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Steht die Spree vor dem völligen Kollaps?

Am Samstag fand im Wasserwerk Spremberg im „Kleinen Naturpark Slamener Kuthen“ der 8. Spremberger Wasser- und Naturschutztag statt. Dabei wurde mehr als deutlich, dass die Spree vor einer schweren Zukunft steht.
Blick in den Tagebau Nochten. Foto: Archiv/tsc

Blick in den Tagebau Nochten. Foto: Archiv/tsc

Das Wasserwerk liegt direkt an der brandenburgischen-sächsischen Landesgrenze und versorgt seit fast 80 Jahren auch Teile der sächsischen Gemeinde Spreetal mit Trinkwasser. Dieser Tage hatte ein Thema besondere Brisanz: Der aktive Braunkohlebergbau des Tagebaues Nochten durch Vattenfall, verbunden mit dem Sanierungsbergbau der LMBV, greift in den regionalen Wasserhaushalt ein und macht für das Wasserwerk Spremberg eine Neuordnung der Trinkwasservorräte erforderlich. Im Klartext bedeutet das, dass in den Slamener Kuthen sechs Brunnenfassungen  mit einer täglichen Förderung von 4.000 Kubikmetern außer Betrieb genommen und durch vier neue Brunnen im Raum Groß Luja in der „Bloischdorfer Rinne“ mit gleicher Förderleistung ersetzt werden müssen. Über die Gründe informierte SWAZ-Verbandsvorsteher Bernd Schmied. Tagebauweiterführung und Sanierungsbergbau, die Erschließung des Kupferflözes bleibt erst einmal in der Prognose außen vor, machen den Spremberger Wasserwerkern seit Jahren Sorge. Weil zunehmend die Erkenntnis klar wurde, dass mit der Auskohlung von Nochten I um 2027 mit dem Abschalten der Pumpen das Grundwasser wieder aufsteigen wird und damit eine unterirdisch vorhandene Sulfatbewegung in Richtung Wasserwerk vorauszusehen ist.

„Nach aktuellen Erkenntnissen bewegt sich schon jetzt diese ’Sulfatfahne‘ in Ost-Westrichtung und fließt nach unten. Das heißt, sie sucht sich den tiefsten Punkt und käme damit in der Spree an der brandenburgischen-sächsischen Grenze an. Genau dort befinden sich auch die Brunnen unseres Wasserwerkes“, sagt Bernd Schmied. „Die ’Sulfatfahne‘ haben wir irgendwann zu erwarten, das wissen wir schon seit mehreren Jahren. Eisen können wir aus dem Rohwasser entfernen, Sulfat aber nur mit einem völlig unwirtschaftlichen Aufwand. Für die Bürger und gewerblichen Abnehmer würde das eine erhebliche Gebührenerhöhung nach sich ziehen. Deshalb haben wir gemeinsam mit Vattenfall Vorsorge dahingehend getroffen, in der ’Bloischdorfer Rinne‘ neue Wasserfassungen zu errichten“.
Dafür hat Vattenfall als Schadenersatzleistung zehn Millionen Euro überwiesen: 6,2 Millionen Euro für das Wasserwerk und 3,8 Millionen Euro an die ASG Spremberg GmbH, die mit diesem Geld den Wasserbedarf für die wieder ins Gespräch gekommene Papiermaschine 2 (PM 2) der Papierfabrik Hamburger Rieger ebenfalls aus der „Bloischdorfer Rinne“ sicherstellen muss. Für die Trinkwasserversorgung Sprembergs besteht in der Zukunft keine Gefahr. Gefahr droht aber der Spree, und das vielleicht mit unabsehbaren Folgen. Die Pyritbildung nach dem Auslaufen von Nochten I mit ihren Eisen- und Sulfatausspülungen wird eines Tages voraussichtlich die Spree erreichen. So wie jetzt aus dem Südraum aus der „Spreewitzer Rinne“. Die zeitliche Abfolge könnte weitere Jahrzehnte in Anspruch nehmen, kommt der Tagebau Nochten II. Dann werden dessen Grundwasserrandriegel die Spree bis 2050 schützen und das Abschalten der Pumpen von Nochten I hätte erst einmal keine Folgen. Aber eine Frage bleibt dabei im Raum: Wie viele Generationen nach uns werden sich nach 2050 noch mit der Braunen Spree zu beschäftigen haben? Und wie lange wird die Spree braun bleiben? Eine Vision, die nun ins nächste Jahrhundert reicht. Gut, dass die Bevölkerung jetzt so offen und freimütig informiert wurde.   (Jost Schmidtchen)


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