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Wenn der Körper bei Butterbrot rebelliert

Sind die Menschen plötzlich superempfindlich geworden – oder bilden sich viele ihre Probleme nur ein? Fest steht, dass bei rund einem Viertel von uns der Körper abwehrend auf bestimmte Nahrungsmittel reagiert. Warum das so ist – und wie man als direkt oder indirekt Betroffener am besten damit umgeht, zeigt unsere neue große Serie „Hilfe, ich vertrag‘ das nicht“.
Auf verschiedene Obstsorten, Nüsse oder Milch verzichten immer mehr Menschen, weil ihr Körper andernfalls allergisch reagiert. Foto: pholidito - fotolia.com

Auf verschiedene Obstsorten, Nüsse oder Milch verzichten immer mehr Menschen, weil ihr Körper andernfalls allergisch reagiert. Foto: pholidito - fotolia.com

Die begeisterte Hobbyköchin Alexandra hat schon fast den Spaß an Einladungen verloren: „Früher stellte ich gerne ein mehrgängiges Menü für meine Gäste zusammen. Jetzt ist das total kompliziert.“ Sie hat die Erfahrung gemacht, dass bei drei oder vier Besuchern mindestens einer mit Sonderwünschen dabei ist. „Einer sagt, er darf kein Getreide essen. Der andere verträgt keine Milchprodukte. Und wenn ich Pech habe, gesellt sich noch ein Vegetarier oder Veganer dazu.“ Alexandra ist sauer und fragt sich: „Ist das eine Modeerscheinung, oder sind die Leute wirklich plötzlich empfindlicher geworden?“ Beides stimmt. Denn Fachleute bestätigen, dass viele, die das eigentlich gar nicht müssten, zum Beispiel auf glutenfreie Produkte umsteigen, weil sie annehmen, das sei besser für ihren Körper.
Das ist die falsche Sichtweise – sagen die meisten Ärzte. Andererseits gab es früher viele Bedauernswerte, deren Unverträglichkeiten schlicht nicht erkannt wurden. Unsere Autorin Ramona Wolff gehört dazu. Sie schildert in der ersten Folge unserer Serie sehr anschaulich, wie sich als junge Frau häufig ihr Bauch unnatürlich aufblähte, weil sie Dinge verzehrte, auf die ihr Körper mit Abwehr reagierte. Neben den Schmerzen musste sie sogar irritierte Blicke ertragen, weil viele das Mädchen fälschlich für schwanger hielten. Dabei leidet Ramona Wolff unter einer Glutenunverträglichkeit. Ein paar Nudeln, ein Butterbrot, Kuchen, Plätzchen, Pizza, Schnitzel oder Fischstäbchen können bei ihr üble Folgen haben. Doch sie ist nicht allein: Fußballstar Jerome Boateng, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft oder die Tennisspielerin Sabine Lisicki kämpfen ebenfalls mit einem Gluten-Problem. Bei der Schauspielerin Miley Cyrus gestellt sich noch die Abwehr gegen Laktose zu Gluten hinzu. Bei ihrer Kollegin Anne Hathaway ist es „nur“ Laktoseintoleranz – sie verträgt also keinerlei Milchprodukte. Eine Sorge, die rund 15 Prozent der Deutschen quält. Was kann ich tun? In unserer großen Serie erklären wir in sechs Folgen, wie man die Probleme mit Gluten, Laktose, Fruktose, Histamin & Co erkennt. Vor allem zeigen wir, was man dagegen tun kann.

Welche Nahrungsmittel sollte ich als Betroffener meiden? Helfen Medikamente? Welche Angebote gibt es an meinem Wohnort? Wir informieren umfassend und in einer Art und Weise, die auch medizinische Laien verstehen. Wer mehr wissen will, kann auf unseren entsprechenden Online-Seiten unter www.wochenkurier.info sowie auf Facebook vertiefende Informationen erhalten und sich mit anderen Betroffenen austauschen. Kleines Lexikon der Fachbegriffe Allergie, Intoleranz, Unverträglichkeit: Was heißt das genau – und worin liegen die Unterschiede? Vor allem: Was müssen Betroffene darüber wissen? Eine Allergie ist im Prinzip nichts anderes als eine Fehlfunktion des Immunsystems: Das reagiert auf einen vermeintlich schädlichen Eindringlich wie z.B. Hausstaub, Gräserpollen oder Erdnüsse. Obwohl diese so genannten Allergene an sich ganz harmlos sind, schüttet bei Betroffenen das Immunsystem Antikörper aus, um sie zu bekämpfen. Die Folgen können sehr weitreichend sein – vom einfachen Juckreiz bis hin zur tödlichen Schockreaktion. Gemeinsam ist allen Allergien, dass das Immunsystem bereits bei allerkleinsten Mengen seine jeweilige Fehlreaktion in Gang setzt. Intoleranz/Unverträglichkeit: Biese beiden Begriffe bedeuten letztlich das selbe. Anders als bei einer Allergie ist an den Symptomen (meist Bauchschmerzen oder Übelkeit) nicht das Immunsystem beteiligt. Betroffene reagieren auf bestimmte, an sich völlig ungiftige, Stoffe wie Weizen-Eiweiß, Milch oder Fruchtzucker auch erst ab einer bestimmten (individuell jedoch höchst unterschiedlichen) Menge. Der Körper kann diese Stoffe einfach nicht richtig verarbeiten, z. B. weil ihm die entsprechenden Enzyme fehlen. Auch wenn sie Wohlgefühl und Lebensqualität stark einschränken, sind Unverträglichkeiten selten lebensbedrohlich. Bewusste Ernährung ist hier die beste Vermeidungsstrategie. Ob es sich bei den meist nicht genau definierbaren Beschwerden um die Folgen einer Allergie oder einer Unverträglichkeit handelt, kann am besten der Arzt herausfinden – oft erst in langwierigen Versuchsreihen. Auch in der Apotheke erhalten Betroffene professionelle Hilfe. Selbstdiagnose oder vermeintliche Hausmittelchen helfen jedenfalls nur selten weiter. (Harald Gruber / sbs)


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