasst, wie es um die Umwelt im Freistaat bestellt ist. Alle Daten über Luft, Wasser und Umweltradioaktivität werden in Radebeul ausgewertet, die entsprechenden Labore stehen in Nossen.  Warum wird Staub vermessen? Was sind Messflügel und Sachsenplatte? Und wieso sind Wasserflöhe wichtige „Kollegen"? Die Antworten können sehr komplex, weil hochwissenschaftlich sein, aber auch relativ einfach, wenn sie Laien erklärt werden. Beantwortet werden sie je nach Themenbereich von den 237 Beschäftigten der Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft, kurz BfUL.Sie sind Experten im Erheben, Analysieren und Auswerten aller möglichen Daten, die sich aus Luft, Wasser und Boden ziehen lassen. Die Luftvermesser Ob es dicke Luft gibt über Sachsen, warum es im Erzgebirge immer wieder jämmerlich nach Katzendreck stinkt, wie viel Feinstaub in den Ballungszentren wabert – mit solchen Fragen befassen sich zum Beispiel 16 Mitarbeiter, die das Luftmessnetz des Freistaates betreuen. Dafür stehen in Sachsen 29 Messstationen, darunter in Dresden am Neustädter Bahnhof, an der Berg- und an der Winkelmannstraße, außerdem je eine in Bautzen, Görlitz, Niesky, Radebeul, Zinnwald und Zittau. Das sind unscheinbare, aber hochkomplexe Container voller Technik, in denen Ozon, Schwefel- und Stickoxide, Ruß und Feinstaub genauestens erfasst werden. „Anders als zu DDR-Zeiten, als die gemessenen Ergebnisse aus guten Gründen streng geheim waren, finden sich heute alle Messergebnisse stundenaktuell im Internet wieder", sagt Dr. Horst-Günther Kath, Leiter des „Messnetzbetrieb Luft" im BfUL. Die Wasserbeobachter Was für die Luft gilt, ist auch für Sachsens Gewässer wichtig. Deshalb gibt es 176 Messstellen für Oberflächenwasser (zu den 1.300 Grundwasserstandsmessstellen) im „gewässerkundlichen Messnetz", das über ganz Sachsen geflochten wurde. Denn die verheerenden Fluten von 2002, 2006, 2010 und 2013 haben gezeigt, dass simple Messlatten an Brückenpfeilern ein Land nicht vor Überflutung schützen können. 13 Millionen Euro hat der Freistaat deshalb in den letzten 14 Jahren in sein modernes Messnetz gesteckt. Ein Ergebnis davon (neben vielen neuen Pegelmessstationen) ist die „Sachsenplatte": Ein von hiesigen Experten entwickeltes Messpaneel, das Wasserstand, Durchflussgeschwindigkeit und Durchflussmengen retundant erfasst, das heißt über elektrisch getrennt geführte Sensoren, Auch Datenspeicherung und -fernübertragung arbeiten nach dem Prinzip Retundanz über ISDN und GSM sowie einer 30 Tage abgesicherten Notstromversorgung. „Wir sind damit autark, egal was passiert", sagt Uwe Köhler, der den Messpegel an der Freiberger Mulde betreut. Hier hängt auch der Messflügel an einer Seilkrananlage, der Fließgeschwindigkeit und -menge misst und damit wichtige Vorhersagen für Hochwasser treffen kann. Warum letztlich Wasserflöhe zuverlässige, wenn auch recht aufgeregte Kollegen sein können, erklärt sich im BfUL-Labor Nossen. Hier wird jenes Wasser unter die Lupe genommen, das an den fünf sächsischen Gewässergütemessstationen geschöpft wurde. Wasserflöhe zeigen durch ihr Verhalten, ob ihnen schmeckt, worin sie schwimmen. Je aufgeregter, umso unappetitlicher ist es für sie.


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