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Höchste Spielklasse - Bittere Erfahrungen und der erste Sieg

- Vor 45 Jahren -
Der (vorläufig) letzte Aufstieg in die höchste Spielklasse - Kevin McKenna feiert 2006 auf dem Stadthallenvorplatz. Foto: Steffen Beyer

Der (vorläufig) letzte Aufstieg in die höchste Spielklasse - Kevin McKenna feiert 2006 auf dem Stadthallenvorplatz. Foto: Steffen Beyer

Wer Cottbus sagt, denkt immer auch an den FC Energie. Das "Wunder aus der Lausitz" machte Mut. Es ist für immer mit dem Namen Eduard Geyer, Klaus Stabach und Dieter Krein verbunden. Energie Cottbus - das war für viele Menschen das Synonym für das Selbstbewusstsein und den Stolz des Ostens! Sie jubelten bei Pokalsensationen, spektakulären Siegen über hoch gelobte Favoriten und bei den Klassenerhalten der Vergangenheit. Und sie weinten mit bei vermeidbaren Niederlagen oder bei den bitteren Abstiegen in den vergangenen neun Jahren. Die ganz Großen in der deutschen Fußballwelt waren von dem kometenhaften Aufstieg der ehemaligen Betriebssportgemeinschaft  nie begeistert. Böse Zungen sagten gar, dass man die Cottbuser aus den oberen Ligen schnell loswerden wollte. Ein Kommentator schrieb im letzten Jahr von Energie in der 1. Bundesliga: "Man braucht Hoffenheim den Erfolg nicht zu neiden, man muss auch Energie nicht mögen. Aber was würde der FC Energie mit der Liga anstellen, hätte er die Gegebenheiten Hoffenheims." Bei all dem Jubel, den er in Cottbus und bei ganz vielen Freunden im Osten in den Jahren zwischen 1997 und 2009 gab, sollte nicht vergessen werden, das Energie im Jahr 2000 nicht zum Ersten Mal in die höchste Spielklasse aufstieg. Stabach versus Schönig Die BSG Energie spielte in der Saison 1972/ 73 in der zweithöchsten Spielklasse, in der Staffel B der fünfgliedrigen DDR-Liga. Die Männer um das Trainergespann Manfred Kupferschmied/ Dieter Schulz belegten Platz 2, kämpften sich jedoch trotzdem in die Aufstiegsrunde vor, weil Sieger BFC II nicht teilnahmeberechtigt war. Im Frühjahr 1973 war Cottbus dann im Fußballfieber. Die Namen der Matadore besitzen immer noch ihren Klang: Peter Effenberg, Manfred Duchrow, Werner Wehner oder Hajo Prinz. Die Konkurrenz war stark. Energie startete mit einem Sieg gegen Vorwärts Leipzig. Im Stadion der Freundschaft, ohne überdachte Tribüne, mit baumbestandener Krone, waren meist 10.000 bis 12.000 Anhänger. Am vorletzten Spieltag sahen die Cottbuser ihre Felle davon schwimmen: Gegen den Favoriten Stahl Riesa gab es auswärts eine 0:7-Niederlage. Aber dann kamen der 7. Juli und das Duell Stabach gegen Schönig. Angereist war Vorwärts Strahlsund. Deren Schlussmann Dieter Schönig hielt dem Energie-Ansturm zunächst stand. Grebasch scheiterte mit einem Elfmeter ("Der Schönig war eben ein Guter!") Hajo Schulze berichtete in der Lausitzer Rundschau: "Dann fiel das Führungstor der Cottbuser, das gleichzeitig das Entscheidende war: Nach einem Eckball Noacks kam Klaus Stabach in Schussposition. Der 32-jährige und älteste Spieler schoss aus 20 Meter unter die Latte. Ein Sonntagsschuss." Trotz des Stralsunder Gegentors reichte es zum ersten Aufstieg von Energie Cottbus in die Oberliga. Obwohl die ganze Region jubelte, fand das Ereignis eine vergleichsweise geringe mediale Resonanz. Das mag an den politischen Großereignissen dieser Monate gelegen haben. In Helsinki tagte die KSZE-Vorbereitungskonferenz. In Berlin tobten die Weltfestspiele. In Chile putschte General Pinochet mit Unterstützung der USA gegen die gewählte Regierung und kurz darauf rollten im Nahen Osten während des Jom-Kippur-Krieges erneut die Panzer. Erster und einziger Sieg gegen Stahl Riesa Energie begann in der höchsten Spielklasse vor 45 Jahren mit vier Hoffnung machenden Spielen. Gegen den FC Karl-Marx-Stadt, gegen Chemie Leipzig, gegen Hansa Rostock und gegen Rot-Weiß Erfurt wurde jeweils ein Unentschieden erreicht. Nach dem vierten Spieltag Anfang September 1973 standen die Lausitzer in der Tabelle mit 4:4 Punkten und 5:5 Toren auf Platz 9. Tabellenführer war Sachsenring Zwickau und Schlusslicht Rot-Weiß Erfurt. Aber dann riss die gute Serie ab. Es folgten acht bittere Niederlagen. Am 8. Dezember dann, auswärts bei Stahl Riesa, gelang mit einem 1:2 der einzige Sieg im ersten Oberligajahr der Cottbuser. Schiedsrichter diese Partie war übrigens der legendäre Rudi Glöckner, der drei Jahre zuvor in Mexico das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft Brasilien gegen Italien geleitet hatte. Am Ende der Saison stieg Energie gemeinsam mit Chemie Leipzig aus dem Oberhaus ab. Es folgten weitere Auf- und Abstiege. Erst in der Saison 1988/ 89 konnten die Cottbuser ihre Zugehörigkeit zur höchsten Spielklasse verteidigen. Da waren schon Petrick Sander, Detlef Irrgang, Maik Pohland und Jens Melzig in Fritz Bohlas Erfolgsmannschaft dabei. Sie machten sich dann auf den Weg, der 1997 zum "Wunder der Lausitz" führte.        


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