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Ein Mann, vier Pferde und zwei Wünsche

Peter Robel ist als Pferdeliebhaber und für seine Kutsch- und Kremserfahrten bekannt. Vor drei Jahren traf ihn ein Schicksalsschlag. Trübsal und Müßiggang sind ihm dennoch ein Fremdwort.
Peter Robel liebt Pferde und die Natur. Wenn Corona

Peter Robel liebt Pferde und die Natur. Wenn Corona

Ein Pferdegespann mit Kremser und dazu ein fröhlich lächelnder Kutscher. So kennt man Peter Robel nicht nur in seinem Heimatdorf Keula. Der 67-Jährige wird in der Region gern für festliche Anlässe gebucht. So lassen sich Hochzeitspaare gern in die Kirche und zum Standesamt chauffieren. Es geht aber auch hemdsärmelig, mit Stiefeln und heißem Glühwein im Gepäck, wenn Betriebsausflüge oder Familientreffen auf dem Programm stehen. Immer mit dabei sind seine Leidenschaft und die Liebe zu Tier, Natur und Mensch. Während Peter Robel von seinen geliebten Ausfahrten berichtet, wandert sein Blick plötzlich über den leeren Hof, auf dem er bis vor drei Jahren noch mit seiner Ehefrau lebte, die unverhofft verstarb. Ein schwerer Schicksalsschlag, der ihn auch heute noch traurig und nachdenklich macht, wenn die Erinnerungen wieder hochkommen.

Pferdenarr in dritter Generation

Es sind jene Momente, in denen ihm seine verstorbene Frau plötzlich wieder sehr nah ist. In der Vorratskammer stehen noch Gläser mit eingekochten Früchten. Stundenlang verbrachte das Ehepaar gemeinsame Zeit, um das geerntete Obst aus dem heimischen Garten zu schälen, klein zu schneiden und haltbar zu machen. Über 40 Jahre waren sie miteinander verheiratet, haben gelebt, geliebt und gelegentlich auch miteinander gestritten. Auch das gehört zu einer gesunden Beziehung dazu. Der Witwer ist sehr froh darüber, dass ihn seine Familie nach dem Tod seiner Frau so tatkräftig unterstützt.
Was dem engagierten Senior auch sehr hilft: Die Versorgung und Pflege seiner Tiere und das Werkeln am und im Haus. Im Stall stehen vier Kaltblütler. Ricka, Ronja, Ramunda und Renata wollen jeden Tag gefüttert und gepflegt werden. Dazu gehört auch die regelmäßige Bewegung der Tiere. Im Sommer gibt es neben dem Transport von Holz und Mist auch noch genug andere Dinge zu tun. Der 67-Jährige ist mit Pferden groß geworden und kennt sich in dieser Materie sehr gut aus. Schon sein Großvater hat sie gezüchtet und gefuhrwerkt, die Eltern ebenfalls. Peter Robel hat das erste Fohlen Ende der 1970er-Jahre angeschafft, mit der Zucht hat er vor fast 40 Jahren begonnen. Der gelernte Agrotechniker war auch einige Zeit auf der Hoyerswerdaer Kinder- und Jugendfarm tätig und dürfte vielen Menschen noch in Erinnerung sein. In den Wintermonaten wird es für den Senior und seine Pferde etwas ruhiger. Die letzte Kremserfahrt liegt auch schon ein paar Wochen zurück. Ob es im kommenden Jahr Aktivitäten zum Rosenmontag, beim traditionellen Osterreiten in Wittichenau, beim Maibaumwerfen und bei Dorffesten in Keula geben wird, steht derzeit noch in den Sternen. Wann der nächste Ausflug mit seiner Pferdekutsche stattfinden kann, weiß Peter Robel wegen der Corona-Pandemie nicht. »Das Ding verändert alles«, meint er über den viralen Krankheitserreger, der die gesamte Welt in Atem hält. Aber Trübsal blasen oder Müßiggang sind und bleiben für den rüstigen Senior auch in schwierigen Zeiten Fremdwörter. Im Schuppen steht seit einiger Zeit ein großes Schlittengerüst, das schon etwas älter, aber durchaus noch  funktionsfähig ist. Peter Robel baut das Gefährt für seine Enkelkinder um, die schon ganz aufgeregt seien und
darauf hoffen, mit ihrem Opa und seinen Pferden bald die ersten Schlittenfahrten unternehmen zu können. Vielleicht klappt es zum Weihnachtsfest, wenn genug Schnee liegt. Was sich Peter Robel wünscht? An erster Stelle Gesundheit für sich und seine Familie. Und vielleicht, so hofft der 67-Jährige, ist auch bald die Zeit gekommen, eine nette Bekanntschaft kennenzulernen, mit der er sich austauschen und auch gemeinsam etwas unternehmen kann. »Das Leben ist zu kurz, um für immer allein zu bleiben.«


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