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Wertschöpfung durch Tourismus

Im WochenKurier-Interview: Gottfried Richter, Direktor des Amtes Kleine Elster.
Gottfried Richter, Direktor des Amtes Kleine Elster, auf der Förderbrücke F60. Foto: Amt Kleine Elster

Gottfried Richter, Direktor des Amtes Kleine Elster, auf der Förderbrücke F60. Foto: Amt Kleine Elster

Hr. Richter, das Osterfest steht vor der Tür. Welche Bedeutung hat für Sie dieses christliche Fest? Gottfried Richter: „Ich bin gläubiger protestantischer Christ und halte es gern mit dem Inhalt des Osterspazierganges von Goethe, der ja bekanntlich mit den Worten endet ’Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein‘“. Was sollte man in Ihrem Amt an den Osterfeiertagen unbedingt nicht verpassen? Richter: „Ein Spaziergang oder ein Ausflug nach Lichterfeld zur F 60 wäre empfehlenswert. Von oben kann man unsere größte Baustelle besichtigen. Wir erschließen ja gerade den Bergheider See.“ Seit 1993 sind Sie Direktor im Amt. Das sind immerhin stolze 24 Jahre. Wie schaffen Sie es, die Motivation für Ihre Arbeit stets hoch zu halten? Richter: „Ich kann mich gut selbst motivieren und suche ständig neue Ideen für die Gestaltung unserer Gemeinden, um sie attraktiv zu halten. Bei Misserfolgen erhalte ich Beistand von meiner Frau, die Psychologielehrerin ist und mich dann wieder aufbaut.“ Ein Blick zurück: Auf was sind Sie im Laufe Ihrer zurückliegenden Amtszeit besonders stolz? Richter: „Wie Sie vielleicht wissen, bin ich Seiteneinsteiger in das politische Amt, von Hause aus Elektroautomatisierungsingenieur und war in meinem Vorleben mit Fabrikplanung beschäftigt, was zu der Entwicklung des Gewerbe- und Industrieparks in Massen geführt hat. Die Aktivierung des ehemaligen Militärflugplatzes in Schacksdorf sowie die Wiederinbetriebnahme der Eisenbahn von Finsterwalde nach Lichterfeld waren Meilensteine. Das Starprojekt ist natürlich die F 60, neben meinem Verwaltungsamt bin ich ein echter Bergwerksdirektor.“ Und was wurmt Sie? Richter: „Mich wurmt die Unzufriedenheit vieler Einwohner nicht nur in meinem Amt. Was nach der Wende 1990 bis heute in Ostdeutschland geschaffen wurde, ist einzigartig auf der Welt. Der materielle Qualitätssprung der Lebensverhältnisse wird gegenüber dem sozialistischen System als selbstverständlich angesehen. Die vielen Kritiker sollten sich lieber selbst aktiv in die Gestaltung das Gemeinwesen einbringen, anstatt zu fordern oder zu erwarten.“ Was sind wichtige Projekte, die in diesem Jahr im Amt anstehen? Richter: „Neben unserem Großprojekt den Bergheider See zu erschließen, was sicher noch bis 2020 dauern wird, sind noch die Fertigstellung der Sport- und Spielplätze in Massen, die Modernisierung des Arzthauses in Sallgast und die Beendigung der Neugestaltung des Schul- und Kitazentrums in Crinitz zu erwähnen.“ Seit 2015 kann man im Bergheider See baden. Welche Bedeutung hat dieses Kleinod nahe Lichterfeld für das gesamte Amt? Richter: „F 60 und Bergheider See sind Motor der touristischen Entwicklung nicht nur im Amt, sondern im Landkreis Elbe-Elster. Hier kommen schon heute jährlich rund 80.000 Besucher an, diese gilt für die umliegenden Dörfer und Städte zu begeistern und zu animieren länger als nur einen Tag zu bleiben. Lässt der Tagesbesucher 15 bis 20 Euro am Ort, so wendet der Übernachtungsgast schon 50 bis 60 Euro auf. Es entsteht Wertschöpfung durch Tourismus.“ Wie bewerten Sie die Entwicklung des gesamten ehemaligen Tagebaugebietes Klettwitz-Nord auf Ihrem Amtsgebiet? Richter: „Nach der Kohle sind neue Landschaften entstanden. Wie man sieht ist dies eine Generationenaufgabe. Erst 25 Jahre nach der Stilllegung fangen die Landschaften an zu blühen. Nicht nur durch Badesee und Besucherbergwerk, sondern auch als Naturparadies Grünhaus und Mainzer Land. Genauso wichtig ist auch die Nutzung der ehemaligen Hochkippe für Errichtung von Windkraftanlagen. Also eine gute Symbiose.“ Anfang Juli findet erneut das Feel Festival am Bergheider See statt. Der Ort scheint sich gerade bei jungen Menschen einen Namen zu machen? Richter: „Ja, wir brauchen was für junge Leute. Deshalb haben wir uns in Lichterfeld für eine besondere Ausrichtung des Bergheider Sees als Bestandteil des Lausitzer Seenlandes entschieden. Ein Alleinstellungsmerkmal soll es sein. Innovationen, Sport und Events stehen zukünftig auf dem Programm.“ Welche Ecke in Ihrem Amt würden Sie besonders jungen Familien für die Freizeitgestaltung empfehlen? Richter: „Junge Familien mit Kindern brauchen Angebote. Mit kleineren Kindern kann man die Waldbäder in Crinitz - mit Bademeister - oder Babben besuchen. Familienfahrradtouren auf den Radwanderwegen sind verkehrssicher und führen fast in jeden Ort zu einem Spielplatz. Wer mutig ist und größere Kinder dabei hat, sollte zum Flugplatz nach Schacksdorf fahren, wo man Tandemfallschirm springen kann.“ Was ist Ihr persönlicher geheimer Ort im Amt Kleine Elster? Richter: „Es gibt einige geheimnisvolle Orte, so zum Beispiel der Großbunker auf dem Flugplatz in Schacksdorf oder der alte Wasserturm in Sallgast. Für mich ist es jedoch der Gedenkstein im Wald zwischen Lindthal und Rehain für einen Revierförster, der durch einen Wilddieb ums Leben kam. Darüber gibt es die tollsten Geschichten.“ Ihr letztes Wort…? Richter: „Wir müssen Gemeindegebietsreformen verhindern. Kommunale Selbstverwaltung ist das höchste Gut für die Einwohner einer Stadt oder Gemeinde. Sie bestimmen über ihre Vertretung selbst was im Ort passieren soll. Wir müssen alles daran setzen, dass das so bleibt.“


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