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Jan Hornhauer

„Stinkt wie chemische Reinigung“

Seit Wochen brennt nahe der Kreisstadt Forst auf polnischer Seite eine Mülldeponie. Der stinkende Rauch weht immer wieder über die Grenze. Anwohner sind verunsichert und verärgert, weil nichts passiert. WochenKurier schildert den Erlebnisbericht zweier Cottbuser, die vor Ort waren.

Roberto Scherbarth und Sebastian Knispel sind Betreiber der Facebook-Seite „Blaulichtreporter Cottbus und Umgebung“. Neben Berichten aus dem Alltag von Feuerwehr, Polizei, THW und Rettungsdienst sind sie auch immer wieder als Berichterstatter bei Einsätzen vor Ort. So auch gestern im polnischen Brozek, wo bereits seit Wochen ein Feuer auf dem Gelände einer Recyclingfirma brennt. Doch von Blaulicht haben die beiden bei ihrem Besuch am Mittwochnachmittag nichts gesehen. „Ich war sechsmal in den letzten Wochen da, bisher habe ich noch nie Feuerwehr oder ähnliches gesehen“, berichtet Sebastian Knispel. Auch sonderlich gesichert sei das Gelände ihm zufolge nicht. Als einen Aufruf für Abenteuerlustige will er das keinesfalls verstanden wissen und warnt: „Die Geruchsbelästigung ist schon enorm. Das stinkt wie in der chemischen Reinigung. Ganz zu schweigen von den Schadstoffen.“ So habe sein mitgeführtes Messgerät eine bedenklich hohe Konzentration Schwefeldioxid angezeigt. Auch die gestern vom polnischen Landrat Janusz Dudojc angekündigten Arbeiten an der Brandstelle, um diese mit Sand- und Erdmassen abzudecken, seien, zumindest mit Stand gestern Nachmittag, noch nicht angelaufen. Roberto Scherbarth von den Blaulichtreportern: „Einziges Fahrzeug vor Ort war ein Bagger, der den qualmenden Plastemüll gewendet hat. Dabei hat er teilweise das Feuer sogar wieder angefacht. Bedenklich ist auch, dass der Mitarbeiter ohne jegliche Schutzausrüstung gearbeitet hat.“ Unterdessen scheit es, als müssten sich die Forster weiterhin auf stinkende Rauchwolken aus dem Osten einstellen. Doch nicht nur da, denn am Sonntag zog die ekelhaft riechende Wolke auch durch Cottbus und sorgte hier für Besorgnis. Protestierende Bürger aus Forst, die unzufrieden mit den bisherigen Maßnahmen der deutschen und polnischen Behörden sind, wollen sich auch kommenden Mittwoch 18 Uhr vor die Forster Kirche treffen. Auch Landrat Harald Altekrüger (CDU) wolle dem Vernehmen nach vor Ort sein und Stellung beziehen. Vielleicht kann er dann auch berichten, warum der Landrat von Brozek jüngst die Hilfe des Kreises Spree-Neiße abgelehnt hat. Eine Zusammenfassung der Geschehnisse der letzten Tage rund um den Deponiebrand nahe Forst lesen Sie am morgigen Freitag in der Spree-Neiße-Ausgabe des WochenKurier.


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