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Hohenbocka: Karneval feiert Jubiläum

Im WochenKurier-Gespräch: Aina Gutschmidt, derzeit amtierende Präsidentin des Hohenbockaer Karnevalsclub e.V..
Aina Gutschmidt, derzeit amtierende Präsidentin  des Hohenbockaer Karnevalsclub e.V.. Foto: FF

Aina Gutschmidt, derzeit amtierende Präsidentin des Hohenbockaer Karnevalsclub e.V.. Foto: FF

Frau Gutschmidt, in diesem Jahr steht die 5. Jahreszeit in Hohenbocka unter zwei besonderen Sternen. Zum einen feiert Hohenbocka 50 Jahre Karneval, zum anderen hat der Karnevalsclub seinen Präsidenten verloren. Roland Rieger ist am 11. September verstorben. Wie schaffen Sie mit Ihren Vereinsmitgliedern den Spagat zwischen diesen beiden Ereignissen? Aina Gutschmidt: „Der Verlust unseres Präsidenten war für alle Mitglieder des Hohenbockaer Karnevalsclub ein herber und unerwarteter Schlag. Es ist nicht einfach, diesen Verlust wegzustecken und zu kompensieren. Doch wir Karnevalisten sind uns einig, dass wir das Vermächtnis, was Roland uns hinterlässt, würdevoll weiterführen wollen und werden. Aus diesem Grund und weil es auch im Sinne unseres verstorbenen Präsidenten wäre, wollen wir unser 50. Jähriges Jubiläum in dieser Saison beginnend mit dem 11. November 2017 feiern.“ 35 Jahre hat Roland Rieger als Präsident den Karnevalsclub geleitet. Was war dabei seine größte Leistung? Gutschmidt: „Roland war bisher der erste und einzige Präsident des Hohenbockaer Karnevalsclub. Es gibt bereits seit 1968 den Karneval in Hohenbocka. Jedoch der Verein wurde erst am 24. September1982, also vor 35 Jahren, gegründet. Hier stellte sich Roland der Verantwortung und wurde zum Präsidenten gewählt. Er war mit Leib und Seele Karnevalist. Roland leitete diesen Verein all die Jahre zuverlässig und sehr diplomatisch. Er machte ihn zu einem erfolgreichen, soliden Verein, der aus Hohenbocka nicht mehr wegzudenken ist. Unser Präsident war beliebt bei Groß und Klein, nicht nur in unserem Verein. Er war auch eine herausragende Persönlichkeit für unseren Heimatort, der das Vereinsleben in Hohenbocka maßgeblich mitgestaltete. Er fungierte als Bindeglied zwischen den Vereinen. So gelang es auch dank seines Engagements neben dem Karneval immer wieder verschiedene Höhepunkte in Hohenbocka zu gestalten, wie etwa die Partynacht, diverses Sommerfeste und Jubiläen anderer Vereine, die durch den HKC unterstützt wurden. Roland ist es auch zu verdanken, dass der HKC seit vielen Jahren ein Vereinsheim, in der Dresdner Straße 4, sein eigen nennen darf. Eines seiner großen Tugenden war auch, dass er den Menschen zuhören konnte, egal zu welcher Zeit und welchem Anlass. Er nahm sich Zeit für die Sorgen seiner Mitmenschen. Roland bleibt für uns ein Vorbild und eine große Leitfigur des Hohenbockaer Karnevalsclub.“ Trotz des Trauerfalls im Club wird es in diesem Jahr eine Karnevalseröffnung in Hohenbocka geben. Warum haben Sie sich dazu entschieden? Gutschmidt: „Der Karneval in Hohenbocka ist ein Vermächtnis, was uns unser verstorbener Präsident hinterlässt. Es ist an uns, sein Lebenswerk fortzuführen. Dazu gehört es eben auch, dass wir den Karneval auch in diesem Jahr begehen und erst recht, weil wir in die 50. Saison starten. Roland hätte es so gewollt, zumal er an den Vorbereitungen für die kommende Jubiläumssaison ohnehin schon beteiligt war. Es ist uns ein Bedürfnis, den Karneval in Hohenbocka zu erhalten.