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Sandro Paufler

Warum verdienen Frauen weniger Geld?

WochenKurier sprach mit der neuen Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten Fränzi Straßberger über Frauen in Führungspositionen, gesellschaftliche Rollenbilder und Lohnungerechtigkeit.
Fränzi Straßberger spricht offen über ihre Aufgaben als Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte der Stadt Bautzen. Foto: Sandro Paufler

Fränzi Straßberger spricht offen über ihre Aufgaben als Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte der Stadt Bautzen. Foto: Sandro Paufler

Frau Straßberger, welche Themen möchten Sie als Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte angehen? Fränzi Straßberger: Ich werde mich für den Abbau von starren Geschlechterklischees für Frauen und Männer einsetzen, damit alle eine möglichst große Wahlfreiheit in Fragen der eigenen Lebensgestaltung haben. Die Teilhabe an der Familienarbeit sollte nicht mehr die berufliche Entwicklung bremsen. Ich möchte mit den Männern und Frauen vor Ort schauen, wo der Schuh drückt. So werde ich z.B. das »Frauen.Wahl.Lokal« Oberlausitz weiter unterstützen. Denn für viele Frauen ist es nach wie vor noch eine Hürde für ihre eigenen Interessen einzutreten und öffentlich sichtbar zu werden. Außerdem werde ich mit den lokalen und regionalen Akteurinnen und Akteuren zusammenarbeiten. Das Thema Gleichstellung trifft häufig auf viel Unverständnis und Unsicherheit. Deswegen werde ich mich mit Projekten beschäftigen, die die Gleichstellungsarbeit im ländlichen Raum thematisieren. Die Gleichberechtigung ist zwar formell erreicht, aber es geht auch um die Auswirkungen von Regelungen und die Angleichung der Lebensverhältnisse. Warum werden Frauen im heutigen Zeitalter immer noch unterschiedlich behandelt? Stichwort: Lohnunterschied beim Arbeitgeber. Es gibt nicht den einen Grund, sondern das ist ein Mix aus historisch gewachsenen Strukturen, Rollenbildern, die sich verfestigt haben, und hängt auch immer von der Rollenvorstellung ab, und diese hat sich stetig verändert. In der BRD und der DDR war sie zur gleichen Zeit ganz unterschiedlich. Es geht auch darum, ist die Erwerbstätigkeit der Frau gewollt oder nicht. Nach dem Krieg waren die Männer einfach nicht da, trotzdem musste jemand den Schutt wegräumen. In dieser Zeit gab es eine große Erwerbsbeteiligung der Frau. Frauen und Männer leisten heutzutage gleichwertige Arbeit, trotzdem hat sich die Rollenvorstellung eingebürgert, dass Frauen weniger verdienen. Wie sieht es mit den Rollenbildern in der Gesellschaft aus? Rollenmodelle und Vorbilder sind für die persönliche Entwicklung enorm wichtig. Es ist wichtig, dass Mädchen und Jungen, Frauen und Männern gezeigt wird, dass sie in der Gesellschaft unterschiedliche Rollen einnehmen können. Dass auch Mädchen und Frauen sich trauen öffentliche Funktionen zu übernehmen. Hierfür möchte ich werben. Braucht es mehr Frauen in Führungspositionen? Ich finde, ja. Frauen sind mehr als die Hälfte der Gesellschaft. Entscheidungen haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Lebenslagen von Frauen und Männern, also müssen sie mitentscheiden und in der Entscheidungsfindung gleichermaßen repräsentiert sein. Wenn Frauen und Männer gleichermaßen in Führungspositionen sichtbar sind, hat das auch eine Signalwirkung. Es motiviert, kann an die Organisation binden. Sobald unterschiedliche Persönlichkeiten an der Spitze stehen, greifen diese Modelle und es steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch männlicher und weiblicher Nachwuchs nachkommt. Davon würden wir alle profitieren.


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