“ Vor 50 Jahren griff in Hochenbocka das Karnevalfieber um sich. Was wissen Sie aus den Anfängen des närrischen Volkes in der Stadt? Gutschmidt: „Bereits 1968 soll es die ersten Ideen für einen Karneval in Hohenbocka gegeben haben. Federführend waren hier die Bürger Wolfgang Sallani, Lotte Krause und Joachim Rieger, der ältere Bruder von Roland. Die drei waren der Meinung, in Hohenbocka muss mal etwas passieren, was die Leute erheitert und zum Lachen bringt, etwas wo man den Alltag vergessen kann und sich vergnügt. Als erstes sollte ein Prinz her. Dazu ließ sich Joachim Rieger überreden. Dieser wurde dann auf einem Bierfass in Kubas Saal, unserem heutigen Saal im Gasthaus ‘Zur Linde’ getragen und es gab einen ersten Seemannskarneval. Allerdings noch nicht mit so vielen Programmpunkten wie heute. Eher mit lustigen Reden und witzigen Spielen. Da durfte auch mal um die Wette getrunken werden. Breits ein Jahr später gab es schon mehrere begeisterte Karnevalisten und sogar ein richtiges Prinzenpaar, Hartmut Liebusch, der Erste und Karin Sallani die Erste. Hohenbocka feierte nun unter dem Thema ‘Eine Reise nach Ägypten’ Karneval. So ging es dann Jahr für Jahr weiter, immer wieder neue Programmthemen, immer mehr Mitglieder und karnevalistisch begeistertes Publikum, bis in die heutige Zeit, zum Auftakt der 50. Saison. Nunmehr vereint der HKC über 80 Mitglieder, im Alter von vier bis 75 Jahren. Besonders stolz sind wir, dass auch noch einer der Gründungsmitglieder, Joachim Rieger, heute unser Ehrenpräsident, immer noch im Verein tätig ist. Auch nach einer kurzen Flaute in der Wendezeit, in der ein wenig das Publikum aus blieb, ist der Karneval in Hohenbocka seit Jahren fester Bestandteil in so manchem Terminkalender geworden. Da Hohenbocka oder „Bucke“ – genannt, schon immer anders ist, als alle anderen, feiern wir Karneval über Rosenmontag hinaus. Beginnend mit der Saisoneröffnung im November, gibt es seit vielen Jahren drei Samstagabend Veranstaltungen im Februar sowie einen traditionellen Seniorenkarneval und Kinderkarneval ebenfalls im Februar, jeweils an einem Sonntagnachmittag. Zu guter Letzt geht der HKC dann noch im März auf seine Zampertour durch das Dorf. Die Veranstaltungen werden gut besucht und wir hoffen, die Jecken bei uns viel Spaß haben. An dieser Stelle sei auch Dank an unser närrisches Publikum gesagt, dass uns seit so vielen Jahren die Treue hält und den Weg aus Nah und Fern nach Hohenbocka findet. Gern heißen wir auch neue Gäste willkommen. Vor dem Hintergrund des Karnevalsjubiläums wird es in diesem Jahr am 11. November erstmals einen Umzug durch den Ort geben. Wie ist die Idee dazu entstanden? Gutschmidt: „Für die Ideenfindung ist in erster Linie das gewählte Präsidium, der sogenannte 11er-Rat zuständig. Dieses setzt sich zu unterschiedlichen Terminen, vor Beginn einer Saison natürlich öfter und fasst wöchentlich zusammen, um in die Planung zu starten. So ist dann auch die Idee mit einer etwas opulenteren Saisoneröffnung entstanden. Hintergrund ist natürlich der Beginn der 50. Saison. Der Karnevalsgott steht offenbar ebenfalls auf unserer Seite, denn es ist schon ein sehr glücklicher Umstand, dass der 11. November diesmal auf einen Samstag fällt. Dadurch ist es ja schon fast ein ‘Muss’, dass wir in diesem Jahr einen Umzug durch den Ort durchführen und eine wie in anderen Karnevalshochburgen praktizierte ‘Übergabe der Regierungsgeschäfte’ des Bürgermeisters an das Prinzenpaar, die sogenannte ‘Schlüsselübergabe’ vollziehen. Vor Jahren hatten wir schon einmal solch eine Schlüsselübergabe praktiziert, allerdings mit wenig Zuschauerbeteiligung. Aus diesem Grund führten wir diese Prozedere nicht fort. Umso mehr hoffen wir, auf viele Gäste in diesem Jahr, die uns natürlich auch schon bei unserem Umzug begleiten können.“ Wer wird am Umzug teilnehmen und was können dabei die Narren und Jecken am Straßenrand erleben? Gutschmidt: „In erster Linie wird der Umzug durch den HKC selbst durchgeführt, angeführt durch das Schalmeienorchester Tettau/Frauendorf e.v.. Super wäre natürlich auch, wenn wir viele Bürger aus Hohenbocka und Umgebung bei unserem Umzug begrüßen dürften, entweder weil sie uns begleiten oder am Straßenrand stehen. Auch über geschmückte Grundstücke, vor allem an der Umzugsstrecke würden wir uns sehr freuen. Der Umzug startet ab 10 Uhr am Vereinsheim in der Dresdener Straße 4, geht entlang der Dorfaue, Bahnhofstraße, großer Siedlungsweg, Waldauenweg, Rosa-Luxemburg-Straße und  die Leippsche Straße hoch bis zur Lade/Gemeindeamt. Hier findet dann um 11.11 Uhr die ‘Schlüsselübergabe’ an das amtierende Prinzenpaar, Prinz Philipp der Erste und Prinzessin Theresa die Erste, statt. Das Schalmeienorchester und die Mitglieder des HKC versprechen richtig gute Stimmung bei Livemusik, einem Platzkonzert, Showeinlagen, Freigetränken und einen kleinen Imbiss.“ Am gleichen Tag steigt ab 20.11 Uhr eine Jubiläumskonfettiparty im Gasthaus „Zur Linde“. Was steckt dahinter? Gutschmidt: „Am Abend findet dann unsere Karnevalseröffnung auf dem traditionellen Saal im Gasthaus ‘Zur Linde’ statt. In den letzten Jahren stand diese Eröffnung unter dem Motto ‘Konfettiparty’ also kein richtig fest gelegtes Thema, jeder kann kommen wie er will, ob Kostümiert oder nicht, spielt keine Rolle. Hauptsache man ist gut drauf und bringt gute Laune mit. Unsere 50 wird entflammt, es gibt ein paar kleine Showeinlagen, einen Ausblick auf das neue Programm im Februar ein ‘The Best off 50’ und natürlich gute Musik vom DJ Basti.“ Können Sie bereits etwas zum diesjährigen Motto sagen und was sind in diesem Jahr die Höhepunkte im Programm des Hohenbockaer Karnevalsclub? Gutschmidt: „Das Motto habe ich ja bereits verraten. Es wäre fatal, wenn wir nicht unseren Fundus nutzen würden, um ein ‘Best off’ von 50 Jahren Karneval zu starten. Gern können sich die Jecken daran beteiligen und noch bis 17. Dezember ihre Wünsche beim HKC einreichen, also welche Highlights sie aus den vergangen Jahren gern noch einmal sehen würden. Dazu sind wir recht offen und flexibel. Nur so viel, es wird mit Sicherheit eine lustige stimmungsvolle Party, auch im Februar geben. Freuen dürfen sich unsere Gäste auch auf eine Jubiläumssommerparty mit einem brandneuen Märchen sowie Musik und Tanz im Festzelt am 30. Juni 2018.“ Wie schwer oder wie leicht ist es heutzutage, Menschen für den Karneval zu begeistern? Gutschmidt: „Es ist leichter, Menschen zum Weinen oder zum Traurig sein zu bringen als zum Lachen und Ausgelassen sein. Man sollte meinen, dass es einem Karnevalsclub nicht schwer fallen dürfte. Aber es gibt Momente, da sitzt man zusammen und es fehlt die zündende Idee. Dann scheint es so, als gehen einem schon mal nach 50 Jahren die Themen und Ideen aus. Wir versuchen uns in unsere Gäste reinzudenken, was könnte ihnen gefallen, worüber könnten sie lachen, würde man selbst darüber lachen oder auch staunen. Das ist natürlich nicht immer leicht. In einem Jahr läuft es besser und das Publikum ist begeistert und in einem anderen Jahr ist eben nicht so gut. Dann kann es auch schon mal vorkommen, dass wir nach der ersten Veranstaltung die Köpfe zusammenstecken, eine ‘Krisensitzung’ einberufen und das Programm einfach umgestalten. Unser Anspruch an uns selbst ist sehr hoch. Auch unsere Gäste haben eine hohe Erwartung und wollen gut unterhalten werden. Besonders schwer ist es nach einem Programm, das richtig toll angekommen ist. Dann fragen wir uns ‘Oh je, wie sollen wir das im nächsten Jahr toppen?’ Von Vorteil für uns ist, dass wir in unseren Reihen mehrere Generationen und Erfahrungen vertreten haben. Deshalb können wir vielleicht die Befindlichkeiten und Interessen unseres Publikums besser verstehen. Na ja und Schluss endlich gelingt es auch nur mit einer gesunden Selbstkritik aber auch mit dem Wissen, dass man es nicht ‘Jedem recht’ machen kann, jedes Jahr ein neues Programm zu schmieden und die Menschen nach Hohenbocka zu locken.“ Der Hohenbockaer Karnevalsclub e.V. kann in diesem Jahr auf sein 35-jähriges Bestehen blicken. Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft des Vereins? Gutschmidt: „Mit Stolz können wir alle auf 50 Jahre Karneval und 35 Jahre Hohenbockaer Karnevalsclub e.V. zurückblicken und zuversichtlich in die Zukunft schauen. Wir sind ein mitgliedsstarker Verein und haben ‘gutes Potential’ in unseren Reihen. Ich denke, dass es auch einer neuen Generation gelingen wird, unseren Karneval weiterzuführen. Sicherlich angepasst an die sich verändernden Rahmenbedingungen und die Erfordernisse der Zeit.“ Ihr letztes Wort…? Gutschmidt: „Das ‘letzte Wort’ haben hört sich gut an. Ich kann an dieser Stelle nur versichern, dass ich selbst und auch die Karnevalisten des HKC alles daran setzen werden, den Karneval in Hohenbocka fortzuführen. Dabei muss der Spaßfaktor und die Freude für unser Publikum aber auch für uns selbst, an erster Stelle stehen sollten. Man darf nicht vergessen, alle Mitglieder sind neben ihren Verpflichtungen im Job und der Familie etc. ehrenamtlich tätig. Sie beleben diesen Verein, weil sie verrückt genug dazu sind und weil sie Freude an dem haben, was sie da tun. Ich möchte zum Schluss nur noch Danke sagen, Danke an alle meine Mitstreiter im HKC, Danke an das Publikum, was uns durch Applaus, Lob und konstruktiver Kritik immer wieder ermutigt, weiter zu machen. Danke auch an unsere Sponsoren und Unterstützer aus den Kommunen und den Vereinen unseres Ortes. Dank an alle, die dazu beitragen, dass es seit 50 Jahren Karneval in Hohenbocka gibt. Bucke Helau!“ (Stefan Staindl)Hohenbockaer Karnevalsclub e.V.


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